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0506 - Die Spur der Ratte

0506 - Die Spur der Ratte

Titel: 0506 - Die Spur der Ratte
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Er nahm das Autotelefon in Betrieb und tastete die 1 7 ein, die Notrufnummer. Die Verbindung kam fast augenblicklich zustande.
    Er nannte Name, Dienstgrad und Kennummer. »Ich benötige sofort wenigstens ein Dutzend Männer von der Bereitschaftspolizei. Starke Bewaffnung. Es gab einen Überfall auf einen Polizeibeamten. Organisierte Kriminalität möglich.« Er fügte seinen Standort hinzu und machte es äußerst dringend.
    Noch während er sprach, waren seine persönlichen Daten überprüft worden. »Einsatzkommando kommt«, erhielt er zur Antwort. »Dauert etwa zehn bis zwölf Minuten. Wie machen Sie sich bemerkbar?«
    »Silbergrauer BMW, ein deutsches Fabrikat. Warnblickanlage läuft«, sagte er und schaltete sie ein.
    Dann wartete er auf das Eintreffen der Verstärkung.
    Wenn der Einsatz ein Flop wurde, würde er als Verkehrspolizist in Paris oder Marseille Abgase einatmen dürfen und zwanzig Jahre später mit Lungenkrebs in der Urne enden. Selbst ein Mann wie Staatsanwalt Barin würde dann kein Verständnis mehr aufbringen können, und Robins Vorgesetzte erst recht nicht.
    Andererseits: Wenn Duval und möglicherweise auch Zamorra tatsächlich in Lebensgefahr schwebten, war der Einsatz berechtigt - falls sie nicht schon tot waren. Das rechtfertigte Robins persönliches Risiko allemal. Er rieb sich den immer noch von dem Handkantenschlag schmerzenden Nacken und sah auf die Uhr. Eine großzügige Stunde, hatte Duval gesagt. Davon war nicht einmal eine Viertelstunde verstrichen.
    Eine hoffentlich ereignislose Viertelstunde…
    ***
    »Du bist Telepath?« stieß Zamorra hervor. »Du kannst dich nur telepathisch mit mir unterhalten?«
    Nicht nur, kam es zurück. Aber es geht besser. Dazu brauche ich aber den Körperkon takt.
    Zamorra wechselte einen raschen Blick mit Nicole, die ihm mit einem kurzen Blinzel-Rhythmus signalisierte, daß sie selbst diesen Kontakt nicht brauchte. Ihre telepathischen Fähigkeiten waren gut genug entwickelt, daß sie die Menschenratte auch so verstand - was sie brauchte, war einzig und allein Sichtkontakt. Und der war ja gegeben. C3PO war es also tatsächlich ähnlich ergangen.
    »Wer oder was bist du?« fragte Zamorra.
    Das ist jetzt unwichtig. Es gilt, der Gefahr zu begegnen. Nur du kannst es, Meister des Übersinnlichen. Es bleibt nicht mehr viel Zeit.
    Zamorra schüttelte energisch den Kopf. »Es ist sehr wohl wichtig. Wenn ich jemandem helfen soll, muß ich wissen, mit wem ich es zu tun habe. Solltest du dämonisch sein, kannst du’s vergessen. Hast du überhaupt einen Namen?«
    Nein. Und ich verstehe deine Argumentation nicht. Es geht gegen deinen Feind. Gegen unseren gemeinsamen Feind. Die DYNASTIE DER EWIGEN.
    »Na, da kommen wir der Sache doch schon ein Stück näher«, stellte er fest. »Bist du nun dämonischer Abkunft oder nicht?«
    Das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana hat es dir doch schon signalisiert, erwiderte die namenlose Menschenratte. Ja, ich bin dämonisch. Aber mein Ende steht bevor. Ich kann niemandem mehr gefährlich werden, falls du das befürchtest. Ich sterbe bald.
    Das war nicht gelogen. Zamorra konnte fühlen, wie die Kräfte des Rattenwesens rapide nachließen. Während er selbst sich ganz langsam erholte und zumindest etwas wacher wurde, wenngleich er sich noch längst nicht wieder imstande fühlte, einen Kampf auszufechten, wurde die Menschenratte immer hinfälliger. Es war, als sei ihre Kraft wie Wasser in einer leerlaufenden Badewanne.
    Nicole schien diesen Kräfteschwund nicht wahrzunehmen. »Wieso wendet ein Dämon sich ausgerechnet an uns um Hilfe? Wir sind erklärte Feinde der Schwarzen Familie.«
    Zamorra wollte sie stoppen, aber es war zu spät. Die Riesenratte ging bereits auf ihre Frage ein, verschwendete damit kostbare Zeit, wie Zamorra erschrocken feststellte. Ich habe mit der Familie nichts zu schaffen, und ich habe keine persönlichen Vorteile mehr zu erwarten. Meine Lebensuhr läuft ab. Du bist Telepathin, du siehst es in mir. Ich kann mich nicht an meinesgleichen wenden. Warum, werdet ihr sehen, wenn mein Leib tot vor euch liegt und zerfällt. Etwas wird nicht zerfallen, und das ist der Grund dafür, daß ich ausgerechnet eure Hilfe erbitte.
    »Nein, ich kann es nicht in dir sehen. Vielleicht ist meine Verbindung nicht stark genug«, sagte Nicole. »Aber warum bist du so umständlich vorgegangen? Die Ratten im Château-Keller, der Überfall in Lyon, vorher der Angriff auf den ›Mann in Schwarz‹…«
    Ich wollte nicht
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