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0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

Titel: 0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang
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seinem Schreibtisch und sah mich prüfend an.
    »Na, wie geht’s?« fragte er.
    »Mir tut alles weh«, gab ich zu.
    »Mir nur die Füße«, meinte Phil. »Ich erinnere mich nicht, jemals in meinem Leben vier Tage hintereinander so viel zu Fuß gegangen zu sein.«
    »Hast du wenigstens eine Spur von ihm auf gegabelt?« fragte ich.
    »Eine Spur?« wiederholte Phil. Er lächelte selbstgefällig. »Ich habe ihn gefunden: Jimmy Don MacKenzie, the king of the tramps, den König der Landstreicher. Um elf wollte er hier sein. Also muß er jeden Augenblick die Tür aufmachen, denn wir haben jetzt schon vier Minuten na…«
    Phil brach ab, denn in diesem Augenblick ging die Tür auf, ohne daß jemand angeklopft hatte. Ich hob gespannt den Kopf.
    ***
    Aris nahm einen Zettel aus seinem Zettelkasten, schrieb in seiner sauberen, winzig kleinen Handschrift darauf: »Anruf elf Uhr vier: Fund weiblicher Leiche am Bahndamm zwischen Güterbahnhof und Cripsie« und drehte den Zettel um, so daß der vor ihm sitzende Reporter den Text nicht lesen konnte. Verstohlen drückte Aris auf den Klingelknopf an der vorderen Schreibtischkante. Er löste das Alarmsignal für einen Einsatz der Mordkommission aus, aber bis alle abfahrbereit waren, würden drei oder vier Minuten vergehen, und in dieser Zeit hoffte Aris den Reporter loszuwerden, ohne daß dem etwas auffiel.
    »Was Besonderes?« fragte der Mann von der »DETROIT DAILY NEWS« und reckte neugierig seinen hageren Kopf vor, während er auf das Telefon zeigte.
    Detective Lieutenant Aris schüttelte den imponierenden Kopf mit der dichten wallenden Löwenmähne, der ihn wie einen Künstler aussehen ließ.
    »Eine Routinemeldung«, entgegnete er gelassen. »Man sieht immer erst viel später, wieviel Gewicht solchen Routinemeldungen zukommt. Aber ich muß ein paar Minuten zum Commissioner. Haben Sie noch Fragen auf dem Herzen?«
    Der Reporter kratzte sich an der von Sommersprossen übersäten Nase.
    »Es heißt, Sie wären ein Pedant?« murmelte er fragend.
    »Stimmt. Ordnung ist ein Wort, von dem ich jeden einzelnen Buchstaben groß schreibe. Ich bin Leiter der Mordkommission. Insgesamt arbeiten zweiundzwanzig Leute in meiner Abteilung. Bei einem Mordfall kann es dazu kommen, daß wir zweitausend einzelne Informationen Zusammentragen, ohne gleich wissen zu können, ob wir sie brauchen werden. Wie soll man je die bedeutenden darunter herausfischen können, wenn die Informationen nicht peinlich genau aufgezeichnet und geordnet werden?«
    »Meine Frage sollte keine Kritik sein, Lieutenant. Im Gegenteil. Sie sind erst seit genau einem Jahr in unserer Stadt, deshalb bringen wir ja den Artikel, und Sie haben eine verdammt gute Aufklärungsquote erreicht. Wir möchten wissen, mit welchen Methoden Sie zu diesen Erfolgen kommen.«
    Aris schob die fleischige Unterlippe vor und dachte nach. Mit welchen Methoden? Donnerwetter, ja, dachte er, darüber habe ich selbst noch nie nachgedacht. Alles, was ich tue, tue ich, weil ich glaube, daß die Sache es so und nicht anders verlangt.
    »Keine Ahnung«, gestand er. »Ich weiß nicht, wie andere Leute eine Mordkommission leiten würden, mir fehlt also jeder Vergleich. Ich versuche,' meinen Leuten einzuhämmern, daß es bei uns auf eine hundertprozentige Teamarbeit ankommt. Hier klärt niemand einen Fall allein. Immer sind seine Kollegen an der Arbeit beteiligt, ob sie nun durch Zufall gerade eine entscheidende Spur auswerteten oder eine, die uns in die Irre führte.«
    »Ich verstehe. Aber wie ich hörte, haben Sie hier ein neues Registratursystem eingeführt?«
    Aris lachte.
    »Das hat mich der Commissioner auch schon gefragt. Angeblich verbrauche ich mehr als doppelt soviel Karteikarten, als man vor mir in dieser Abteilung benötigte. Das mag ja sein. Aber anders geht es nicht — meiner Meinung nach. Ich muß jede Information stets griffbereit haben, von welchem Blickwinkel her ich sie auch brauche.«
    »Könnten Sie das an einem Beispiel erklären, Lieutenant?«
    Aris unterdrückte ein Seufzen. Draußen im Flur waren hastige Schritte zü hören. Diejenigen seiner Leute, die heute auf der Einsatzliste der Kommission standen, hasteten jetzt mit ihren Spurensicherungskoffern durch die Korridore, und bestimmt wartete man im Hof schon auf ihn. Er mußte jetzt wirklich sehen, daß er diesen Reporter los wurde.
    »Ganz einfach«, sagte er und strich sich über seine buschigen Augenbrauen? »Wir haben während der Ermittlungen im Hickson-Mordfall insgesamt
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