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0517 - Zitadelle des Todes

0517 - Zitadelle des Todes

Titel: 0517 - Zitadelle des Todes
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Revolutionär.«
    Don Cristofero trat ein.
    »Heda, Wirt! Ein Glas… nein, eine ganze Karaffe Wein, und zwar die Sorte, die Er selbst zu trinken pflegt. Nicht das gefärbte Wasser, das Er den anderen Tölpeln vorsetzt! Spute Er sich, mich dürstet gewaltig!« Er schritt auf einen Tisch zu, an dem nur zwei Männer saßen. Alle anderen Tische waren voll besetzt.
    »Auf, ihr Burschen!« fuhr Cristofero die beiden fröhlichen Zecher respektive Revolutionäre an. »Verschwindet! Dies ist jetzt mein Tisch!«
    Einer der beiden, ein grobschlächtiger, schwarzhaariger Mann, richtete sich langsam auf. Eine steile Unmutsfalte bildete sich auf seiner Stirn.
    »Vorsicht mit der Stimme«, knurrte er. »Sonst atme ich dich ein, Bürgerchen!«
    Worauf Cristofero den Tisch rammte und ihn samt dem Mann gegen die Wand stieß. Der Grobschlächtige ächzte, sein Oberkörper kippte über die Tischplatte nach vorn, und seine Hand faßte nach der fleckigen Samtjacke Cristoferos.
    »Jetzt mache ich dich kalt!« zischte er.
    Der zweite Mann saß nach wie vor auf seinem Platz, hatte nur die Beine ein wenig zur Seite genommen, als Cristofero den Tisch schwungvoll verschoben hatte. Jetzt drehte er sich zurück, zog ein Messer und drückte es Cristofero gegen die Seite.
    »Du wirst meinen Freund jetzt ganz artig um Verzeihung bitten«, zischte er, »und ihm deine Geldkatze als Entschädigung aushändigen. Ansonsten bist du tot, und kein Hahn kräht hinter dir her!«
    Cristofero seufzte abgrundtief.
    »Muß man es diesem Pöbel denn immer wieder sagen? Niemand faßt mich ohne meine Erlaubnis an! Das gilt auch für Gesindel wie euch!«
    »Ach, du wirst mir sicher die Erlaubnis geben, Bürgerchen«, höhnte der Grobschlächtige.
    Cristofero sah mißbilligend auf die Hände nieder, die sich noch immer in seine Jacke gekrallt hatten. »Eher würde ich sterben«, verriet er.
    »Das läßt sich einrichten, Bürger«, warf der Mann mit dem Messer ein und stieß zu.
    ***
    »Natürlich habe ich ein Interesse daran, meinen… äh… Freund zu befreien«, sagte Zamorra. Er hatte einen kurzen telepathischen Kontakt bekommen und dabei festgestellt, daß der Mann, der sich René Macaire nannte, es ehrlich meinte. Manchmal, unter besonders günstigen Umständen, konnte Zamorra die Gedanken von Menschen erkennen, mit denen er es zu tun hatte, so wie in diesem Fall. Nicole war eine wesentlich bessere Telepathin als er, hätte weitaus mehr erkennen können, aber das wenige, was Zamorra »sah«, reichte aus. Macaire trieb kein falsches Spiel. Er suchte wirklich Unterstützung.
    »Aber dazu muß ich erst einmal wissen, wohin man ihn gebracht hat. Und - welche Vorteile bringt uns beiden eine Zusammenarbeit? Ich kann mir nicht vorstellen, daß du mich nur einfach so angesprochen hast, Bürger Macaire.«
    »Zu zweit können wir mehr erreichen als jeder für sich. Mehr steckt nicht dahinter. Es gibt nichts zu gewinnen als die Freiheit unserer Freunde, und es gibt nicht weniger zu verlieren als unser Leben. Allein schaffe ich es nicht, in die Bastille einzudringen…«
    Zamorra hob die Hand. »Du behauptest, man habe unsere Freunde in die Bastille gebracht? Aber die ist doch gestürmt worden, die Kerker geöffnet und…«
    »Ach, das ist ja nun auch schon über dreieinhalb Jahre her«, sagte Macaire. »Zeit genug, neue Schlösser für die Kerkertüren zu schmieden, findest du nicht auch, Bürger Zamorra?«
    Der rechnete kurz nach. Der Sturm auf die Bastille hatte im Juli 1789 stattgefunden. Über dreieinhalb Jahre - das bedeutete, daß es jetzt Frühjahr 1793 und Ludwig XVI. tot war. »Richtig?« wollte er wissen, nachdem er diese Überlegungen Macaire mitgeteilt hatte.
    »Richtig«, bestätigte Macaire. »Du bist ein komischer Kauz, Zamorra. Tust gerade so, als hättest du das alles nicht miterlebt. Woher kommst du? Wieso weißt du nicht genau, welches Datum wir schreiben?«
    »Ich bin ziemlich lange fern von hier gewesen«, wich Zamorra aus. »Es hat sich alles nur auf sehr langen und weiten Umwegen zu mir herumgesprochen.«
    »Ja«, sagte Macaire nachdenklich. »Und du warst von einem Moment zum anderen hier, genauso wie dein Freund. Seid ihr beide von einem fliegenden Teppich gefallen oder was?«
    »Von was, bitte?«
    Macaire winkte ab. »Schon gut. Etwas stimmt mit euch beiden nicht. Aber wir haben ein gemeinsames Anliegen. Wir müssen in die Bastille eindringen. Wir brauchen einen Plan, wie wir meinen und deinen Freund da herausholen. Und das muß alles sehr
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