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0517 - Mr. Todds Killerspiele

0517 - Mr. Todds Killerspiele

Titel: 0517 - Mr. Todds Killerspiele
Autoren: Jason Dark
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sich ein leichtes Grinsen. Suko aber begann mit seiner schwierigen Arbeit. Er hatte die rechte Hälfte des Fensters geöffnet. Auch die Fensterbank war breit genug, um die Schädel abstellen zu können.
    »Welche Hand soll ich zuerst von der Ladung befreien, Sir?«
    »Das ist mir gleich.«
    »Sehr wohl.«
    Suko benahm sich sonst nicht so aufgesetzt. Er brauchte einfach etwas Luft, um seine gepeinigten Nerven unter Kontrolle zu bekommen. Dabei fixierte er die rechte Hand seines Chefs, ging sehr nahe heran und legte vorsichtig beide Hände um den Schädel. Er konnte nur hoffen, stabiles Material zu berühren. Wenn die hellen Knochen unter dem leichten Druck zerbrachen, war alles aus.
    Es ging glatt.
    Sir James rührte sich nicht. Nur den Kopf hatte er etwas schief gelegt und peilte seine rechte Hand an. So brauchte er nicht über die Brille hinweg zu schielen.
    Der Totenkopf hielt!
    Suko fragte sich, wie Mr. Todd das Zeug hineinbekommen hatte.
    Wahrscheinlich durch das Mundloch und nicht durch die Augenhöhlen.
    Der Inspektor riß sich ungemein zusammen. Bisher hatte er nur von diesem chemischen Sprengstoff gehört und auch über seine Gefährlichkeit gelesen. Jetzt aber mußte er selbst damit umgehen. Dazu benötigte er seine gesamte innere Kraft.
    Er hob ihn an.
    Unendlich langsam und vorsichtig. In seinem Gesicht rührte sich nichts. Die Wangen waren unter der ihn beherrschenden Spannung glattgezogen.
    »Gut«, flüsterte Sir James.
    Suko streckte die Arme etwas aus, ließ sie aber leicht angewinkelt.
    Noch bewegte er sich nicht. Nur sehr langsam drehte er sich nach links und schaute auf sein Ziel.
    Durch das offene Fenster drang die kühle Nachtluft. Auch Sprühregen wirbelte in den Raum. Er näßte den Rand eines Teppichs. Auf die Bodenbeläge mußte der Chinese besonders achten. Sie besaßen einfach zu viele Ränder, über die er stolpern konnte.
    Vor dem ersten Schritt stieg seine Spannung noch einmal an. Sie löste sich etwas, als er zwei Yards zurückgelegt hatte und nichts geschehen war. Was hinter ihm passierte, interessierte ihn nicht mehr.
    Er schaute starr auf das Fenster.
    Konnte er es erreichen, ohne daß Sir James und er in die Luft flogen?
    Auch Suko war nur ein Mensch. Zwar äußerst durchtrainiert, aber eben auch mit allen Fehlern und Schwächen behaftet, die einen Menschen ausmachen.
    Wo es darauf ankam, fiel es ihm schwer, die Arme so ausgestreckt zu halten, wie es sein mußte. Er hatte das Gefühl, einen Krampf zu bekommen, sehnte sich nach einer Pause, und die Distanz zum Fenster kam ihm noch immer lang vor.
    Er schritt über den Teppich, als würde er auf rohen Eiern laufen.
    Unter seinen Füßen rollte und bewegte es sich, sein Herzschlag hörte sich lauter an als sonst.
    Schweiß bildete ein Muster aus zahlreichen kleinen Tropfen auf seiner Stirn.
    Er atmete durch den Mund. Manchmal pfeifend, dann wiederum etwas stöhnend.
    Noch zwei Schritte, noch einer…
    Das Ende des Teppichs. Zwischen seinem Rand und der Wand schimmerte der Parkettboden so blank wie ein Spiegel. Suko setzte einen Fuß darauf, zog das andere Bein nach und sah dicht vor sich die Fensterbank. Er hob den Schädel über die innere Bank hinweg und stellte ihn außen ab.
    Geschafft!
    Suko trat zurück. Seine Arme sanken nach unten. Er mußte sie ausschütteln. Selbst Sir James hörte ihn atmen und konnte sich ein Lob nicht verkneifen.
    »Das war hervorragend, Suko!«
    Der Inspektor befand sich wieder auf dem Weg zu seinem Chef.
    »Jetzt spüre ich das Gewicht des zweiten Schädels doppelt«, sagte der Superintendent. Er räusperte sich. »Ich werde sie als Nitroträger vorschlagen.«
    »Danke, Sir, aber darauf kann ich verzichten.«
    »Wie Sie meinen.«
    Suko blieb vor dem Sessel stehen. Abermals peilte er den gelbweißen Schädel an, bevor er seine Hände darum legte. Die Handflächen hatte er zuvor abgetrocknet. Er wollte auf keinen Fall, daß der Totenkopf durchrutschte.
    Wie beim erstenmal, so klappte es auch jetzt. Sir James zuckte einmal kurz mit den Augen, als Suko den Totenkopf anhob und den Superintendenten von dem Gewicht befreite.
    »Sie können jetzt schon gehen, Sir. Dann haben Sie es hinter sich.«
    »Nein, Suko. Mitgefangen, mitgehangen. Ich lasse Sie nicht im Stich. Ich muß erfahren, ob dieser Todd geblufft hat oder nicht.«
    »Mir wäre das egal.«
    Suko drehte sich wieder herum. Diesmal fühlte er sich gelöster. Er kannte den Weg jetzt, aber er machte nicht den Fehler, schneller zu gehen. Ebenso langsam
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