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0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

Titel: 0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen
Autoren: Jason Dark
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weit von der Küste entfernt.
    Bis Ashford konnte ich die M20 benutzen, einen gut ausgebauten Motorway. Diese Autobahn führte fast bis Dover. Sie wurde vor allen Dingen von den Leuten benutzt, die mit einer Fähre über den Kanal gekommen waren.
    Dieser Tag war wieder einmal typisch für unsere Insel. Zwar stand die Sonne am Himmel, trotzdem war von ihr so gut wie nichts zu sehen. Sie versteckte sich hinter hohen, grauen Wolken und hellte sie nur an der oberen Grenze auf. Über das flache Land floß der Dunst wie ein dünner Schleier. Ohne Licht konnte kaum gefahren werden.
    Ich hatte mir alles gut ausgerechnet, aber auch Geisterjäger können manchmal mit dem Schicksal hadern, der in meinem Fall Verkehrsstau hieß. Ausgerechnet zwischen zwei Abfahrten. Ich hatte leider das Radio nicht eingeschaltet gehabt und rollte so an den Stau heran. Da ging gar nichts mehr.
    Es war ein mächtiger Unfall passiert, denn ich sah in der Luft einen Rettungshubschrauber, der seine Kreise zog und neben der Bahn landete. Das konnte noch dauern.
    Etwa zehn Minuten später hob der Hubschrauber wieder ab. Bis sich die Schlange der Wagen allerdings in Bewegung setzen konnte, war eine Stunde vergangen.
    In dieser Zeit hätte ich längst in Fillingrow sein können. So würde ich mit Verspätung eintreffen, was mich wiederum ärgerte. Ich konnte nur hoffen, daß die Verzögerung für Suko keine Nachteile beinhaltete.
    Als ich an der Unfallstelle vorbeirollte, erkannte ich, daß in den Unfall auch ein Truck verwickelt gewesen war. Ein mächtiger Koloß, der mit seiner harten Schnauze einige Wagen ineinander geschoben hatte. Sehr lange brauchte ich nicht auf der Bahn zu bleiben. In der Höhe von Ashford nahm ich die Abfahrt in Richtung Hamstreet und befand mich in einem weiten flachen Land, das man als romantisch bezeichnen konnte, mit seinen Wäldern, den weiten Grasflächen, den Weiden, den vielen Bächen und kleinen Brücken, die darüber hinwegführten.
    Aber all dies schälte sich erst spät aus dem Dunst der tiefen Wolken. Sie schienen alles verdecken zu wollen, als seien sie zu den Hütern einer Landschaft geworden, die den Menschen nicht immer vor Augen geführt werden sollte.
    Sie war nicht leicht zu nehmen. Viele Menschen, die schon schwermütig waren, bekamen Depressionen. Ich rollte durch einen kleinen Ort, in dem die alten Steinhäuser oft so schief standen wie die Böschungen der Bäche, die zu dieser Zeit viel Wasser führten.
    Manchmal sah ich auch Bauern auf öden Feldern. Im Dunst wirkten sie wie ferne Gespenster.
    In dieser Gegend hielten sich auch die Sagen über Trolle, Feen und andere Märchengestalten. Hier glaubten viele noch an den Kobold und verwunschene Geister.
    Der große Verkehr rollte vorbei. Erst dicht an der Küste wurde es lebhafter, aber so weit brauchte ich nicht. Fillingrow lag, wie man so schön sagt, mittendrin.
    Die Straße war nicht sehr breit. Stellenweise asphaltiert, sonst nur mit einem Splitbelag versehen. Ich hatte die Scheinwerfer eingeschaltet. Durch die langen Lichtarme dampfte der dünne Dunst als wolkiger Schleier.
    Die Heizung arbeitete gut. Es war sehr warm im Wagen, ich stellte sie etwas zurück. Vom Boden her drang Kühle in das Innere.
    Die Dämmerung kroch heran. An diesem Tag war es eigentlich nie richtig hell geworden, nun allerdings fielen die grauen Schatten über das Land und ließen es noch verwunschener aussehen. Wenn ich die schiefen, knorrigen Bäume sah, so hatte ich den Eindruck, als wollten ihre Äste nach meinem Rover fassen.
    Anders verhielt es sich mit den aufrecht stehenden Pappeln. Auch sie begleiteten mich über ein bis zwei Meilen hinweg. Sie standen an den Straßenrändern wie Zinnsoldaten.
    Wenn mir Fahrzeuge entgegenkamen, wurde es immer wieder knapp. Im Graben landete keiner.
    Wieder erschien vor mir ein Dorf. Ich brauchte es nicht zu durchfahren, weil sich die Straße dicht davor teilte. Ich nahm die nach links führende, rollte weiter, fuhr an Feldern vorbei, die wie leere Totenacker aussahen. Der Dunst schwebte lautlos über sie hinweg, als besäße er Flügel, um sich bewegen zu können.
    Jetzt hätte ich gern etwas gegessen, doch ich verschob dies auf später. In Fillingrow würde ich bestimmt eine Kleinigkeit bekommen.
    Es waren noch sechs Meilen, mehr nicht.
    Die Straße beschrieb eine Linkskurve. Ich tauchte regelrecht in sie hinein. Rechts begleiteten mich schlanke Birken, links war das Gelände offen, und genau dort stand auch die Gestalt.
    Da ich langsam
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