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0522 - Der Zombie-Macher

0522 - Der Zombie-Macher

Titel: 0522 - Der Zombie-Macher
Autoren: Werner Kurt Giesa
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keuchte er heiser »Ich - ich will das nicht…«
    »Du wirst es tun müssen«, sagte Skaithor ruhig. »Ich würde diese Aufgäbe ja lieber den Zombies überlassen. Aber, weißt du, Duncan - sie können nicht mehr so gut sprechen. Wer würde ihr Röcheln schon verstehen? Deswegen mußt du diese Aufgabe übernehmen. Dort ist das Telefon. Benutze es und sage genau das, was ich dir vorspreche.«
    Der Druck wurde stärker.
    »Oder soll ich eine Hand oder einen Fuß der Puppe abschmelzen? Wie würde dir das gefallen, mein Freund?« drohte der Houngan.
    »Ich gehorche, Mister Sky«, preßte Duncan widerwillig hervor.
    Der Grundstücksmakler lächelte zufrieden. »Warum nicht gleich so?«
    ***
    Shado ließ sich wieder auf einem der Felle nieder. Er hätte es wissen müssen. Zamorra ließ sich vor diesen Karren nicht spannen. Shado machte ihm deshalb auch keine Vorwürfe. Er wußte ja selbst nicht mehr, ob die alten Gebräuche noch Gesetz sein konnten. Die Yolngu und die Weißen - es waren zwei völlig unterschiedliche Kulturen mit einem ebenso unterschiedlichen Ethik-Verständnis. Für die Yolngu gehörten Tod und Leben auf eine ganz andere Weise zusammen als für die vorwiegend christlich geprägten Ideale der weißen Zivilisationen. Und er, Shado, lebte zwischen beiden Welten und gehörte zu keiner von beiden wirklich.
    Vielleicht sollte der entweihte Traumzeitplatz entweiht bleiben. Vielleicht sah er selbst alles viel zu eng. Immerhin gehörte er ja nicht einmal zu jenem anderen Stamm. Mochten dessen Angehörige, wenn sie den Frevel bemerkten, doch selbst etwas für die Wiederherstellung tun.
    »Ich darf nicht so tun, als sei ich der Anwalt meines Volkes«, murmelte der Aborigine leise. »Vielleicht bin ich über mein Ziel hinausgeschossen. Der Aufenthalt bei meinem Stamm… der Urlaub… ich bin wieder zu sehr Yolngu geworden, statt ›Aborigine‹ zu bleiben…«
    Ihm war klar, daß sein Volk untergehen würde, wenn es sich der neuen Zeit und den neuen Träumen anpaßte. So wie die Indianer ebenfalls untergehen würden. Die Eigenständigkeit ihrer Kultur war auf jeden Fall zum Tode verurteilt. Die alten Traditionen starben aus, junge Generationen kannten sie kaum noch oder verleugneten sie.
    Shado schloß die Augen. Die Parallelen waren eindeutig. Die Yolngu waren in grauer Vorzeit aus Asien eingewandert, als es die Landbrücke zwischen den Kontinenten noch gegeben hatte. Und jetzt wurden sie von den Weißen verdrängt. Die Indianer waren einst aus Ostasien nach Südamerika gekommen und hatten sich nach Norden ausgebreitet. Auch sie waren von den Weißen mehr und mehr verdrängt worden. Ja, die Weißen waren eine aktive, erobernde Rasse, während die Asiaten - und in ihrer Folge eben die Yolngu und die Indianer -eher statische Kulturen bildeten und dadurch automatisch unterlegen waren.
    »Zamorra hat recht. Es entspricht nicht seinem Wesen, ohne Zwang zu töten. Der Frevel bleibt ungesühnt. Du hast deinen Traum umsonst an mich verschenkt, Regenbogenmann.«
    Dennoch - oder vielleicht gerade deswegen - hatte Zamorra einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Es war nicht das, was der Mann aus Frankreich gesagt oder getan hatte. Es war eher das, was er war.
    »Ich denke, wir müssen in Verbindung bleiben«, murmelte er. »Da hast du ja was angerichtet, Silbermondfrau Teri Rheken…«
    ***
    Teri Rheken hörte das Telefon im Nebenzimmer anschlagen. Wer rief Zamorra oder Nicole um diese Zeit an? Entschlossen sprang sie in deren derzeit verwaistes Zimmer und nahm das Gespräch mit einem unpersönlichen »Ja, bitte?« entgegen.
    »Ein Gespräch von außerhalb. Ich stelle durch«, hörte sie die Telefonistin des Hotels, die im Zeitalter moderner Telekommunikation diese Funktion vermutlich nur noch aus nostalgischen oder psychologischen Gründen versah. Und dann erklang eine unbekannte Männerstimme. Die Worte kamen zögernd, als würde der Mann seinen Text umständlich ablesen, oder jemand sagte ihn ihm vor.
    »Zamorra? Wir haben Ihre Assistentin Duval. Wenn Sie sie lebend Wiedersehen wollen, kommen Sie nach…«
    Es folgten Wegbeschreibungen und die übliche Drohung, die Geisel zu töten, falls die Polizei eingeschaltet werde. Aber die Lösegeldforderung fehlte; nur ein »unverzüglich; nach Mitternacht kann es zu spät sein« folgte. Noch ehe Teri sich irgendwie bemerkbar machen konnte, legte der Anrufer auf, der sich als Mel Duncan identifiziert hatte.
    Genau das war es. Bei jedem anderen Namen oder einen anonymen Anruf hätte
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