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0500 - Die Quelle des Lebens

0500 - Die Quelle des Lebens

Titel: 0500 - Die Quelle des Lebens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kann, soll man nicht stellen!«
    »Wo geruhten Euer Merkwürden denn dieses befremdliche Spruchband auf die Hörner zu spießen?« warf Nicole ein, was ihr einen bösen Blick des Lords einbrachte.
    »Klingt ja wie: ›Du bist noch zu klein, um zu begreifen, wie der Klapperstorch mit seinem dürren Hals so ein mehrpfündiges Schwergewichts-Baby vom großen Teich durch die Luft zur Mutti schleppen kann!‹«
    »Ich bitte mir mehr Ernsthaftigkeit aus«, verlangte der Lord schroff. Nicole stutzte. Es klang so, als habe sie ihn mit ihrer Bemerkung verärgert. Aber seinem Mienenspiel war nichts zu entnehmen. Als Pokerspieler wäre er größte Klasse gewesen!
    »Na schön, kommen wir zum ernsten Kern der Sache«, sagte Zamorra. »Wo befindet sich dieses Tal mit den himmelhohen Felswänden? Wo ist der beschwerliche, männermordende Weg?«
    »Auch dir fehlt der nötige Ernst«, beklagte Saris. »Du wirst ihn bitter nötig brauchen. Du hast keine Veranlassung, spöttisch von oben herab zu schauen. Das ist deiner nicht würdig, und es entspricht nicht dem Ansehen der Quelle des Lebens.«
    Zamorra seufzte. »Ich könnte mich wesentlich besser damit abfinden«, sagte er, »wenn ich mehr vernünftige Informationen erhielte, nicht nur halbherziges Gefasel. Also, bitte, Bryont: Was hast du mir zu sagen? Wo liegt diese Quelle?«
    »Ich werde es dir nicht sagen«, erwiderte Saris. »Ich werde es dir zeigen. Es gibt keine andere Möglichkeit. Glaube mir, ich führe dich nicht aus eigenem Antrieb an der Nase herum. Ich an deiner Stelle wäre vermutlich noch viel saurer. Aber da mußt du durch, wenn du die Unsterblichkeit willst.«
    »Wer sagt, daß ich sie will?«
    Saris schüttelte den Kopf. »Wer würde sie nicht wollen? Das ewige Leben, Zamorra!«
    »Für mich! - Und was ist mit Nicole? Soll sie an meiner Seite an Altersschwäche sterben, während ich als der vor Vitalität strotzende Jüngling schon nach der nächsten -Partnerin schiele? Ober soll ich auf Bindungen verzichten? Auf Liebe, auf Freundschaften? Ein Unsterblicher unter Sterblichen? Der Außenseiter, der ewig lebt, während er alle anderen immer wieder, immer wieder, immer wieder, sterben sieht?«
    »Daran gewöhnt man sich«, sagte Saris kalt.
    Zamorra stutzte.
    Lord Saris war mehr als zweieinhalb Jahrhunderte alt. Und in anderen Gestalten hatte er schon früher ähnlich lange gelebt. Er wußte, wovon er sprach.
    »Daran gewöhnt man sich«, wiederholte Saris. »Ich glaube, du beginnst zu verstehen.«
    »Aber du verstehst mich nicht«, erwiderte Zamorra. »Vielleicht will ich mich nicht daran gewöhnen. Vielleicht bin ich mit meiner normalen Lebensspanne zufrieden.«
    Lord Saris schüttelte den Kopf.
    »Du kannst es nicht sein«, sagte er. »Deine Anlagen sprechen dagegen. Du hast die biologischen Voraussetzungen dafür.«
    »Woher willst du das wissen? Außerdem sind Physiologie und Psychologie zwei verschiedene Dinge. Warum versuchst du ständig, mich mit fadenscheinigen Erklärungen zu etwas zu zwingen, was ich gar nicht will?«
    »Vielleicht willst du es doch«, sagte Saris. »Du weigerst dich nur, es zu akzeptieren. Jener, der mich beauftragte, dir den Weg zu zeigen, zeigte mir deine Veranlagung. Du kannst unsterblich werden. Du bist jetzt schon fast unangreifbar für jede Art von Krankheiten. Deine Zellen regenerieren sich in einem schier unglaublichen Maß.«
    Zamorra beugte sich vor. Dem Whisky, an dem er nur vorsichtig genippt hatte, schenkte er keinen Blick mehr. »Woher willst du das alles wissen?«
    »Es wurde mir gesagt!«
    Zamorra schlug mit der flachen Hand auf die Sessellehne. »Schon wieder dieser geheimnisvolle Unbekannte! Solltest du dir nicht langsam ein anderes Tonband kaufen, Bryont?«
    Saris atmete resignierend durch. »Es ist nicht meine Schuld«, flüsterte er. »Es ist nicht meine Schuld. Verdammt, er will’s einfach nicht begreifen, dieser Narr!«
    Nicole faßte nach Zamorras Hand.
    »Unsterblichkeit, Chef«, sagte sie leise. »Ich an deiner Stelle würde mich darum reißen.«
    »Und ewig jung bleiben, während du zur Greisin wirst?« gab er zurück. »Irgendwann wird einer von uns beiden den Unterschied nicht mehr ertragen. Und dann?«
    »Dann werden wir trotzdem eine glückliche Zeit miteinander verbracht haben, cheri«, sagte Nicole leise. »Du solltest die Chance wahrnehmen. Ich glaube nicht, daß sie vielen Menschen geboten wird. Und du solltest dich erinnern, daß es eine Menge Leute gibt, die wir beide kennen, die mit diesem Problem
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