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0518 - Der Vampir von Versailles

0518 - Der Vampir von Versailles

Titel: 0518 - Der Vampir von Versailles
Autoren: Werner Kurt Giesa
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es wirklich war.«
    »Du meinst also, wir müßten Morillon verschwinden lassen?«
    »Mitnichten«, seufzte der Namenlose. »Sein Verschwinden wird auffallen. Es muß als ein Unglücksfall dargestellt werden. Nicht ganz ohne Absicht sprang ich eben so wild einher. Wenn Monsieur Morillon ähnliche schauspielerische Aktivitäten unterstellt werden, so könnte es doch so aussehen, als habe er sich dabei versprungen und…«
    »Gefällt mir nicht«, gestand Zamorra. »So fatal es auch ist, ist es vielleicht besser, die Wahrheit zu sagen.«
    »Über einen Vampir und sein Opfer? Das wird Euch doch niemand glauben, Herr!«
    »Erstmal verlassen wir gleich dieses Zimmer«, übernahm Cristofero das Kommando. »Zweitens machen wir hinter uns die Tür zu. In Worten: Man lehne die Trümmer bestmöglich an, auf daß niemand ohne Anstrengung ins Zimmerinnere spähen kann. Und Morillon lege man ins Bett, als ob er schlafe. Das fällt weniger auf.«
    Trotzdem war es Zamorra sehr unbehaglich zumute.
    Wenn der Zimmernachbar trotz der Beschwichtigungsversuche auf den unseligen Gedanken kam, sie alle des Mordes oder der Beihilfe daran zu bezichtigen, konnten sie sich gleich einen Grabstein meißeln lassen.
    Aber Zamorra mochte auch nicht die Wahrheit verdrehen, nur um seinen Hals zu retten. Es mußte doch eine Möglichkeit geben, aus dieser vertrackten Lage wieder herauszukommen!
    Nicole fiel ihm ein.
    Wieso war sie eigentlich noch nicht zurück?
    ***
    Das Amulett zeigte Nicole den Weg. Sie hatte sich in Halbtrance versetzt und die handtellergroße Zauberscheibe so eingestellt, daß sie in ihrem Zentrum eine Art Miniatur-Bildschirmchen bildete, der Bilder aus der Vergangenheit zeigte. Da Rebecca erst vor wenigen Augenblicken hier entlanggelaufen war, bedurfte es keiner besonders großen inneren Kraftanstrengung, ihren Weg zu verfolgen. Je länger ein Ereignis zurücklag, desto schwieriger wurde es, es zu beobachten. Irgendwann wurde der Aufwand an psychischer Energie so groß, daß es sich nicht mehr lohnte, das Amulett einzusetzen, weil schon nach wenigen Augenblicken der Zusammenbruch durch Erschöpfung erfolgte.
    Hier aber war es kinderleicht.
    Nicole betrachtete das Bild im Amulett-Zentrum, das auch bei Dunkelheit gut zu erkennen war, weil es schwach leuchtete. Auch hierin glich es einem Fernsehschirm. Halbblind für ihre Umgebung, schritt sie diesem Mini-Bild entsprechend aus. Dabei näherte sie sich einem kleinen Waldstreifen, nachdem sie die Abgrenzung des Schloßparkes hinter sich gelassen hatte.
    Der Angriff erfolgte völlig überraschend.
    Das Amulett, mit seiner Energie auf die Zeitschau eingestellt, warnte sie viel zu spät. Etwas raste aus heiterem Nachthimmel auf Nicole nieder. Das Bild erlosch; sie wurde unsanft aus ihrer Halbtrance gerissen und zu Boden geschleudert. Ledrige Schwingen schlugen über ihr, Klauen packten zu. Etwas stieg herab. Ein grünliches Lichtfeld baute sich um sie herum auf. Das Amulett versuchte, sie gegen den dämonischen Angriff zu schützen. Aber es war zu langsam. Ein wuchtiger Schlag durchdrang das Schutzfeld, das sich noch nicht richtig aufgebaut und stabilisiert hatte, traf ihren Kopf und raubte ihr das Bewußtsein.
    ***
    Noch einmal ging Teri Rheken in Gedanken alles durch. Der magische Energieaufwand mußte hundertprozentig stimmen, und er mußte auch auf das Ziel abgestimmt werden; die Schwierigkeit bestand darin, daß dieses Ziel möglicherweise beweglich und nicht an einem bestimmten Ort zu lokalisieren war. Das Foto, das Zamorra im 1. Weltkrieg zeigte, wies darauf hin, daß er nicht unbedingt im Château Montagne zu finden sein würde.
    Schließlich plazierte Teri den Ring mit dem blauen Stein inmitten des Raumes, in dem auch der Gnom an der Zeitversetzung gearbeitet hatte. Sie veränderte die Kreidezeichen ein wenig, stimmte sie auf die wesentlich geringere Masse ab. Hatte der Gnom gut zwei Jahre an dem Rückkehrzauber gebrütet, hatte Teri das durch den Computereinsatz bei ihren Berechnungen innerhalb einiger Stunden hinbekommen. Allerdings hatte sie es auch leichter gehabt als der Namenlose; sie hatte auf seiner Arbeitsbasis aufbauen können.
    Sie begann mit dem Zauber, nachdem sie noch sieben weitere, kleine Symbole hinzugefügt hatte, damit der Ring die Zielperson, also Zamorra, auch erreichte, wenn er sich nicht im Château befand.
    Die Silbermond-Druidin hoffte, daß der Zauber so funktionierte, wie sie ihn berechnet hatte und ihn sich in ihren Gedanken vorstellte.
    ***
    Rebecca
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