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0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

Titel: 0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen
Autoren: Jason Dark
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sein, die um ihn herum saßen. Menschen – oder nicht?
    Jedenfalls trugen sie lange, blauschimmernde Umhänge, die über den Boden schleiften.
    Aber das war es nicht, was den gefesselten Suko so erschreckte. Jeder dieser Männer hatte sich verändert.
    Suko starrte in die häßlichen Fratzen von sechs Werwölfen!
    ***
    Das war selbst für ihn zuviel.
    Für einen Moment hielt er den Atem an. Im Hals spürte er das harte Kratzen, sein Herzschlag hatte sich beschleunigt, weil er daran dachte, wie wehrlos er diesen Bestien gegenüber war. Er lag gefesselt vor ihren Füßen, sie konnten sich auf ihn stürzen und ihn vernichten. Er hätte nichts dagegen tun können.
    Aus ihren Mäulern drang kein Laut. Stumm hockten sie vor ihm, ihre Arme unter den langen Umhängen verborgen, die auch nichts von den Füßen freiließen.
    Allein ihre Anwesenheit war eine Drohung. Auch wenn Suko nicht gefesselt gewesen wäre, hätte er gegen diese Übermacht keine Chance gehabt. Was aber hatte das für einen Sinn?
    Allmählich hatte Suko den ersten Schreck verdaut. Um sprechen zu können, mußte er sich räuspern. »Okay, Freunde«, sagte er ziemlich locker. »Ihr habt also euren Spaß gehabt. Jetzt seid ihr da, und ich liege hier vor euch.«
    Einer von ihnen begann zu reden. Und er tat etwas, das Suko überraschte. Er schob die Arme unter dem Umhang hervor. Suko stellte fest, daß die Person keine Werwolfpranken besaß. Dafür normale Hände wie jeder Mensch. Das war ihm ein Rätsel.
    Es wurde sehr bald gelöst, denn der »Werwolf« hob die Arme an und zog mit einem Ruck die Maske von seinem Gesicht fort. Suko schaute in die ihm unbekannten Gesichtszüge des Landsmannes.
    Der Chinese war schon älter. Seine Haut zeigte ein Muster aus zahlreichen Falten, in denen der Mund kaum zu erkennen war.
    Suko sah nicht mehr als einen Strich.
    »Du bist der Anführer?« fragte er.
    »Ja. Ich habe dafür gesorgt, daß du herkamst.«
    »Wer bist du?«
    »Ich heiße Ho Chan.«
    »Und du empfängst so einen Freund?«
    Ho Chan hatte seine Maske auf die Knie gelegt. Er spielte damit und bog sie auseinander. »Es kann sein, daß du ein Freund bist, die Hand würde ich dafür nicht ins Feuer legen.«
    »Ich bin sofort gekommen.«
    »So war es auch vereinbart.«
    »Dann haben deine Männer mich niedergeschlagen…«
    »Uns blieb keine Wahl.«
    »Das verstehe ich nicht…«
    »Wir werden dir die Fesseln bald abnehmen und dich in einen Raum bringen. Es gehört alles zu unserem Plan, der sich erst am nächsten Tag erfüllen wird, hoffe ich.«
    »Und was wird sich dort ändern?«
    »Ich möchte es dir noch nicht sagen, Suko. Daß sich höchstwahrscheinlich etwas ändern wird, ist für mich klar. Für dich wird es auch bald der Fall sein. Du brauchst nichts zu befürchten, wenn du vernünftig bist. Stellst du dich aber quer, sind wir leider gezwungen, dich zu töten.«
    »Wer seid ihr?«
    »Eine Gruppe, die eigentlich in Frieden leben will, die man aber nicht in Frieden läßt. Der Fluch deiner und unserer Heimat verfolgt uns. Wir wollen hoffen, daß wir ihn gemeinsam löschen können. Noch einmal. Es tut mir leid, daß wir dich so haben behandeln müssen, aber wir hatten keine andere Wahl.« Ho Chan erhob sich und nickte den anderen zu. »Schafft ihn in den Brunnen«, sagte er nur. »Dort könnt ihr ihm die Fesseln abnehmen, aber haltet ihn weiterhin unter Kontrolle.«
    Die übrigen »Werwölfe« verneigten sich. Sie besaßen Respekt vor ihrem Anführer.
    Suko aber verstand überhaupt nichts mehr…
    ***
    Superintendent Sir James Powell war skeptisch. Sein gutes Recht, und er verstand mich auch nicht. »Ich weiß nicht, John, ich an Ihrer Stelle hätte anders gehandelt.«
    »Wie denn?«
    »Nicht gewartet.«
    »Und Suko?«
    Sir James hob die Schultern. »Sie hätten schon heimlich nach Fillingrow fahren und sich dort umschauen können. Dann hätten Sie schon einen Vorsprung gehabt.«
    »Nein, Sir, ich habe Zeit.«
    »Und Suko?«
    »Er hat es sicherlich überlebt. Diese Leute wollten etwas von ihm und wollen auch etwas von mir.«
    »Was könnte es sein?«
    »Sir, da bin ich überfragt. Aber ich werde es herausfinden.«
    »Jedenfalls wünsche ich Ihnen viel Glück. Melden Sie sich bitte, wenn Sie eingetroffen sind.«
    »Das ist selbstverständlich.«
    Ich war nach dem Gespräch rechtzeitig genug losgefahren und würde bei Einbruch der Dunkelheit in Fillingrow eintreffen, einem kleinen Ort, der östlich von Dover lag, in einer ziemlich einsamen Gegend und nicht allzu
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