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0503 - Der Stierdämon

0503 - Der Stierdämon

Titel: 0503 - Der Stierdämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sara gar nicht. Bisher besaßen nur die Silbermond-Druiden dieses Privileg. Jeder andere, auch Zamorra, konnte nur auf Merlins Wunsch hin dessen unsichtbare Burg betreten. An sich hätte Sara nichts dagegen einzuwenden gehabt, daß vorübergehend auch Zamorra zum Kreis der Privilegierten gehörte - jetzt aber war er, wieder einmal, ihr Feind! Genauer gesagt der Feind der Schlange. Was Merlin nicht gelang, weil er seine Fähigkeiten einfach nicht mehr wie früher einsetzte, war Zamorra viel eher möglich: Sara als Ssacah-Dienerin zu durchschauen!
    »Und Zamorra hat deine Schlange auch nicht aufspüren können?« fragte sie. Natürlich nicht, denn sie hatte sie ja mitgenommen!
    »Nein. Bei dir, in deinen Räumen, ist sie also auch nicht?«
    »Nein«, erwiderte Sara. Die Ssacah-Ableger befanden sich nicht in ihrer Unterkunft, sondern verbargen sich wieder unter ihren weiten Ärmeln als Schmuckreif.
    Merlin senkte den Kopf. »Dann war es also doch eine Halluzination?« murmelte er. »Sara, hilf mir. Ich fürchte, daß ich den Verstand verliere. Ich sehe Dinge, die es nicht gibt, und ich höre Stimmen, die es nicht gibt und die mir zuflüstern, im Dunkel sei ich besser aufgehoben als im Licht. Es frißt in mir.«
    Immerhin, fand Sara, machte er Fortschritte. Zamorras Kurzbesuch schien ihn teilweise aufgebaut zu haben. Sie erinnerte sich, daß sie vor dem Biß der Kobra noch mit Teri darüber diskutiert hatte, wie man Merlin am besten aus seiner Lethargie reißen konnte. Er hatte einfach alles an sich Vorbeigehen lassen. Jetzt aber bat er von sich aus um Hilfe!
    »Du denkst zu viel nach«, sagte sie. »Vielleicht solltest du dich wirklich einmal wieder um die anderen dir anvertrauten Welten kümmern.« Dann habe ich hier in der Zwischenzeit freie Hand. »Du solltest nicht mehr an den Silbermond denken. Das ist vorbei, liegt lange zurück. Verlasse mit deinem Denken die Vergangenheit und sieh die Zukunft. Ist es nicht deine Aufgabe, sie zu stabilisieren?«
    »Wirst du mir dabei helfen?«
    Plötzlich sah sie Chancen. »Aber sicher«, versprach sie. Mansur Panshurab wollte zwar nicht, daß der Kobra-Kult sich außerhalb Indiens ausbreitete. Aber vielleicht änderte er eines Tages seine Pläne. Und dafür konnte sie jetzt die Voraussetzungen schaffen. Sie konnte alles vorbereiten. Merlin würde nicht einmal ahnen, wozu sie ihn mißbrauchte, während sie ihm nach außen hin half. Und sie konnte ihn auch dahingehend beeinflussen, daß er er für ihre Sicherheit sorgte und die Positionen zementierte, die sie sich schuf. Sie würde leichtes Spiel mit ihm haben - schließlich war sie seine Tochter!
    »Natürlich werde ich dir helfen«, wiederholte sie. »Wann fangen wir an?«
    Merlin hob die Brauen. »Du bist tatendurstig.«
    »So wie du früher«, sagte sie.
    Merlin verzog leicht die Mundwinkel. »Mit dem Alter werde auch ich ruhiger«, sagte er mit feiner Ironie. »Laß mich überlegen. Ich muß planen. Dann sagst du mir, wie du die Sache angehen würdest. Ich gehe in den Saal des Wissens und hole mir die Informationen, die ich noch benötige. Ich denke, ich habe einiges aufzuholen.«
    Langsam erhob er sich - und verschwand aus der Bewegung heraus.
    Sara verzichtete darauf, ihm per zeitlosem Sprung in den Saal des Wissens zu folgen. Sie wollte sich ihm ja schließlich nicht zu sehr aufdrängen. Zudem konnte sie selbst in der Zwischenzeit darüber nachdenken, wie sie es anpacken wollte, das schottische Dorf wieder frei von Ssacah-Ablegern und -Dienern zu bekommen.
    ***
    Zamorras Amulett strahlte Licht nach allen Seiten ab, das sich gleichmäßig verteilte und den Parapsychologen nicht blendete. Damit war Merlins Stern besser als jede normale Lampe. Zamorra hatte sich beeilt, durch das Burgtor zu schreiten, aber auf der talwärts führenden schmalen Straße konnte er die von dem Gnom geschaffenen Phantome nicht mehr entdecken.
    Was ihn in jedem Fall verblüffte, war die Gestalt mit dem Stierschädel, die den Mann auf der Mauer angegriffen hatte.
    Zamorra fand den Mann. Er lag im Sterben. Das Stierhorn hatte ihn so übel zugerichtet, daß jede Hilfe zu spät kam. Der Sturz von der Burgmauer war dabei vermutlich das Harmloseste gewesen, was dem graugekleideten Mann zugestoßen war.
    Zamorra konnte ihn nicht mehr befragen. Der Todeskandidat war nicht mehr in der Lage, zu sprechen. Noch während Zamorra sich um seine furchtbaren Verletzungen kümmerte, starb er. Erst jetzt registrierte Zamorra die leichte Erwärmung des Amuletts, die
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