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0514 - Macumbas Totenhöhle

0514 - Macumbas Totenhöhle

Titel: 0514 - Macumbas Totenhöhle
Autoren: Jason Dark
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und ließ sich hineinfallen. »Vielleicht sogar zu nett, ich weiß es selbst nicht. Aber ich möchte kein Mitleid, ich möchte…« Sie unterbrach sich und mußte schlucken. Mit stockender Stimme sprach sie weiter. »Ich möchte akzeptiert und nicht mitleidig angeschaut werden. Verstehst du das?«
    Jane Collins sah Sarah Goldwyn nicken. Allerdings verschwommen, weil die Tränen einen Schleier vor den klaren Blick gelegt hatten. Es war wieder so plötzlich über sie gekommen, und sie konnte sich nicht einmal dagegen wehren.
    Sarah Goldwyn ließ Jane in Ruhe. Sie wußte, wie es in der Frau aussah. Sie hätte wahrscheinlich nicht anders reagiert.
    Minuten vergingen. Jane brauchte zwei Taschentücher. Sie entschuldigte sich, putze sich die Nase und wischte sich die Tränen aus den Augen ab.
    »Wieder einigermaßen okay?«
    Sie nickte.
    »Sollen wir weggehen, Jane? Du hast vorhin gesagt, daß du früher gern essen gegangen bist.« Sie lächelte. »Ich bin zwar nicht John Sinclair, aber wenn du willst…«
    »Danke, Sarah, danke. Vielleicht morgen. Ich fühle mich heute nicht so optimal.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Trotzdem möchte ich raus!«
    Überrascht schaute Sarah Goldwyn hoch. »Du willst heute abend noch weg?«
    »Ja.«
    »Darf ich fragen, wohin?«
    »Ich weiß, daß du so etwas wie ein Schutzengel für mich bist, aber ich gehe in kein Lokal, ich möchte einfach nur durch die Straßen laufen, mir Menschen ansehen, in Schaufenster blicken, denn wir haben in fünf Wochen Weihnachten. Ich denke so an früher, als ich die Bummel gemacht habe. Vielleicht lenkt mich das ein wenig ab.«
    »Wenn du das für richtig hältst, Jane, ich werde dich daran nicht hindern.«
    »Es dauert auch nicht lange.« Sie stand auf. »In ein oder zwei Stunden bin ich wieder zurück.«
    »Ja, geh nur.«
    Jane Collins blieb neben Sarah stehen, beugte sich herab und umschlang die ältere Frau. »Danke«, flüsterte sie. »Ich danke dir für alles, das du getan hast.«
    »Es war nicht viel, Jane.«
    »Doch, es war mehr, als man erwarten kann. Die Menschen sind oft schlecht, das habe ich erleben müssen, deshalb finde ich es gut, daß ich bei dir so etwas wie eine Insel gefunden habe. Eine Insel, auf der ich wirklich Ruhe finde.«
    »Ich freue mich, daß du es so siehst.«
    Jane verließ den Wohnraum. Im Flur hing auch die Garderobe. Sie streifte ihren grünen Mantel über und hörte noch Lady Sarahs Frage: »Nimmst du den Wagen?«
    »Ja.«
    »Du könntest doch auch bei John vorbeifahren.«
    »Mal schauen.« Sie öffnete die Tür und verließ das Haus. Es war naßkalt. Auf den feuchten Straßen klebte der Dunst. Die langen, dünnen Bahnen schienen mit dem Asphalt verbunden zu sein.
    Der Wagen parkte zwischen zwei Bäumen auf dem breiten Gehsteig. Jane schloß auf, blieb für einige Minuten hinter dem Lenkrad sitzen und starrte nur durch die Scheibe.
    »Warum lebe ich noch?« fragte sie sich leise.
    Eine Antwort konnte sie nicht geben…
    ***
    Virgil war unterwegs!
    Er hatte sein Gefängnis verlassen, er fühlte sich stark. Wegen der dunklen Haut fiel das Weiße seiner Augen besonders stark auf. Auf seinem Kopf wuchs das krause Haar wie Draht. Er spürte weder die Kälte noch die Feuchtigkeit. Er trug nicht einmal Schuhe. Die Hornhaut unter seinen Füßen war fingerdick.
    Die Hose reichte ihm bis knapp über die Waden. Das Baumwollhemd war weit geschnitten und besaß am Hals einen halbrunden Ausschnitt, wenn er ging, war er kaum zu hören, aber er hörte etwas.
    Es war das Hämmern in seinem Kopf. Ein wildes Schlagen, als säße dort jemand, der auf einer Trommel hämmerte.
    Die Trommel rief ihn. Die Trommel war da. Die Trommel, das Gesicht, die Kerzen, der Rauch, der alte Zauber, den viele vergessen hatten, der aber wieder neu erblühen würde.
    Früher war er in den Ländern zu Hause gewesen, die heute zur Dritten Welt zählten. Da gab es ihn auch weiterhin, aber viele Menschen waren aus den armen Gebieten und Ländern geflohen. In die Zivilisation, wie es hieß. In die großen Städte wie London, Paris, New York, Los Angeles, wo andere Personen lebten, die über die alten Rituale nur mehr lachen konnten.
    Jetzt lachten sie nicht mehr, denn sie, die Entrechteten, die Geflüchteten, auch die Asylanten waren eine sehr starke Gruppe geworden. Sie hatten sich sogar zusammengeschlossen und die Bräuche ihrer Heimat wieder entdeckt.
    Einer davon war besonders stark. Allein der Name hörte sich schaurig an.
    Macumba!
    Ein Wort, das Angst machte
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