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0527 - Der Tag der Kobra

0527 - Der Tag der Kobra

Titel: 0527 - Der Tag der Kobra
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht anzurufen«, sagte Rani. »Das habe ich schon getan, Sir.«
    Tendyke legte den Hörer langsam wieder auf die Gabel. »Wie kommen Sie hier herein? Wieso sind Sie hier?«
    »Ich wollte mich mit Mister Cock unterhalten«, sagte sie und kam langsam näher. »Aber das geht ja jetzt wohl nicht mehr.«
    Tendyke spürte, daß etwas nicht stimmte! Er hatte die Klingel betätigt. Niemand hatte sich gerührt. Rajnee mußte sich in einem der Räume aufgehalten haben, in die er noch keinen Blick geworfen hatte. Warum hatte sie sich nicht sofort bemerkbar gemacht? Wenn sie selbst schon die Polizei gerufen hatte, wäre das doch nur natürlich gewesen!
    »Seit wann sind Sie hier?« fragte er. »Ich weiß nicht…?«
    »Sie sind hierhergekommen. Beschreiben Sie mir, was passierte. Was haben Sie getan? Die Haustür war verschlossen, Sie haben auf die Klingel gedrückt, es wurde geöffnet… oder waren Sie hier, bevor Mister Cock eintraf?«
    »Was wollen Sie damit behaupten?« stieß sie hervor. »Sie wollen sagen… wenn ich vor ihm hier war, hätte ich seinen Mörder sehen müssen… ?«
    Tendyke rang sich ein Lächeln ab. »Von einem Mörder haben soeben Sie erstmals gesprochen. Wie kommen Sie darauf, daß es einen Mörder gibt? Vielleicht ist Mister Cock eines natürlichen Todes gestorben? Oder können Sie eine Verletzung oder Vergiftungserscheinungen an ihm beobachten?«
    »Sie fragen wie ein Polizist«, stieß sie hervor. »Was soll das, Sir? Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig.«
    Seine Muskeln spannten sich. Er näherte seine Hand mit dem Taschentuch wieder dem Telefonhörer. »Es gibt zwei Möglichkeiten, Miß Rajnee«, sagte er. »Entweder sind Sie hereingekommen, als Cock bereits tot war. Oder Sie haben ihn umgebracht!«
    Er starrte sie durchdringend an.
    Ihre natürliche Reaktion wäre jetzt vermutlich gewesen: »Sie sind ja wahnsinnig! Sie wollen mich als Mörderin hinstellen, aber das ist nicht wahr!«
    Aber so reagierte sie nicht.
    Sie lächelte nur. Es war ein frostigkaltes, gnadenloses Lächeln.
    »Sie werden gleich begreifen, was geschehen ist«, sagte sie. »Und dann wird es für Sie keinen Weg zurück mehr geben.«
    Er rechnete damit, daß sie die letzten zwei Meter zurücklegte, vielleicht über den Schreibtisch flankte, an dem er stand, und ihn körperlich angriff.
    Aber sie tat etwas völlig anderes…
    ***
    Unwillkürlich schrie Zamorra auf. Er riß die Hand hoch. Eine etwa unterarmlange Messing-Kobra hatte sich in seinen Handrücken verbissen. Als er die kleine Bestie instinktiv abzuschütteln versuchte, schmerzte es nur um so schlimmer, weil die Zähne fest in seiner Hand saßen. Er wirbelte herum, schmetterte den beweglichen Schlangenkörper gegen die Hauswand. Mit der anderen Hand versuchte er, den Dhyarra-Kristall aus der Jackentasche zu holen. Er preßte den Schlangenkopf gegen die Wand; der Körper wand sich, bewegte sich wie eine peitschende Geißel. Derweil wurde Ssacahs Gift in Zamorras Adern gepumpt! Er preßte den blaufunkelnden Sternenstein gegen den Messingkörper und konzentrierte sich auf die Vorstellung, daß die Messingschlange schmolz.
    Er brüllte auf, als der Schmerz in seiner Hand noch intensiver wurde. Eine Glutwelle durchdrang seine Adern. Dann floß geschmolzenes Messing an der Hauswand abwärts. Noch bevor es den Boden erreichte, war es schon wieder erkaltet. Eine bizarre Metallform löste sich vom Rauhputz der Wand und klappte zu Boden, zerbrach beim Aufschlag in fünf Einzelteile.
    Zamorras linke Hand schmerzte immer noch. Glut tobte sich in seinen Adern aus. Er verzog das Gesicht, hätte sich fast die Zungenspitze abgebissen. Der Typ aus dem Pförtner-Glaskasten tauchte auf. »Sir, was ist passiert? Haben Sie sich verletzt?«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht wehrte Zamorra ab. »Gerade hat ein Mann das Haus betreten«, sagte er. »Halten Sie ihn auf! Halten Sie ihn fest! Er ist gefährlich, ich kenne ihn! Rufen Sie die Polizei…«
    Der Pförtner starrte ihn an wie ein Gespenst. »Sir… ?«
    »Nun machen Sie schon!« rief Zamorra, in dessen Hand der Schmerz langsam nachließ, während er sich in abgeschwächter Form in Richtung Ellenbogen fortpflanzte. »Der Mann ist vielleicht ein Attentäter, ein Terrorist.«
    »Von welchem Mann sprechen Sie, Sir?«
    »Na, von dem, der gerade so brandeilig hier hineinstürmte!«
    »Sorry, Sir. Aber da war niemand. Sie haben das Haus verlassen, aber in der letzten Viertelstunde hat niemand es betreten…«
    ***
    Sie spie eine Schlange
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