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0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

Titel: 0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen
Autoren: Jason Dark
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auf die Messerklinge.
    »Es ist nicht gut. Du darfst nichts durcheinanderbringen. Laß die Dinge, wie sie sind.«
    »Von welchen sprichst du?«
    »Ich werde dich wohl töten müssen!« erklärte die Person mit tonloser Stimme.
    »Moment mal«, sagte ich hastig. »Noch habe ich nicht gesagt, daß ich hinfahren werde.«
    »Ich weiß. Wirst du umkehren?«
    »Das ist schwer, ich…«
    »Ich werde dir die Kehle aufschneiden«, drohte mir die Person.
    »Ich habe geahnt, daß es so kommen würde. Du bist unvernünftig.«
    »Also gut, ich drehe um. Ich werde wieder zurückfahren und alles tun, was du willst.«
    »Jetzt glaube ich dir nicht mehr.«
    Die Lage spitzte sich zu. Dieser Typ wollte mich tatsächlich töten.
    Allmählich bekam ich innere Spannungen. Man konnte es auch als Angst bezeichnen.
    Das merkte der Messerheld. »Du zitterst ja.«
    »Stimmt.«
    »Angst?«
    »So ist es.«
    »Alle haben Angst vor dem Sterben, alle. Sie haben alle Angst gehabt, wenn ich mit dem Messer kam…«
    »Hast du schon getötet?«
    »Und wie.«
    Nachfragen wollte ich nicht, da ich diesem Psychopathen jedes Wort glaubte.
    »Na? Wie lange gibst du dir noch selbst?«
    »Fünfzig Jahre.«
    Er begann zu lachen. Es war ein widerliches Gelächter. So hoch und schrill! Dabei auch sehr leise klingend. Und die verdammte Klinge bewegte sich unter meinem Kinn. Sie kam mir vor, als würde sie anfangen zu tanzen.
    Das war nicht sehr gut. So schabte sie nämlich an meinen Barthaaren entlang und hinterließ auch einen ziehenden Schmerz, als sie die Haut ritzte.
    »Siehst du, jetzt blutest du!«
    »Das habe ich auch gemerkt.«
    »Du hättest eben auf mich hören sollen. Es ist zu spät für dich. Es ist einfach…«
    Dann hörten wir die Hupe und sahen gleichzeitig die hellen Glotzaugen der Scheinwerfer. Es war kein Truck, der uns entgegenkam, sondern ein normaler Linienbus, der die Strecke fuhr. Nun war er sehr breit und mein Rover auch nicht gerade der schmalste Wagen. Es würde eng werden.
    Der Fahrer mußte seine Zeiten einhalten. Er reagierte auf das Hindernis beinahe aggressiv.
    Das Hupsignal dröhnte mir entgegen. Dann schaltete der Fahrer sein Fernlicht ein und strahlte uns an.
    »Was ist jetzt?« fragte ich. »Willst du mich unter der großen Beleuchtung umbringen?«
    Die Person war tatsächlich ins Grübeln geraten. Sie wußte nicht, was sie machen sollte. Plötzlich zuckte sie zur Seite. Das Messer streifte noch mein Kinn, dann schwang schon die Tür auf, und der Busfahrer verließ sein Fahrzeug im gleichen Augenblick. Er kam in drohender Haltung auf mich zu, während der unheimliche Anhalter sich mit einem gewaltigen Satz aus der Gefahrenzone brachte.
    Auch ich mußte raus, aber an der anderen Seite, und da stand der Fahrer wie ein Fels.
    Er war stocksauer und außerdem ein Fall für die »Weight Watchers«, ein gewaltiges Schwergewicht.
    Ich kam an ihm nicht vorbei. Wie ein Gummiball wirkte sein Bauch, gegen den ich lief und zurückgestoßen wurde.
    »So einfach ist das nicht!« fuhr er mich an. »Sie können hier nicht die Straße blockieren. Rowdys habe ich gern.« Er redete sich in Fahrt und hielt mich noch länger auf.
    Ich winkte ab. »Ja, schon gut. Sie haben gewonnen. Ich mache Platz.«
    »Am liebsten würde ich Sie wegen Behinderung anzeigen!« tobte er, verschwand aber zum Glück und stieg wieder in den Bus. Ich setzte mich hinter das Rover-Lenkrad und rangierte das Fahrzeug aus dem Weg. Dabei spürte ich, daß es mir warm am Hals herabrann. Der Bus passierte mich, das Hupen klang noch einmal sehr wütend, dann dampfte das Fahrzeug vorbei. Ich schaute mir den Hals im Innenspiegel an und erkannte, daß meine Begegnung mit dem unheimlichen Anhalter kein Hirngespinst gewesen war. Er hatte sein Zeichen hinterlassen.
    Weiter fuhr ich nicht, verließ den Wagen und lief dorthin, wo der Anhalter verschwunden war.
    Neben der Straße befand sich der Graben. Über ihn war ich hinweggesprungen und auf das offene Gelände gelangt. Es war ein abgeernteter Acker mit sehr weichem Boden.
    Ich blieb schon nach wenigen Yards stehen. Da war nichts mehr zu holen.
    Der Dunst und jetzt auch die Dunkelheit hatten die Person geschützt. Als ich wieder am Rover stand, begann ich zu zittern. Erst jetzt erfolgte die Reaktion. Gleichzeitig überkam mich ein Schüttelfrost. Himmel, war das knapp gewesen.
    Ich preßte ein sauberes Taschentuch gegen die beiden kleinen Wunden. Die Blutflecken im Tuch sahen überproportional groß aus.
    So wollte ich nicht in
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