Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0514 - Macumbas Totenhöhle

0514 - Macumbas Totenhöhle

Titel: 0514 - Macumbas Totenhöhle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sich im glatten Boden und auf dem Lack der abgestellten Autos.
    Jane nahm die Treppe und atmete auf, als sie der Trubel nahe des Piccadilly wieder umgab.
    Für einen Moment fühlte sie sich so frei und beschwingt wie in früheren Zeiten. Es ging ihr gut. Sie zog ihren Mantel enger um den Körper und wickelte sich den hellgrünen Schal noch zweimal um den Nacken. Von hier aus war es nicht weit bis zur Regent Street, ein paar Schritte nur. Dort befanden sich die zahlreichen Geschäfte, die exklusive Waren anboten. Schaufenster reihten sich an Schaufenster. Dekorateure gaben sich besonders vor Weihnachten viel Mühe, um die Käufer anzulocken.
    Jane ließ sich treiben.
    Sie war nicht die einzige, die sich einen Schaufensterbummel vorgenommen hatte. Auch Ehepaare mit Kindern nutzten den Freitagabend, um ihren Sprößlingen einen ersten Eindruck von Weihnachten zu vermitteln.
    Der Dunst hing hier nicht so dicht wie draußen in Mayfair, wo Lady Sarah wohnte. Dafür explodierten zahlreiche Lichter. Seien es nur die der Autoscheinwerfer oder die in den Schaufenstern und vor den Geschäften. Sie vermischten sich mit der Weihnachtsbeleuchtung zu einem wahren Wirrwarr.
    Weihnachtsmänner aus erleuchteten Glasschleifen grüßten ebenso wie künstliche Tannenbäume.
    Ein junger Mann verkaufte Maronen. Er stand am Rand der Straße. Sein alter Eisenofen verbreitete Wärme, und auch der typische Röstduft zog schwadenartig in die Nasen der Spaziergänger.
    Jane bekam Appetit. Vor ihr warteten noch zwei Kunden. Ein junges Paar. Beide kauften Maronen.
    Dann war Jane an der Reihe. Der Verkäufer trug eine Pudelmütze.
    Sein Gesicht glühte im Schein des Kohlefeuers. Er bewegte seine Beine trampelnd.
    »Wärmt die Kohle nicht genug?« fragte Jane.
    »Leider nicht von unten. Da zieht die Kälte durch. Eine kleine oder eine große Portion, Lady?«
    »Geben Sie mir die kleine.«
    »Mach’ ich doch glatt.« Mit einer kleinen Schaufel schob er die Maronen noch einmal hin und her, nahm zielsicher die kleine Portion hervor und ließ sie in eine Pappschale rutschen.
    Jane zahlte, erntete noch ein freundliches Lächeln und trat zur Seite, weil sie den folgenden Kunden Platz machen wollte.
    Als Kind hatte sie schon gern Maronen gegessen. Dieser Abend gab ihr ein Stück der Kindheit zurück.
    Der Duft, der Trubel, die Stimme. Sie fühlte sich irgendwie geborgen und sicher.
    Es überkam sie der Gedanke, John Sinclair anzurufen. Bei Lady Sarah hatte sie noch daran gedacht, die Stunden des Abends allein zu verbringen. Vielleicht lag es an der Rückbesinnung in die Vergangenheit hinein, daß sie plötzlich so dachte. Jedenfalls wollte sie John bitten, zu kommen. Er wohnte nicht allzu weit weg. Sie konnten in ein nettes Lokal gehen, dort etwas zu sich nehmen und vielleicht ein Glas Wein trinken.
    Essen und dabei gehen, war nicht gerade einfach. Mehrmals stieß Jane andere Passanten an, sie wurde auch angestoßen und visierte eine nostalgisch angehauchte Laterne an, unter deren Kuppel sie sich stellte, um die Maronen in Ruhe zu essen.
    Die Menschen liefen an ihr vorbei. Jane fing viele Blicke auf. Einige von ihnen freundlich, andere lauernd, auch gierige waren darunter, manche lockend, frech und irgendwie anmachend, als wäre sie eine Person, die ihr Geld im ältesten Gewerbe der Welt verdiente.
    Sie sah auch Gesichter.
    Bleiche, dunkelhäutige, braune, auch Asiaten. In London lebte das Völkerwirrwarr nicht immer friedlich nebeneinander.
    Ein Mann fiel ihr aus mehreren Gründen auf. Zunächst überragte er die meisten Menschen. Seine Haut besaß die Farbe von Milchkaffee, die Augen wirkten wie Kugeln, und auf dem Kopf wuchs das krause Haar wie feuchter Draht.
    Der Mann war sommerlich gekleidet. Er trug nur Hemd und Hose und fror trotzdem nicht.
    Auch andere schauten ihn an, kümmerten sich nicht um ihn. Man ließ den anderen hier leben und stellte keine dummen Fragen.
    Er schob sich von links heran. Seine Bewegungen waren geschmeidig, glichen denen eines Samba-Tänzers. Wenn Jane nicht alles täuschte, mußte diese Person aus Westindien stammen. Wie er sahen die meisten Einheimischen der Karibik aus.
    Obwohl sich die ungewöhnlichen Augen innerhalb der Höhlen kaum bewegten, bekam Jane den Eindruck, als würde er alles mitbekommen, was sich in seiner Umgebung tat.
    Jane schob sich die drittletzte Marone zwischen die Lippen. Der hochgewachsene, dunkelhäutige Hüne schlenderte näher.
    Die Detektivin hatte ihn nicht aus den Augen gelassen und bekam die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher