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0504 - Attacke der Riesenkäfer

0504 - Attacke der Riesenkäfer

Titel: 0504 - Attacke der Riesenkäfer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ging Michelle zum Ufer und rammte die Flasche in den Uferschlick unter der Wasserkante. Lieber Himmel, dachte sie, der Junge ist 23 Jahre alt und will nicht begreifen, was ich von ihm will! - Wenn seine Angst vor dem Wasser nicht wäre, hätte sie ihn jetzt ganz einfach erwischt, in dem sie »versehentlich ausrutschte«, in die Loire fiel und von ihm gerettet werden mußte. Aber diese Möglichkeit - mit anschließendem Kleidertrocknen und gegenseitigem Aufwärmen - schied aus. Verflixt, sie wollte ihn verführen, und er stellte sich an wie die männliche Version der Jungfrau von Orleans.
    Sie entdeckte eine streunende Katze, die durch das hohe Gras schlich und sich dem Ufer näherte, sich von den Menschen aber vorsichtig fernhielt. Langsam kehrte sie zum Picknickkorb zurück, den Lauren auszupacken begann.
    »Dürfte heute wieder ziemlich heiß werden«, sagte sie. »Hoffentlich gibt es kein Gewitter. Ich hasse Gewitter.«
    »Die Wetterfrösche haben für diese Gegend Wärmegewitter angekündigt«, murmelte er. »Habe ich heute früh im Radio gehört. Aber die Luft riecht nicht danach. Wahrscheinlich bleibt es weiterhin brütend heiß und trocken wie schon die letzten Tage. Die Wettervorhersage ist eben nur eine Sage, wie der Name schon sagt.«
    »Machen wir halt das Beste aus dem Tag, so oder so«, sagte Michelle kopfschüttelnd. »Hast du wengistens ’nen Korkenzieher mit?«
    ***
    Der Käfer war größer geworden. Er hatte sein Körpervolumen verdoppelt.
    Die anderen Puppen waren für ihn willkommene Nahrung. Also begann er, eine nach der anderen mit seinen scharfen Beißzangen aufzubrechen und die kurz vor dem Schlüpfen stehenden Artgenossen zu verzehren.
    Es ging sehr schnell, aber sein Hunger wurde davon immer noch nicht gestillt.
    ***
    Professor Zamorra zuckte leicht zusammen, als eine Tasse mit frisch duftendem, heißen Kaffee neben der Computertastatur abgesetzt wurde. Er sah auf. »Gehörst du heute zur lautlosen Zunft?« fragte er. »Ich habe gar nicht gehört, daß du hereingekommen bist.«
    »Du warst auch ziemlich in Gedanken versunken, Chef«, stellte Nicole Duval fest. »Woran denkst du?«
    »An Torre Gerret. Er macht mir Sorgen.« Zamorra führte die Tasse an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck. »Danke, Nici«, sagte er.
    »Ich habe jetzt endlich den genügenden Abstand, um das Geschehen der letzten Wochen schriftlich festzuhalten. Vor allem die zurückgekehrten Erinnerungen. Ich habe allerdings das Gefühl, daß es immer noch Lücken gibt. Geht es dir nicht auch so?«
    Seine Gefährtin nickte. »Ich denke allerdings, daß unsere Erinnerung über kurz oder lang vollständig zurückkehren wird.«
    »Hoffentlich nicht erst, wenn es zu spät ist«, fürchtete Zamorra. »Die Erinnerungen an die Quelle des Lebens und vor allem an Torre Gerret sind ja auch fast zu spät aufgebrochen. Hätten wir früher etwas davon ›gewußt‹, hätten wir uns besser vorbereiten können, und vor allem dir wäre eine Menge Streß und Hektik erspart geblieben.«
    »Ich hab’s überlebt«, kommentierte sie knapp. »Es wird schon alles seinen Sinn haben. Immerhin können wir dadurch besser einschätzen, wie gefährlich Gerret jetzt ist. Er wird nicht aufgeben. Bald wird er wohl zu dem Schluß kommen, daß wir jetzt alle hier im Château Montagne sind - sowohl wir zwei als auch Lord Zwerg. Und dann werden wir hier keine Ruhe mehr haben.«
    Mit ›Lord Zwerg‹ meinte sie den kleinen Sir Rhett Saris ap Llewellyn, gerade ein paar Wochen alt. Sie nannte ihn fast immer so. Zamorra lächelte. »Wenn Gerret hier auftaucht, haben wir immerhin Heimspiel«, sagte er. »Wir haben bessere technische Möglichkeiten, vor allem was Kommunikation und Daten angeht, und wir haben bessere Möglichkeiten, Freunde und befreundete Behörden zu alarmieren. Hier hat er es nicht so einfach wie in Schottland. Es war richtig, Llewellyn-Castle aufzugeben.«
    Die magische Erbfolge hatte stattgefunden. Lord Bryont Saris ap Llewellyn hatte das Ende seiner mehr als zweieinhalb Jahrhunderte währenden Lebensspanne erreicht. Als sein alter Körper starb, wechselte sein Bewußtsein den seines frisch geborenen Sohnes, der auf den Namen Rhett getauft worden war und der wiederum ein Jahr länger leben würde als sein Vater - worauf sich das Spiel wiederholen würde. Zamorra wußte jetzt, daß Nicole und er dieses in ferner Zukunft liegende Geschehen höchstwahrscheinlich miterleben würden - falls sie nicht vorher durch Gewalt ums Leben kamen. Sie
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