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0518 - Der Vampir von Versailles

0518 - Der Vampir von Versailles

Titel: 0518 - Der Vampir von Versailles
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Deveraux hatte sich gut fünfzehn Meter tief in der Dunkelheit des Wäldchens hinter einem Baumstamm verborgen. Sie hoffte, daß ihre Verfolgerin sie nicht entdeckte. Sie war keine Kämpfernatur, und daß sie in ihrem Zimmer einen Menschen getötet hatte, war nicht mehr bis in ihr Bewußtsein vorgedrungen. Der Vampir hatte sie bis hierher gesteuert, und er entließ sie jetzt stückweise aus seiner direkten Bewußtseinskontrolle.
    Sie fragte sich, was sie eigentlich hier draußen im Wald tat. Es war Nacht, und sie mußte doch jetzt eigentlich schlafen, um am Morgen für die Arbeiten des kommenden Tages ausgeruht zu sein. Statt dessen trieb sie sich im Freien herum, sogar außerhalb des Schloßparkes! Sie konnte das Schloß nur in einiger Entfernung als dunkle Silhouette erkennen.
    Dann entdeckte sie ihre Verfolgerin. Plötzlich stieß eine schwarze, flatternde Riesengestalt aus einem der Bäume herab, jagte auf die andere Frau zu und warf sie nieder. Etwas leuchtete grün auf, und für Augenblicke schien ein Blitzgewitter aufzuzucken. Grüne Funken sprühten. Die dunkle Gestalt taumelte. Die Frau blieb reglos liegen, während das grüne Licht um sie herum allmählich verblaßte.
    Aus der dunklen Gestalt formte sich Nicolas le Roumain. Er taumelte. Erschrocken löste sich Rebecca aus ihrem Versteck und eilte ihm entgegen. »Seid Ihr verletzt, Chevalier?«
    Er schüttelte nur den Kopf. Aber sie konnte jetzt im Mondlicht die Verbrennungen sehen, die er sich zugezogen hatte.
    »Fort«, murmelte er. »Fort von hier. Wir müssen uns beeilen… ehe der Tag anbricht…«
    Sie verstand nicht, was er damit meinte. Aber seltsamerweise flößte ihr der Gedanke an das Tageslicht eine nie gekannte Furcht ein.
    ***
    Einige Stunden später fanden Zamorra, Cristofero und der Gnom die bewußtlose Nicole draußen vor dem Wald. Sie entdeckten auch die Fußspur eines Mannes, die zum Waldrand führte, und von dort aus setzte sie sich zusammen mit einer anderen Fußspur im hohen Gras fort. Zamorra brauchte sich der Zeitschau des Amuletts nicht zu bedienen; er konnte sich auch so zusammenreimen, was sich hier abgespielt hatte. Rebecca war vor Nicole her in den Wald geflüchtet und am Waldrand hatte der Vampir Nicole aufgelauert und sie angegriffen. Daß es der Vampir gewesen war, dafür sprach, daß die Spur praktisch aus dem Nichts heraus begann. Der Vampir hatte Nicole also wohl aus der Luft attackiert. Aber er konnte dabei nicht ganz ohne Blessuren davongekommen sein, denn sonst hätte er seinen weiteren Weg nicht zu Fuß fortgesetzt. Das hatte er bestimmt nicht getan, um in Rebeccas unmittelbarer Nähe zu bleiben, die die Transmutation zum Flugwesen mit ziemlicher Sicherheit noch nicht vollbringen, also auch nicht zusammen mit dem Blutsauger fliegen konnte. Außerdem hätte er Nicole schwerlich so liegengelassen, sondern sie getötet, wenn er dazu noch in der Lage gewesen wäre.
    »Ihr Herren, schaut!« sagte der Gnom. Er hatte mit den Händen in der Erde herumgewühlt, auf der Nicole lag, und hielt einen dunklen Klumpen in den Fingern.
    Der Strahl einer Mini-Taschenlampe flammte auf. Cristofero hatte eines seiner kleinen technischen Schmuggelgüter zum Einsatz gebracht. Im Lichtschein erkannte Zamorra, was der Gnom gefunden hatte.
    Ein Klümpchen getrockneten Blutes.
    Schwarzes Blut.
    Es gab noch mehr davon. Der dämonische Vampir mußte tatsächlich verletzt sein. So verletzt, daß er nicht mehr hatte kämpfen können.
    »Jetzt kriegen wir ihn«, frohlockte Don Cristrofero. »Er kommt bestimmt nicht rasch vorwärts. Wir können ihn einholen und unschädlich machen!«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Er hatte festgestelt, daß Nicole ebenfalls verletzt war. Es gab auch rotes Blut im Sand. »Wir können sie nicht hier liegenlassen«, sagte er. »Sie muß zurück ins Schloß. Der Vampir fliegt uns schon nicht weg.«
    »Aber er läuft uns weg, deMontagne!« protestierte Don Cristofero.
    Zamorra deutete auf das Amulett. »Damit finden wir ihn wieder. Und wenn wir ihn bei Tageslicht aufspüren, hat er nicht die geringste Chance. Außerdem stolpere ich nicht gern bei Dunkelheit in mir unbekannten Landschaften herum. Wohin das führt, sehen wir an Nicole. Sie muß ihm direkt in die Fänge gelaufen sein. Vielleicht wartet er nur darauf, daß wir ihm folgen, und stellt uns bereits eine Falle. Daß er zu verletzt ist, um einen direkten Kampf zu führen, bedeutet schließlich nicht, daß er auch zu geschwächt ist, uns in eine tödliche Falle laufen
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