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0500 - Die Quelle des Lebens

0500 - Die Quelle des Lebens

Titel: 0500 - Die Quelle des Lebens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Tut mir leid, junge Lady, denn ich würde liebend gern Ihre Gesellschaft genießen, aber mein Terminplan zwingt mich, das Lokal jetzt zu verlassen. Aber wenn Sie öfters hier verkehren, sehen wir uns ja vielleicht noch einmal. Bitte entbieten Sie Ihren beiden Begleitern meinen Gruß. Kenne ich einen von ihnen nicht als Regierungsmitglied?«
    Die Rechnung kam. Der elegante Mittsechziger beglich sie mit einem ziemlich großen Geldschein und faltete den Beleg zusammen, um ihn in seiner Brieftasche verschwinden zu lassen. »Sie werden mich jetzt entschuldigen müssen, junge Lady.«
    Er erhob sich und ging.
    Nicole kam an Lord Saris’ Tisch zurück.
    »Na, den hast du ja prachtvoll verscheucht«, bemerkte Zamorra.
    »Wenn er sich nicht höchstwahrscheinlich als Lauscher durchschaut gesehen hätte und deshalb eilig gegangen wäre, müßte ich mich an dieser glatten Abfuhr schwer beleidigt fühlen«, erwiderte Nicole und nahm wieder Platz. »Angeblich ist er öfters hier, spricht aber mit starkem amerikanischen Akzent! Trotzdem hat er dich, Mylord, als Regierungsmitglied erkannt, was wiederum auf britische oder gar schottische Nationalität hinweist.«
    Zamorra sprang auf und eilte zur Tür. Aber draußen konnte er diesen teuer gekleideten Mann nicht mehr entdecken. Der Erdboden schien ihn verschluckt zu haben. Langsam kehrte Zamorra an den Tisch zurück. Er fragte sich, wieso er diesem Mann plötzlich soviel Aufmerksamkeit widmete, nur weil er ein wenig gelauscht hatte.
    Später, als Butler William sie alle mit dem dunklen Rolls-Royce Phantom wieder nach Llewellyn-Castle zurückbrachte, sah Zamorra sich einige Male um und war sicher, daß ihnen eine schwere Mercedes-Limousine beharrlich folgte…
    ***
    Gegenwart…
    »Wie fühlst du dich, Pat?« fragte Lord Saris. Lady Patricia lächelte und strich sich über ihren gewölbten Bauch. »Prächtig, Bryont. Meinetwegen könnte es jetzt losgehen…«
    Zamorra sah das Erschrecken in Sir Bryonts Greisengesicht. »Noch nicht!« stieß der Lord entsetzt hervor. »Es ist noch zu früh, es ist noch nicht soweit!«
    »Nur keine Panik, Bryont«, versuchte Zamorra ihn zu beruhigen. »Es wird alles wie geplant funktionieren. Es wird nicht zu einer vorzeitigen Geburt kommen.«
    »Ach ja?« fauchte der Lord. »Du mußt es ja wissen. Du hast ja schon Hunderte von Geburten hinter dir, nicht wahr? Niemand kann die Zeiten hundertprozentig kalkulieren. Der Zeitpunkt kann um Tage von der Vorherberechnung abweichen.«
    »Aber bisher hat es mit der Erbfolge doch immer geklappt«, warf Zamorra ein. »Die Zeitgenauigkeit ist garantiert in den Llewellyn-Genen programmiert!«
    Verständnislos sah ihn Saris an. »Was willst du damit sagen?«
    »Vor etwa einem Dutzend Jahren bist du mir genauso gekommen«, sagte Zamorra. »Da hast du davon geredet, daß ich die Anlagen zur Langlebigkeit hätte. Ich…« Er verstummte.
    Die anderen, auch Nicole, sahen ihn überrascht an.
    »Ich soll etwas von deiner genetischen Veranlagung gefaselt haben?« staunte Lord Saris. »Hat dir jemand was in den Whisky getan?«
    Zamorra schwieg. Er ließ sich in einen Sessel sinken. Er nahm nicht wahr, wie Lord Saris mit seiner rechten Hand liebevoll Patricias Bauch berührte. Seltsame Erinnerungsbilder stiegen in ihm auf. Sie paßten zu anderen Bildern der jüngsten Vergangenheit, Erinnerungsfetzen, die er zu verdrängen versucht hatte. Aber in letzter Zeit brach die Erinnerung immer wieder auf.
    War der Preis nicht zu hoch gewesen, den er hatte zahlen müssen?
    Warum kamen die Erinnerungen jetzt immer stärker? Jene Bilder, die er geglaubt batte, vergessen zu haben.
    »Du sagtest damals, ich sei der Auserwählte«, murmelte er. »Und du hast auch davon geredet, daß ich die Anlagen dazu besäße - zur Unsterblichkeit.«
    Plötzlich lächelte der Lord. »Es gibt keine Unsterblichkeit«, sagte er. »Es gibt nur ein langes Leben. Aber von einem Mörder kann es jederzeit beendet werden. Dein langes Leben ebenso wie meines. Paß nur auf, daß wir uns eines Tages Wiedersehen, Zamorra. Ich möchte dich erkennen, wenn nach langer Zeit meine Erinnerungen wieder erwachen. Ich möchte nicht deine Todesanzeige in einer längst vergilbten Zeitung lesen.«
    »Jetzt fängst du wieder an, genau so zu fassein wie damals«, murmelte Zamorra. »Dich in Andeutungen zu ergehen, keinen Klartext zu reden. Gerade so, als wären keine zwölf Jahre vergangen.«
    »Du erinnerst dich also wieder«, stellte Saris fest.
    Zamorra starrte den Greis
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