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0511 - Fenster der Angst

0511 - Fenster der Angst

Titel: 0511 - Fenster der Angst
Autoren: Jason Dark
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zog die Nase hoch.
    »Herzschlag«, sagte sie leise. »Wie kann ein Mensch in so jungen Jahren an Herzschlag sterben? Und einen Herzfehler hatte er nicht. Das wäre bei den Yard-Untersuchungen längst festgestellt worden. Ken muß anders ums Leben gekommen sein. Da Selbstmord ausscheidet…«
    »Wir werden diesen Doc fragen, bevor wir uns in wilden Spekulationen ergehen.«
    »Die du eigentlich aufgebracht hast, John.«
    »Leider. Das bereue ich jetzt. Ich habe euch mit verrückt gemacht.«
    Ich trat die Zigarette aus und schob die Reste in einen Gully.
    Suko ging vor uns her. Am Ende der Häuserzeile bog er nach rechts ab, wo sich eine schmale Gasse auftat, die vor einer Treppe endete. Wir stiegen auch über die mit Moos bedeckten Stufen und erreichten einen winzigen Platz.
    Nur ein Haus stand hier. Es war nicht sehr groß. Efeu und andere Ranken umwucherten die Fassade. Das Schild mit dem Namen des Arztes war kaum noch zu erkennen.
    Suko klingelte. Sehr rasch wurde die Tür geöffnet. Ein überraschtes Gesicht schaute uns an.
    »Bitte…?«
    »Scotland Yard«, sagte Suko, stellte uns und sich vor, zeigte seine Legitimation und fragte, ob wir eintreten könnten.
    »Ja, hm… ist es dringend? Ich muß zu einer Beerdigung.«
    »Da müssen wir auch hin«, sagte ich. »Sie sind Dr. Cisari?«
    »Natürlich.«
    »Mit Ihnen wollten wir reden.«
    »Kommen Sie rein.«
    Dr. Cisari trug seine schwarze Hose, ein weißes Hemd und eine schwarze Weste darüber. Die Krawatte hatte er sich noch nicht gebunden. Er war kleiner als wir. Seine italienische Herkunft konnte er nicht verleugnen. Auf dem Kopf wuchs das dünne Haar in schwarzen Strähnen. Es war zur Seite gekämmt worden und berührte die Ohren. Sein Gesicht war rund und faltenlos. Auf mich machte er keinen nervösen, eher einen erstaunten Eindruck. Dieser Mann schien kein schlechtes Gewissen zu haben. Er führte uns in ein kleines Wohnzimmer, in dem es nach kaltem Pfeifentabak roch.
    Im Raum herrschte Unordnung, wie man sie oft bei Junggesellen erlebt.
    »Suchen Sie sich einen Platz.«
    »So lange wollten wir nicht bleiben«, sagte Suko. »Es geht uns eigentlich nur um Ken Bright.«
    »Er war Ihr Kollege, nicht?«
    Wir nickten.
    Der Arzt lehnte an einem Sideboard. »Ken ist tot«, sagte er. »Es war ein Herzschlag.« Er breitete die Arme aus. »Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, sorry.«
    »Haben Sie auch nach anderen Todesursachen geforscht?« fragte Glenda Perkins.
    »Aber sicher, Lady. Das macht man automatisch. Ich kann Ihnen sagen, daß Ihr Kollege nicht auf gewaltsame Art und Weise ums Leben gekommen ist. Er starb durch Herzschlag.«
    »Obwohl er so gesund war«, warf ich ein.
    »In der Tat. Ich kannte ihn seit seiner Kindheit. Zwar habe ich Ken später nicht mehr untersucht, doch als Kind war er kerngesund. Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte. Wenn Sie eine zweite Obduktion beantragen wollen, ich habe nichts dagegen. Nichts wies auf einen Mord oder Selbstmord hin.«
    »Weshalb war er hier?« fragte Suko.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ken kam des öfteren, um seine Eltern zu besuchen.«
    »Meist über das Wochenende.«
    »Das ist richtig.«
    »Und jetzt hatte er sich eine Woche Urlaub genommen«, sagte Glenda. »Wir wissen nichts über die Gründe. Sind seine Eltern vielleicht krank, wollte er sie pflegen, sie besuchen?«
    »Nein, die Herrschaften erfreuen sich bester Gesundheit. Für eine Pflege durch den Sohn gab es keinen Grund. Es tut mir leid, daß ich Ihnen nicht helfen kann. Wenn Sie noch den Totenschein sehen wollen, bitte sehr. Ich kann Ihnen…«
    »Nein, Mr. Cisari, das erübrigt sich.« Ich bedankte mich bei dem Doktor. »Wir sehen uns dann auf der Beerdigung.«
    »Natürlich. Sind Sie auch in der Kirche?«
    »Selbstverständlich.«
    »Eine Frage habe ich noch«, sagte Suko. »Hatte er noch weitere Verwandte außer seinen Eltern?«
    »Ja, Herriet, seine Schwester. Sie ist aus Paris gekommen. Soviel ich weiß, arbeitet sie dort in einem großen Hotel.« Der Doktor stieß sich vom Sideboard ab. »Sie ist schon in Rippon eingetroffen und wohnt bei den Eltern.«
    »Danke. Das war nun wirklich alles.«
    »Bitte sehr.«
    Der Arzt begleitete uns bis zur Tür. Wir verließen mit gesenkten Köpfen das Haus, blieben auf dem Platz stehen und schauten uns an. »Was sagt ihr?« fragte Glenda.
    »Nicht viel«, murmelte ich.
    »Das sieht alles sehr normal aus«, erklärte Suko.
    »Zu normal?«
    Mein Freund hob die Schultern.
    »Wer kann das schon wissen,
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