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0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

Titel: 0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen
Autoren: Jason Dark
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wahr, der aus der Kleidung des Mannes strömte.
    Schweiß und Gewürze mischten sich da.
    Es war das letzte, was Suko überhaupt bemerkte. Etwas hämmerte in seinem Schädel.
    Ein Weltall blitzte vor seinen Augen auf. Zahlreiche Sterne waren in Bewegung geraten, die auf ihn zurasten, in seinen Kopf eindrangen, dort explodierten und sein Bewußtsein auslöschten…
    ***
    Wann Suko aus diesem Zustand wieder erwachte, konnte er selbst nicht sagen. Er wußte auch nicht, wieviel Zeit vergangen war. Jedenfalls lag er noch immer in der Dunkelheit und stellte sehr schnell fest, daß man ihn gefesselt hatte.
    Seidenschlingen umwickelten die Arm- und Beingelenke. Sie waren so straff gespannt worden, daß es Suko nicht gelang, die Hände oder Füße auseinanderzuziehen. Wenn er sich bewegen wollte, mußte er sich zur Seite rollen. Darauf verzichtete er.
    Suko brauchte Erholung.
    So blieb er auf dem Rücken liegen und konzentrierte sich auf seinen Zustand.
    Schlimm waren die Schmerzen am Hals, wo ihn die dünne Seidenschlinge gewürgt hatte. Da waren sicherlich Zeichen zurückgeblieben. Wenn Suko schluckte, bekam er Beschwerden. Seinem Kopf ging es ebenfalls nicht gut. Der Hieb hatte ihn an der Stirn erwischt, dort war bestimmt eine Beule gewachsen, und er fragte sich, aus welch einem Grund man ihn so behandelte.
    Menschen, die ihn angerufen und Hilfe von ihm erwartet hatten.
    Er wußte sehr gut, daß sich Mitglieder einer Minderheit untereinander halfen. Wenn bei Chinesen Not am Mann war, konnten diese Leute auf den Yard-Inspektor Suko zählen. Auch nach diesem Anruf war er losgefahren. Er hatte nicht lange gefragt, um was es ging, nur ein Satz war ihm in Erinnerung geblieben.
    »Vetter, du mußt kommen!«
    Der Begriff »Vetter« durfte nicht wörtlich genommen werden. Die zahlreichen Chinesen in der Welt bezeichneten sich als Vettern, obwohl sie nicht miteinander verwandt waren. Es gab ein ungeschriebenes Gesetz, daß einer dem anderen half, wenn sich jemand in Not befand.
    Nun gab es auch »schwarze« Schafe unter den »Vettern«. Daran dachte man nicht, auch Suko tat es nicht.
    Er war reingefallen und überlegte, wie er aus dieser Lage wieder herauskommen sollte.
    Auf seinen Freund und Kollegen John Sinclair konnte er nicht zählen. Der wußte nicht einmal, wo Suko sich befand. Der Inspektor war am späten Nachmittag losgefahren, ohne John Bescheid zu geben, weil dieser unterwegs gewesen war.
    Aus purer Lust hatte man ihn nicht niedergeschlagen. Dahinter steckte Methode. Sie wollten etwas von ihm. Nicht sein Leben, sonst hätten sie ihn gekillt.
    Vorerst ließen sie Suko schmoren. Sie hatten ihm die Hände auf den Rücken gefesselt, so daß es ihm auch nicht möglich war, auf die Uhr zu schauen. Er konnte nur liegenbleiben, warten und ein wenig hoffen.
    Durch den Volltreffer hatte auch sein Gehör gelitten. Allmählich stabilisierte es sich wieder. Suko konnte lauschen, er wollte auch herausfinden, wo sich seine Gegner befanden.
    Er hörte kaum Geräusche. Hin und wieder eine Stimme, mal einen Schritt, jedoch nie in der Nähe. Die Männer mußten sich in anderen Nebenräumen aufhalten.
    Suko hatte auch weiterhin keine Ahnung, weshalb man ihn so behandelte und festhielt. Er war sich keiner Schuld bewußt, hatte niemanden provoziert, war dem Anruf seines »Vetters« gefolgt und lag nun gefesselt in irgendeinem Raum.
    Der Inspektor beschäftigte sich mit seinen Fesseln. Daran hätte er drei Tage arbeiten können, ohne sie auch nur um eine Spur zu lockern. Sie blieben so hart wie Draht um seine Gelenke gewickelt und schnitten tief in die Haut.
    Das Blut hatte sich gestaut, von den Händen und auch von den Füßen spürte Suko nichts mehr. Alles war taub, als wäre es einfach abgefallen. Plötzlich veränderten sich die Geräusche. Die Schritte nahmen an Lautstärke zu. Es war nur eine Person, die ging. Suko vernahm das Schleifen einer Tür, ein Luftzug strich durch die Finsternis und wehte auch über sein Gesicht. Und abermals roch er die ungewöhnlichen Düfte, zusammengesetzt aus fremdartigen Gewürzen.
    »Wer bist du?« fragte Suko in die Dunkelheit hinein. »Los, gib endlich Antwort.«
    Der Ankömmling sagte nichts. Dafür vernahm Suko sein Atmen.
    Es waren pfeifende Laute, die in das Zimmer drangen, untermalt von einem leichten Keuchen.
    »Weshalb haltet ihr mich hier fest? Es ist nicht die feine chinesische Art, so seine Dankbarkeit auszudrücken, Landsmann. Ich kenne mich da aus, schließlich bin ich selbst
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