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0500 - Die Quelle des Lebens

0500 - Die Quelle des Lebens

Titel: 0500 - Die Quelle des Lebens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht mehr benutzt, sondern ist im Dorf ohne abzubremsen geradeaus weitergefahren!« Damit zeigte der Lord, daß der Verfolger auch ihm nicht entgangen war. »Aber wenn er sich noch im Ort befindet, fällt er mit seinem Wagen auf wie eine lila Kuh. Hast du bemerkt, Zamorra, daß er linksgesteuert ist und demzufolge vom Kontinent privat importiert worden sein muß? Hätte er ihn bei einem britischen Händler gekauft, wäre das Lenkrad schließlich da, wo’s vernünftigerweise hingehört, nämlich rechts! Ohnehin ein Wunder, daß ihr Kontinentaleuropäer so wenige Verkehrsunfälle habt - schließlich fahrt ihr doch alle auf der falschen Straßenseite!«
    »Sag nicht, du hättest auch noch sein Kennzeichen erkannt!« entfuhr es Zamorra.
    »Leider nicht. Aber William wird… nein, das mache ich lieber selbst, damit der alte Knabe etwas wacher wird: ich rufe Constabler McCloud an. Der soll sich mal nach dieser schwarzen Limousine umsehen. Kann ja nicht schwerfallen in dieser ärmlichen Gegend, wo ich mich fast schämen muß, in einem Rolls-Royce chauffiert zu werden. Komischerweise laden mich die Leute unten im Pub in Cluanie trotzdem zum Whisky ein.«
    »Sie sind der Feudalherrschaft eben noch nicht entwöhnt und dem Adel daher hörig«, spöttelte Nicole.
    Saris lächelte nur.
    Das Clan-Oberhaupt wußte ja, wie es gemeint war…
    ***
    Wenig später kam Saris vom Telefon zurück. Grinsend hob er den Daumen und nickte seinen beiden Freunden zu. Von Lady Sandy war nichts zu sehen; die junge Dame hatte sich wohl wesentlich nachhaltiger zurückgezogen als gedacht.
    »Ihr wolltet wissen, wo die Quelle des Lebens sich befindet«, sagte Saris.
    Zamorra lächelte. »Ich nehme an, daß zwei Orte auf unserer Erdkugel ausscheiden.«
    »Welche?« fragte Saris verblüfft.
    »Erstens: die Karibik-Insel Bimini«, sagte Zamorra. »Bis vor fast einem Jahrhundert hat man dort die sogenannte ›Quelle des Lebens‹ vermutet -was auch immer man hierbei unter diesem Begriff verstanden hat. Dann wurde auch das Inselzentrum endlich erforscht, und man hat nichts gefunden, was man mit diesem Begriff auch nur halbwegs in Einklang hätte bringen können.«
    Saris lächelte. »Eine der Karibik-Inseln«, murmelte er versonnen. »Darauf wäre ich beim besten Willen nicht gekommen. Woher weißt du davon?«
    »Bill Fleming machte mal ein paar entsprechende Andeutungen.«
    »Ach, dein Freund, der Historiker«, sagte der Lord. »Aber du hast recht -dort ist es nicht. Und der zweite Ort?«
    »Wesentlich näher: die Mittelmeerinsel Cypern«, sagte Zamorra. »Vor ihrer Küste befindet sich im Meer ein Felsen, der als der Geburtsort der Göttin Aphrodite gilt. In alten Überlieferungen heißt es: Schwimm bei Vollmond dreimal um diesen Felsen herum, und du wirst ewig leben.«
    Saris hob die Brauen. »Interessant«, bemerkte er. »Du scheinst eine Menge an Detailinformationen greifbar zu haben. Von beiden Orten habe ich in diesem Zusammenhang nie gehört.«
    »Typisch, diese Engländer«, warf Nicole schmunzelnd ein. »Ahnungslosigkeit, mit Ignoranz getarnt, im Wappen…«
    »Ich bin Schotte, kein Engländer!« fauchte Lord Saris prompt. Nicoles Schmunzeln wurde zum lausbubenhaften Grinsen, und da erst merkte der Lord, daß sie ihn wieder einmal gefoppt hatte.
    »Spaß beiseite«, sagte Zamorra. »Nachdem nun klargestellt ist, wo diese Quelle des Lebens sich nicht befindet, solltest du uns vielleicht verraten, wo sie zu finden ist. Jetzt haben wir wenigstens keine unliebsamen Lauscher mehr. Also, Euer Lordschaft: was weißt du?«
    Saris ging zum Sideboard, füllte drei Gläser mit Whisky auf - randvoll und ohne Eis. Nicole hob anklagend die Brauen. Zamorra seufzte und beschloß, nur ganz vorsichtig zu nippen. Er erkannte Lord Saris nicht wieder, der sonst nicht so freigiebig mit dem Alkohol war - nicht gegenüber seinen Gästen und erst recht nicht sich selbst gegenüber!
    Aber in diesem speziellen Fall schien eine ganze Menge anders zu sein als gewohnt.
    »Ein schmaler, beschwerlicher Pfad ist der Weg zum Ziel«, sagte Saris leise, nachdem er sein Glas zur Hälfte geleert hatte. »Er endet in einem kleinen Talkessel. Die Felsen ringsum sind so hoch, daß du ihre Oberkanten nicht mehr siehst, wenn du dich an der Quelle befindest. Es gibt Leute, die auf dem Weg dorthin gestorben sind. Aber ich glaube nicht, daß du sterben wirst.«
    »Warum nicht?«
    »Gute Güte, stell nicht so viele dumme Fragen!« explodierte der Lord. »Fragen, die niemand beantworten
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