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0514 - Macumbas Totenhöhle

0514 - Macumbas Totenhöhle

Titel: 0514 - Macumbas Totenhöhle
Autoren: Jason Dark
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normal groß, für sie war Virgil ein Riese, der sie packte und in den Wagen hineindrückte. Erst als sie hinter dem Lenkrad saß, kam ihr zu Bewußtsein, was eigentlich passiert war.
    Sie wollte schreien, da riß Virgil bereits die andere Seitentür auf und tauchte in das Fahrzeug.
    Eine fast pfannengroße Pranke preßte sich auf die Lippen der Frau. Sie konnte keinen Schrei mehr ausstoßen. Wer hätte ihr auch helfen sollen?
    »Fahr«, sagte er nur, »fahr!«
    »Bitte, bitte. Tun Sie mir nichts, bitte!«
    »Du sollst fahren!«
    »Ja, ja, sofort!«
    Virgil hockte geduckt im Auto. Es war einfach nicht hoch genug, damit er sich aufrichten konnte.
    Die Frau zitterte. Sie war im mittleren Alter und keine Person, die besonders auffiel. Was sie sonst automatisch durchzog, das bereitete ihr nun Schwierigkeiten.
    Andere Fahrzeuge rauschten vorbei, sie war zu einem Verkehrshindernis geworden.
    Virgil starrte sie an. Er wollte sie wieder ansprechen, als der Wagen endlich anrollte.
    Ein röhrendes Hupsignal brandete hinter ihnen auf. Licht erfüllte den Innenraum, die Frau riß das Lenkrad nach links, um an den Kantstein zu fahren.
    Sie hatte das Richtige getan. Der schwere Truck hätte den kleinen Wagen sonst zermalmt.
    »Entschuldigung!« flüsterte sie, »aber…«
    »Fahr!« wiederholte Virgil monoton. Er starrte sie dabei an und suchte nach Zeichen, ob sie zu den Personen gehörte, die er holen sollte.
    Keine Spur von Magie. Sie war ein normaler Mensch. Ihre Anlagen waren verschüttet oder überhaupt nicht vorhanden.
    In den nächsten Minuten ging es besser. Auch die Fahrerin bekam ihre Nerven wieder unter Kontrolle. »Wo wollen Sie denn hin?« fragte sie leise.
    »In die Stadt…«
    »Wir sind in der Stadt.«
    »Hell – wo es hell ist.«
    »Ich fahre nach Soho.«
    »Ja, dahin.«
    »Gut.«
    Die Frau kam sich vor, als würde sie einen Alptraum erleben, was sie tat, das machte sie automatisch. Gasgeben, bremsen, kuppeln, schauen – es war ihr in Fleisch und Blut übergegangen.
    Sie wurden überholt, rollten an Parks vorbei, durch Kreisverkehre, sahen einmal kurz die Themse als graues Band, das die Stadt teilte, und erreichten schließlich die eigentliche Innenstadt, zu der auch Soho zählte.
    Ein schon vorweihnachtlich illuminiertes Soho. Tannenbäume standen an den Plätzen. In den Geschäften fütterte der Glitzerkram, und Nikoläuse glotzen aus großen Augen auf die Passanten.
    Virgil war unruhig geworden. Immer wieder schaute er sich um.
    Er sah die Menschen über die Gehsteige schlendern. Trotz des miesen Wetters waren noch viele unterwegs, und das freute ihn.
    Er würde sie finden, er würde seine Aufgabe erledigen und Macumbas Dankbarkeit entgegennehmen.
    »Halten!«
    Es war nicht mehr weit bis zu einer Ampel. Die Frau rollte an das Heck des letzten Wagens heran, stoppte und war allein.
    Virgil hatte blitzschnell die Tür aufgerissen und den Wagen verlassen.
    Die Fahrerin begann zu lachen. »Ein Traum«, sagte sie. »Ich… ich habe einen Traum erlebt.« Sie schüttelte den Kopf. »Das … das kann doch nicht wahr sein.«
    Es war kein Traum.
    Der Unbekannte hatte etwas hinterlassen. Keinen Gegenstand, dafür seinen Geruch.
    Einen beißenden, widerlichen Gestank, als hätte er seinen Körper mit einer Salbe eingerieben gehabt, die zudem noch einen Geruch nach kalter Asche ausströmte.
    Noch hatte die Fahrerin Zeit. Ihr Blick glitt aus dem Fenster. Sie suchte den Schwarzen.
    Er war weg, eingetaucht in die Nacht, die über der Riesenstadt London lag…
    ***
    Von einem ziellosen Fahren konnte man bei Jane Collins nicht sprechen. Sie war in nordöstliche Richtung gerollt, dem Piccadilly Circus entgegen, wo auch um diese Zeit ein gewaltiger Trubel herrschte und ein riesiger Weihnachtsbaum stand.
    Am Café Royal und am Regent Palace-Hotel bog sie in die Sherwood Street ein.
    Soho umfing sie bereits. Ein Soho, das anders war als an den Stellen, wo sich die Bars und Vergnügungsstätten konzentrierten.
    Hier konzentrierten sich Geschäfte, Banken und Niederlassungen zahlreicher Konzerne. Es gab auch Parkhäuser.
    Am Tage einen freien Platz zu finden, glich einem reinen Glücksspiel. Gegen Abend wurde es besser.
    Deshalb versuchte sie es und mußte nach der Einfahrt in die Tiefe.
    Sie fuhr die scharfen Kurven. In der dritten Etage bekam sie einen freien Platz.
    Jane ließ den Wagen in die Parktasche rollen, stieg aus, schaute sich um und erkannte, daß sie allein auf dieser Etage war. Das kalte Licht der Lampen spiegelte
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