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0529 - Der Würgeadler

0529 - Der Würgeadler

Titel: 0529 - Der Würgeadler
Autoren: Jason Dark
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Gott…«
    Nach diesen Worten war es still zwischen ihnen. Eliette, die nahe des alten Eisenofens stand, wollte irgend etwas tun, um diese Anspannung zu durchbrechen. »Ich werde uns allen einen Kaffee kochen«, sagte sie. »Der tut bestimmt gut.«
    »Phantastische Idee.« Paul stimmte ihr zu und ging dabei zum Küchenschrank, der aus einem Unter- und einem Oberteil bestand.
    In die Türen des Oberteils waren Glasscheiben eingefaßt worden.
    »Ich genehmige mir auf den Schreck einen Schnaps.«
    »Vergiß mich nicht«, sagte Jacques Grenier.
    »Keine Sorge.«
    Der Schnaps befand sich in einer großen, durchsichtigen Glasflasche. Er war selbstgebrannt und schmeckte nach reifen Birnen. »Du auch einen, Eliette?«
    »Jetzt ja.«
    Paul stellte die Flasche auf den Tisch, nachdem er drei Gläser bis zum Rand gefüllt hatte.
    Pierre hatte es nicht mehr ausgehalten. Er war an das rechte Fenster getreten und schaute nach draußen.
    Die anderen tranken und hatten die Gläser kaum leer, als sie die Worte des Jungen hörten.
    »Wir bekommen Besuch – es sind… sind Fremde!« Pierre drehte sich um. Aus weit aufgerissenen Augen schaute er seine Eltern an …
    ***
    »Nein!« sagte Paul Grenier. Er stellte das Glas ab, ging zum Fenster und sah einen roten Wagen, der sich mühsam und mit kettenbestückten Reifen über den freigeschaufelten Weg quälte, der bis zum Haus der Greniers führte.
    Auch Eliette ging zu ihrem Mann. »Kennst du das Fahrzeug?« fragte sie.
    »Nein.«
    Sie streifte die Schürze ab. Jetzt trug sie nur den dicken, schwarzen Pullover und die Winterjeans. »Ich auch nicht.«
    »Jedenfalls wollen sie zu uns.«
    »Ob sie etwas mit den Vögeln zu tun haben?« fragte Pierre vorsichtig.
    Sein Vater hob die Schultern. »Kann sein, wir werden sehen. Jedenfalls bin ich auf der Hut.«
    »Ich kann dir mein Gewehr geben«, sagte Jacques.
    »Nein, um Himmels willen, keine Gewalt«, flüsterte Eliette. Sie beobachtete die Männer, als sie ausstiegen. Es waren zwei. Ein dritter blieb im Fond des Wagens zurück.
    »Meine Güte, der eine ist Japaner oder Chinese«, sagte sie und schaute sich um. »Was kann das denn bedeuten?«
    Niemand wußte eine Antwort. Doch jeder von ihnen wartete gespannt auf das Klopfen an der Haustür…
    ***
    Die Fahrt in den Ort hinein war furchtbar gewesen. Wir hatten nach den dunklen Vögeln Ausschau gehalten und sie noch einige Male entdeckt. Sie wechselten häufig ihren Standort. Es hatte auch so ausgesehen, als wären sie auf einigen Hausdächern oder Fensterbänken gelandet. Man konnte dieses Dorf mit gutem Gewissen als ausgestorben bezeichnen oder versteckt liegend unter dem winterlichen Leichentuch. Einige Kinder hatten noch Spaß an der Schneemenge gefunden. Sie fuhren Schlitten oder schlitterten auf zugefrorenen Teichen.
    Erwachsene hatten wir kaum gesehen. Uns war auch niemand entgegengekommen.
    Irgendwo mußten wir die Nacht über bleiben. Ich hatte die Schneise entdeckt, die von der Straße her – jedenfalls gingen wir davon aus, daß wir uns auf der Straße befanden – zu einem Haus führte. Die Schneise war so breit, daß wir mit unserem Wagen durchkamen. Welches Gebäude ein Gasthaus oder eine Pension war, konnten wir an den zugeschneiten Fronten nicht erkennen.
    Van Akkeren war in den letzten zehn Minuten still gewesen. Er hatte nur ständig den Himmel nach den Vögeln abgesucht, während wir uns einem Haus näherten.
    Daß wir von den Bewohnern beobachtet wurden, erkannten wir an den Bewegungen hinter den Scheiben der Erdgeschoßfenster.
    Dort hatten sich gleich mehrere Personen versammelt.
    »Bin mal gespannt, wie der Empfang sein wird«, sagte Suko.
    »Wenn du dich benimmst…«
    »Schließe du nicht von dir selbst auf andere. Und was machen wir mit unserem Freund?«
    »Der bleibt im Wagen!«
    Van Akkeren hatte die Worte gehört. »He, ihr Mistbullen. Wollt ihr mich erfrieren lassen?«
    »Anrosten werden Sie schon nicht!« erwiderte Suko.
    »Aber erfrieren!« rief van Akkeren.
    »Wir werden Ihnen das Feuer der Hölle zum Aufwärmen bringen.« Ich grinste kalt. »Vielleicht reicht auch eine Decke!«
    Van Akkeren schluckte. »Euch wird noch eingeheizt werden«, versprach er uns. »Die Vögel waren erst der Anfang, darauf könnt ihr euch verlassen, ihr Hundesöhne…«
    Wir knallten die Türen zu und gingen die letzten Schritte zum Haus, wo die Tür noch immer nicht geöffnet worden war. An der Tür erkannte ich, daß es sich um ein Bauernhaus handelte. Beim Eintreten mußte ich den
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