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0514 - Macumbas Totenhöhle

0514 - Macumbas Totenhöhle

Titel: 0514 - Macumbas Totenhöhle
Autoren: Jason Dark
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normalen Wache zu.
    Ein Dutzend Beamte waren hier beschäftigt. Besucher krakelten, Schreibmaschinen hämmerten. Ein dürrer Mann lehnte an der Wand und pfiff schrill vor sich hin, er imitierte Vogelstimmen. Ein anderer sang Gospels, und zwei Nutten bespuckten sich gegenseitig.
    Polizei-Alltag, der durch Janes wildes Eintreten unterbrochen wurde. Sie rannte hinter die Barriere und spürte die Hand eines Polizisten auf ihrer rechten Schulter, der sie stoppte.
    »Halt, Lady, halt!«
    Jane sackte zusammen. Blitzschnell wurde ihr ein Stuhl untergeschoben.
    »Was ist los, Miß?«
    »Ich… ich …« Sie holte erst einmal Luft. »Ich muß telefonieren.«
    »Bei uns?«
    »Ja, ich werde verfolgt. Ich brauche Hilfe.«
    »Dazu sind wir da.«
    »Nein, mir muß ein anderer helfen.«
    »Und wer, bitte, soll dieser große Helfer sein?«
    »Oberinspektor Sinclair!«
    Der Beamte stutzte für einen Moment. Der Name war ihm ein Begriff. Eigenhändig stellte er Jane ein beiges Telefon auf den Schoß…
    ***
    Mal richtig ausflippen! Mal alles liegen- und stehenlassen, eine »Leckmich-Kreuzweise-Stimmung« haben, einfach durchdrehen, drei Tage und Nächte durchmachen, Musik hören, sich auf einen akustischen Trip begeben, die ganze Welt vergessen, den Job, den Streß, das Elend, das der Beruf mit sich bringt.
    Das wäre es gewesen!
    Jeder kennt wohl diese Stimmung, und auch mir erging es so. Mir stand es mal wieder bis Unterkante Oberlippe.
    Der Job, der Streß, Dämonen und Gespenster, das alles wollte ich mal vergessen, mich einfach gehenlassen. Ich wollte nicht einmal telefonisch zu erreichen sein…
    Was machte ich statt dessen?
    Hockte in meiner Bude, dachte wieder an den nächsten Tag und an den letzten Fall, wobei die Glotze lief und die Nachrichten endlich etwas Positi- ves brachten, denn in Genf hatten sich die Supermächte geeinigt, mit der Abrüstung zu beginnen.
    Darauf trank ich einen Whisky.
    Nach jeder guten Nachricht folgte oft genug eine böse. Auch hier.
    Noch immer diskutierte man in London über die schrecklichen Folgen des U-Bahn-Brands in Kings Cross, der größten Station unter der Erde. Viele Tote und Verletzte hatte es gegeben. Die Millionenstadt an der Themse war wie unter einem Schock erstarrt gewesen. Man hatte erste Konsequenzen gezogen. In den unterirdischen Hallen herrschte strengstes Rauchverbot.
    Das war gut so.
    Ein Abend wie viele andere im November. Trübe, mies und kalt.
    Da hatte man nicht einmal mehr Lust, die paar Schritte bis zum nächsten Pub zu gehen. Also blieb ich im Haus und trank Whisky.
    Gegessen hatte ich nichts. Das bißchen Nahrung konnte ich auch in flüssiger Form zu mir nehmen.
    Ich dachte nicht immer so. Heute war ein Abend, an dem auch der normalste Mensch seinen Moralischen kriegen konnte. Gut, ich hätte zu den Conollys, meinen Freunden, fahren können oder mich mit Suko zusammenhocken, doch mein chinesischer Partner und Freund hatte schon am Nachmittag bemerkt, in welch eine Stimmung ich mich hineinmanövrieren würde und sich schnell verabschiedet.
    Außerdem brauchte man nicht immer zusammenzusitzen.
    Ich hatte alte Klamotten angezogen. Eine Cordhose mit Museumswert, das Hemd gehörte ebenfalls nicht zum modernsten und die dünne Strickjacke auch nicht.
    Novemberhaft…
    Auf der Mattscheibe erschien eine Ansagerin. Sie lächelte, als würde der Frühling ins Haus stehen, gab das Programm bekannt, und ich spielte auf der Fernbedienung Klavier.
    So einige Sender klapperte ich ab. Die privaten überschlugen sich in dieser Zeit mit der Werbung, die mich nicht interessierte. Alles war schon auf Weihnachten getrimmt, selbst das Bier verkaufte ein Nikolaus, der aus seinem Sack eine Riesenflasche holte und anfing, Gläser zu füllen, die ihm Hände entgegenstreckten.
    Ich blieb bei meiner Pilsmarke. Das Zeug war zwar ein wenig teurer, es schmeckte dafür auch besser.
    Dann erschien eine Frau im Schnee. Sie sah aus wie Jane Collins, und sie lachte in die Kamera, obwohl um sie herum ein Schneesturm tobte. Aber sie besaß das richtige Halsmittel, um nicht heiser zu werden.
    »Jane!« Ohne es zu wollen, hatte ich ihren Namen geflüstert. Es war lange her, daß wir uns blendend verstanden hatten. Zwar gehörte Jane nicht mehr zur anderen Seite, aber sie war mit einem schrecklichen Fluch belastet worden.
    Ich hatte versprochen, sie davon zu befreien. Bisher war es bei Worten geblieben, Taten hatte ich leider nicht folgen lassen können.
    Bei jeder Begegnung mit ihr erinnerte mich ihr Blick
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