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0509 - Die Drachenfrau

0509 - Die Drachenfrau

Titel: 0509 - Die Drachenfrau
Autoren: Werner Kurt Giesa
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an der Elektronik liegen können. Aber die 747 war ein älteres Modell, hatte mittlerweile ihre sieben ersten Dienstjahre auf dem Buckel. Da spielte die Elektronik nur eine untergeordnete Rolle, und drahtlose Über-Iragung von Steuerimpulsen gab es überhaupt noch nicht.
    Die Fehlerkontrolle zeigte aber auch keinen Fehler in der Mechanik an. Trotzdem reagierte das Höhenruder nicht mehr auf die Versuche von Pilot und Copilot. Sie fragten sich, wo der Fehler stecken konnte. Die Maschine wurde alle paar Wochen durchgecheckt und auf technische Schwachstellen und Materialermüdungen hin kontrolliert!
    Das Seitenruder wäre weniger schlimm gewesen. Mit leichter Schräglage hätte man den großen Vogel noch mit dem Höhenruder in eine Kurve zwingen können. Aber um mit dem Seitenruder eine Höhenkorrektur vornehmen zu können, hätte man das Flugzeug in eine so extreme Querlage bringen müssen, daß es unweigerlich abgeschmiert wäre - von der Belastung für die Passagiere und die Crew einmal ganz abgesehen.
    »Wir verlieren an Höhe.«
    Ein kurzes Nicken war die Antwort. Es ließ sich nichts daran machen. Von diesem Moment an war der Jumbo-Jet schlechter gestellt als ein Segelflieger, weil er viel mehr Masse besaß. Dynamik und Thermik allein konnten einen solchen Riesenvogel nicht in der Luft halten.
    Der Flugkapitän behielt die Ruhe. Er errechnete die Sinkgeschwindigkeit. Sie hing natürlich auch von den Luft- und Wetterverhältnissen ab. Beruhigt erkannte der Pilot, daß keine Gefahr eines schnellen, unkontrollierten Absturzes bestand. Er konnte die Maschine im Gleitflug einigermaßen herunterbringen - aber natürlich aufs Wasser!
    Sie befanden sich mitten über dem Atlantik. Selbst eine Schub-Erhöhung würde sie nicht mehr in Landnähe bringen. Eine Notwasserung war nicht mehr zu umgehen.
    »Funk-Anfrage raus«, befahl der Flugkapitän. »Feststellen, wo Schiffe stehen, die die Passagiere und uns aufnehmen können. Schließlich wird der Vogel noch eine Weile auf der Wasseroberfläche treiben, ehe er wie ein Stein in die Tiefe sinkt. Vielleicht befindet sich ein Schiff in erreichbarer Nähe, ein Frachter, ein Passagierliner oder ein Marineschiff. Wir müssen nur nahe genug heran kommen. Noch können wir zumindest die Richtung, in der wir sinken, selbst bestimmen…«
    Der Funker beugte sich über seine Instrumente. Der Copilot zuckte mit den Schultern. »Glauben Sie im Ernst, Chief, daß wir das schaffen? Der Zufall müßte schon sehr groß sein, der uns in dieser ozeanischen Weite ausgerechnet in die Reichweite eines Schiffes bringt! Das haut doch nie hin, Sir!«
    »Haben Sie einen besseren Vorschlag?«
    Da mußte der Copilot passen. »Aber wir sollten die Passagiere informieren, ehe die das Wasser näherkommen sehen und darüber ausflippen.«
    »Noch nicht«, entschied der Captain. »Um ihnen zu sagen, daß sie sterben müssen, ist es kurz vor dem Aufschlag immer noch Zeit genug. Aber vielleicht bekommen wir ja zwischenzeitlich Kontakt mit einem Schiff, dann können wir allein durch diese Hoffnungsmeldung eine Panik verhindern.«
    Der Copilot zuckte mit den Schultern. Er glaubte nicht so recht an die Rettung.
    Jemand betrat das Cockpit. Der Flugkapitän wandte den Kopf; eine der Stewardessen war hereingekommen.
    »Sir - wir haben vier Passagiere verloren!«
    ***
    Nicole atmete erleichtert auf, als sie Zamorra vor sich in der seltsamen, etwas unwirklich erscheinenden Landschaft stehen sah und erkannte, daß er unversehrt war. Allerdings stellte sie auch verblüfft fest, daß er keinen Faden am Leib trug - ebensowenig wie sie selbst, wie sie Sekunden später bemerkte, als sie an sich heruntersah. Sie trug nur noch ihre silberne Halskette - ähnlich wie Zamorra. Die drei Amulette hingen übereinander vor seiner Brust.
    Zamorra sah an Nicole vorbei und hob erstaunt die Augenbrauen, einen Punkt hinter ihr fixierend. Als sie sich deshalb umblickte, entdeckte sie Zamorras Sitznachbarn und dessen Gefährtin - beide ebenfalls völlig textilfrei. Die junge Frau trug etwas Silberschmuck, und vor dem Mann lag eine silberne Gürtelschnalle auf dem Boden. Er erstarrte ob der unglaublichen Situation einige Sekunden lang, dann versuchte er automatisch, mit den Händen seine Blöße zu bedecken. Seine Begleiterin tat es ihm Sekunden später gleich. Sie lief dunkelrot an.
    »Was, zum Teufel, soll das bedeuten?« stieß der Mann hervor. »Was soll dieser faule Zauber? Haben Sie den Verstand verloren?«
    »Wohin haben Sie uns
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