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0511 - Fenster der Angst

0511 - Fenster der Angst

Titel: 0511 - Fenster der Angst
Autoren: Jason Dark
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produzierten kein Blut mehr. Wie das übrige Gesicht besaßen auch sie die dreifache Größe. Glenda Perkins blickte hinein in die Pupillen, die sie an sprödes Glas erinnerten. Ein Material, in dem sie sich keinesfalls spiegeln konnte. Selbst das Licht der Kerzen zeichnete sich dort nicht ab. Die Pupillen schienen die Helligkeit zu verschlucken.
    Der alte Totengräber merkte genau, daß er im Weg stand. Er ging etwas zur Seite, was nicht einfach war bei diesem vollgestopften kleinen Raum. Er hatte Mühe, einen freien Stehplatz zu finden.
    Glenda gab er damit die volle Sicht auf Julias Gesicht frei.
    Und er sprach seine ehemalige Geliebte an. »Du bist zu mir gekommen, du bist da. Dein Geist hat sich gelöst. Der Körper ist weg, dein Gesicht schwebt, es sind deine Gedanken an mich, die es zu dem machen, was es ist. Ich habe dich erwartet, ich…«
    Er hatte recht, das mußte auch Glenda zugeben. Nur hörte sie kaum hin, denn die Lobeshymnen paßten ihr nicht. Sie erkannte, daß es eigentlich nur das Gesicht war, auf das es ankam. Ein Körper war so gut wie nicht vorhanden.
    Einige zusammengewachsene Nebelstreifen noch dicht unter dem Kinn, die wie abgeschnittene Fahnen in die Tiefe hingen und dabei den Boden kaum berührten, das war alles.
    Dieser Nebel zerflatterte einfach, als würde er permanent weggeblasen, so daß nur das Gesicht blieb.
    Ihre Lippen zuckten. Gern hätte Glenda mit der Unbekannten gesprochen, sie fand nicht die richtigen Worte und wußte auch nicht, ob sie verstanden wurde.
    Dafür wollte Davies mit der Erscheinung in Kontakt treten. »Ich spüre dich«, sagte der alte Mann. »Ich habe dich immer in meinen Gedanken gespürt. Wir haben all die Jahre über miteinander geredet. Ich war derjenige, der genau wußte, daß du nicht tot warst. Dein Körper lag im Grab, aber du hast trotzdem gelebt. Ich habe dich beobachtet, ich habe dich gesehen, und ich wußte auch, daß du irgendwann Rache nehmen würdest. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Du kannst Rache nehmen. Willst du es tun? Willst du die Vergeltung für das, was man dir damals angetan hat?«
    Er bekam sogar eine Antwort. Nur konnte Glenda sie nicht verstehen, weil die beiden auf einer anderen Ebene kommunizierten.
    Sie verständigten sich auf telepathischem Weg, und Glenda gelang es, die Reaktionen des Totengräbers aufzunehmen.
    Pernell Davies mußte eine schlimme Erwiderung bekommen haben. Die Folge davon zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
    Es verlor an Farbe und wurde fast so bleich wie Julie Ashley. Dann schüttelte er den Kopf, begann zu zittern und flüsterte: »Nein, das darfst du mir nicht antun, Julia. Das habe ich nicht verdient. Ich habe immer zu dir gehalten, nur zu dir. Ich habe meine Frau begraben, obwohl ich wußte, daß sie nicht richtig gestorben und nur scheintot war. Du darfst doch jetzt nicht…« Er mußte husten und schnappte dann heftig nach Luft.
    »Was haben Sie denn?« fragte Glenda. »Was ist los, Mr. Davies?«
    Zunächst hörte er nicht oder wollte nicht hören. Es gelang ihm, sich wieder zu fangen. Dann erst schaute er Glenda an. Auch jetzt lag die Furcht in seinem Blick.
    »Was ist geschehen, Mr. Davies?«
    »Sie… sie will nichts mehr mit mir zu tun haben!« flüsterte er.
    »Sie betrachtet mich als Feind.« Er war nervös. Mit seinen Handflächen wischte er über die Kleidung. »Ich bin nicht mehr ihr Freund, auch nicht ihr Geliebter.«
    »Weshalb nicht? Was haben Sie getan?«
    »Eigentlich nichts.«
    »Doch, Sie…«
    Sein Nicken unterbrach Glenda. »Ja, ich habe in ihren Augen etwas Schlimmes gemacht. Ich habe ihr ein Opfer entrissen. Du weißt, von wem ich spreche.«
    Glenda wußte Bescheid. »Ken Bright?«
    »So ist es.«
    »Er hatte doch mit ihr nichts zu tun!«
    »Aber sein Vater damals. Er ist derjenige gewesen, der ihr Gewalt angetan hat. An seinem Sohn wollte sie sich rächen. Nur konnte sie nicht wissen, daß ich Ken mochte, daß er gut zu mir war und mich als Mensch angesehen hat und nicht als einen Ausgestoßenen, wie die anderen aus dem Ort. Sie mag mich nicht mehr, nein, sie mag mich nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Und das ist schlimm.«
    »Wie schlimm?«
    »Tod… der Tod wird kommen«, sagte der alte Mann ins Leere hinein. »Sie will ihn bringen.«
    »Ihnen?«
    Er nickte.
    Glenda räusperte sich. »Zeigt sie denn keine Dankbarkeit. Weiß sie nicht, daß Sie all die Jahre zu ihr gehalten haben?«
    »Das müßte sie eigentlich.«
    »Trotzdem sollen Sie sterben?«
    »Ja, so ist es!« hauchte
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