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05

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Titel: 05
Autoren: Nur über meine Leiche
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klassische Schönheit: blond, zart und mit makellosem Teint. Lange Wimpern umrahmten ihre Augen, und sie zog die Winkel ihres hübschen Mundes nach unten, als sie jetzt über mein Problem nachdachte. Sie roch wie immer nach Keksen, denn sie benutzte Vanilleextrakt als Parfüm. Ich spielte mit dem Gedanken, etwas Ähnliches zu benutzen.
    Nicht Vanille, aber irgendetwas anderes aus der Speisekammer. Limone?
    Paprika?
    Laura war meine Halbschwester, die Tochter meines Vaters. Ihre Mutter war der Teufel. Ja, das meine ich wörtlich. Lange Geschichte! Sie war ein süßer Fratz und sah aus, als könne sie kein Wässerchen trüben, war jedoch jähzornig und besaß einen tödlichen linken Haken. Das Monster in ihr zeigte sich vielleicht einmal in hundert Fällen, aber wenn, dann hatten ihre Feinde nichts zu lachen.
    „Kommt sie heute Abend hierher?"
    „Ja." Ich sah auf meine Uhr. „Jeden Moment. Und was zum Teufel soll ich ihr sagen?"
    Als ich meinen Blick durch die Bar schweifen ließ, bemerkte ich, dass alle anwesenden Vampire angespannt aussahen. Als wenn mir das etwas ausmachen würde. Ich hatte andere Probleme, und wenn Vampire aus Angst vor meinem Groll den Club der Königin besuchten, dann war das einmal eine nette Abwechslung.
    Natürlich hatten sie möglicherweise auch Angst vor Laura -vor einigen Monaten hatte sie etliche von ihnen getötet. Und zwar hier, in diesem Nachtclub. Sie war ausgesprochen gut im Töten.
    Das klingt vielleicht kalt, ist aber nicht so gemeint. Ich versuche, Vampire wie jeden anderen auch zu behandeln. Ehrlich. Warum nur müssen so viele von ihnen so sture, mordlustige Arschlöcher sein?
    Alonzo war ein typisches Beispiel. Zuerst hatte er sich nicht einmal daran erinnert, Sophie getötet zu haben. Es war schon schlimm genug, ermordet zu werden, aber wie musste es sich erst anfühlen, wenn der eigene Mörder so gedankenlos damit umging?
    „Ich bin sicher, dir fällt etwas ein", sagte Laura, was zwar nett, aber nicht hilfreich war. „Willst du, dass ich euch allein lasse?"
    „Naja, eigentlich ist es ja Sophies, äh . . Privatangelegenheit. Ich wollte dir nur erklären, warum aus unseren Plänen heute Abend nichts wird."
    „Das ist schon in Ordnung", sagte sie sofort. „Ich besuche stattdessen die Abendandacht."
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    Ich leerte mein Glas. „Du gehst also wieder in die Kirche?" Dem Herrgott sei Dank. Sie war nicht mehr in der Kirche gewesen, seit wir uns das erste Mal getroffen hatten, und ich hatte schon befürchtet, dass ich einen wirklich miesen Einfluss auf sie ausübte. Obwohl Jessica recht hatte, als sie mich darauf hinwies, dass Laura sehr viel schlechtere Angewohnheiten haben könnte, als ab und zu den Abendgottesdienst ausfallen zu lassen. Sie führte Drogen als Beispiel an.
    Laura sah verletzt aus. „Ich bin nur ein paar Mal nicht hingegangen."
    „Richtig, richtig. Süße, ich habe wohl kaum das Recht, dich zu verurteilen."
    Wann ich selbst das letzte Mal einen Gottesdienst besucht hatte, wusste ich nicht. Mein Dasein als Vampir konnte mich eigentlich nicht davon abhalten.
    Kreuze, Weihwasser, Christbäume - nichts von alledem konnte mir etwas anhaben. „Ich habe es nur, na ja . . kommentiert."
    „Ich gehe lieber, bevor deine Freundin kommt." Sie erhob sich, beugte sich zu mir herunter und küsste mich flüchtig aufs Kinn. „Wir sehen uns ein anderes Mal, ja?"
    „Darauf kannst du dich verlassen. Grüß deine Eltern von mir."
    „Das werde ich. Grüß meine .. deine Eltern ebenfalls."
    Na, sicher. Meine Stiefmutter, die Laura zur Welt brachte, als sie vom Teufel besessen war, und dann so kaltherzig war, sie im Warteraum eines Krankenhauses auszusetzen, und meinen Vater, der von Lauras Existenz keinen blassen Schimmer hatte. Ich konnte es kaum erwarten. Und anschließend würde ich ein Mittel gegen Krebs entdecken und all meine Schuhe der Fürsorge spenden.
    Als sie ging, sah ich ihr nach, womit ich nicht die Einzige war. Ich räusperte mich laut genug, dass man mich hören konnte, und warf den beiden Typen, die den Hintern meiner Schwester
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    abcheckten, böse Blicke zu, bis sie sich wieder ihren Drinks widmeten.
    Natürlich war die Verpackung hübsch, aber das, was sich in dem Paket befand, machte mir Sorgen. Nicht genug damit, dass Laura die Tochter des Teufels war, ihr war auch noch prophezeit worden, die Weltherrschaft zu übernehmen. Ihr freundlicher Charakter und ihre Weigerung, die Weltherrschaft zu übernehmen, war ihre Art, gegen ihre Mutter zu rebellieren. Und
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