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0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

Titel: 0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang
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Knabe?«
    »Er steht sich nicht schlecht. Aber wenn du unbedingt weiter willst, kann ich dich nicht hindern.«
    »Das könnte dir so passen! Zehn Dollar! Das sind mehr als zwanzig Flaschen Wermut! Zwanzig Flaschen und ein paar Zigarren.«
    »Eben. Das Geld muß morgen bei der Post eintrudeln. Und übermorgen habe ich Geburtstag. Es kam noch jedes Jahr einen Tag vorher an. Wir holen uns morgen nachmittag das Geld, kaufen ein paar Pullen, und dann kann es meinetwegen losgehen.«
    »Zu meinem Farmer?«
    »Zu deinem Farmer. Ich will mal sehen, wie lange ich es auf der Farm aushalte. Wenn es mir zu langweilig wird, kann ich ja immer verduften.«
    Er sah mich an, daß ich den Kopf abwenden mußte.
    »Das ist schön«, sagte er herzlich, »daß du mitkommen willst. Ich kann das Alleinsein nicht mehr aushalten. Manchmal kriege ich Angst vor mir selbst…«
    ***
    »Puh!« stöhnte Diana Clenswood und blies sich eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn. »Wenn ich Sie als Gegner hätte, würde ich auf den Kampf verzichten.«
    Phil zog sich die Judo-Jacke zurecht. »Sie sind sehr gut, Miß Diana«, lobte er. »Ich kenne nicht viel Polizistinnen, die es mit Ihnen auf nehmen könnten.« Sie griffen beide nach den Handtüchern. Dianas Vater kam auf die Matte, die sie im Keller für ihr Training ausgebreitet hatten. Man sah es ihm an, daß er in der letzten Nacht kaum geschlafen hatte.
    »Mr. Decker«, brummte er.
    »Ja, Mr. Clenswood?«
    »Bitte, ehrlich: Wie groß ist die Gefahr für meine Tochter?«
    Phil überlegte. Gar keine Gefahr konnte man nicht sagen. Jede andere Antwort aber mußte nur die begreifliche Sorge des Mannes vergrößern. Diana nahm ihm die Antwort ab.
    »Versuch mal, mich anzufallen, Daddy«, sagte sie.
    Ihr Vater wurde tatsächlich rot.
    »Aber — ich kann doch nicht —«
    »Sei doch nicht so zimperlich, nur weil ich ein Mädchen bin! Los probier es! Hank, komm her! Du auch! Ihr beide! Los, versucht, mich zu überfallen! Und packt gefälligst ordentlich zu!«
    »Nur damit sie ihre verdammte Nase wieder stolz in den Himmel recken kann«, maulte ihr Bruder, kam aber ebenfalls auf die Matte. »Na, alter Herr, das wäre eine Gelegenheit, deiner Tochter noch einmal zu zeigen, was ein Mann ist. Komm, Dad, tun wir ihr den Gefallen. Morgen um die Zeit haben wir alles hinter uns.«
    »Bitte, Dad!«
    Mit einem Achselzucken trat Mr. Clenswood einen Schritt vor. Von der Seite her sprang Hank sie plötzlich an. Es ging tatsächlich schneller, als man es hätte richtig verfolgen können. Urplötzlich lagen die beiden Männer auf der Matte, blickten reichlich verdutzt und krabbelten auseinander.
    »Da hast du meine Antwort«, sagte Diana stolz. »So groß ist die Gefahr für den, der mich anfassen will!«
    Sie warf das Köpfchen stolz in den Nacken und schritt hoheitsvoll auf die Tür zum Duschraum zu. Aber schon nach drei oder vier Schritten blieb sje nachdenklich stehen, drehte sich um und sagte betont:
    »Ausgenommen der Mann, von dem ich mich anfassen lassen möchte…«
    Vielleicht war es Zufall, daß sie dabei Phil ansah. Hank, der noch immer auf der Matte saß, stieß seinem aufgestandenen Vater den Ellenbogen in die Wade und brummte:
    »He, Dad, wegen so was machst du dir Sorgen? Wenn die mal heiratet, werden wir deinen Schwiegersohn im Hospital besuchen müssen.«
    ***
    Es war ein strahlender Herbsttag. Auf dem Postamt in Eagleness war der Brief aus New York für mich eingetroffen und mir ausgehändigt worden, als ich mit Tony dort vorgesprochen hatte. Er konnte nicht wissen, daß der Sheriff selbst Anweisung gegeben hatte, mir keine Schwierigkeiten wegen des Briefes zu machen und auch nicht nach einer Legitimation zu fragen. Wir hatten Wermut gekauft, uns Zigaretten und ein paar Zigarren für Tony geben lassen und waren mit dem nächsten Güterzug abgereist, wenn man das so nennen konnte.
    Das Zugpersonal hatte allerhöchste Anweisung, sich ausnahmsweise einmal nicht um Tramps zu kümmern. Dem Bremser war eingeschärft worden, daß er sein Bremserhäuschen nicht zu verlassen hätte, was auch immer seine Aufmerksamkeit vielleicht erregen konnte. Vermutlich war es das erste und einzige Mal in der Geschichte, daß ein Zug offiziell und dennoch geheim für Tramps zur Benutzung freigegeben worden war.
    Wir hatten ein schönes Plätzchen in einem Bremserhäuschen am Schluß des Zuges erwischt. Und selbstverständlich war es kein Zufall, daß wir gerade diesen Zug nahmen. Eine Reise von ungefähr vier Stunden lag vor
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