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05

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Titel: 05
Autoren: Nur über meine Leiche
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das war gut so. Aber wir fragten uns alle, ob - und wann - sie unter dem Druck zusammenbrechen würde.
    Kaum hatte sie das Scratch verlassen, trat Sophie ein, ignorierte die energische Empfangsdame und nahm Kurs auf meinen Tisch wie eine Scud-Rakete. Dort blieb sie stehen, die Arme vor der Brust verschränkt, und sagte: „Ist er schon tot?"
    „Wie wäre es mit einer Begrüßung?", gab ich zur Antwort, nicht allzu überrascht. Nach letzter Nacht hatte ich eine ungefähre Vorstellung davon, wie unser Treffen ablaufen würde. „Außerdem kannst du wahrscheinlich einen Drink vertragen."
    Sie ließ sich auf den Stuhl neben mir fallen. „Ich habe mich schon genährt", sagte sie abwesend. „Liam hat darauf bestanden."
    „Ich dachte eigentlich eher an einen Martini oder etwas Ähnliches.

    „Eigentlich", fuhr sie fort, als wenn ich nichts gesagt hätte -was ihr gar nicht ähnlich sah, denn normalerweise war sie der Inbegriff französischer Höflichkeit -, „musste ich auf ihn einreden, mich nicht zu begleiten.
    Möglicherweise ist er mir dennoch gefolgt. Er ist. . überaus erzürnt. So wie ich."
    „Süße, ich war dabei. Mir ist durchaus klar, dass du sauer bist. Und ich fühle mich beschissen, was das betrifft. Wirklich und ehrlich. Ich bin allen Optionen gegenüber offen. Was können wir tun?"
    „Überreicht mir seinen Kopf."
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    „Siehst du, genau diese Einstellung hilft uns nicht weiter. Du musst schon mit mir zusammenarbeiten, Sophie."
    Sie lächelte nicht. „Bei allem Respekt, Majestät, wenn Ihr nicht in der Lage -
    oder nicht willens - seid, mir zu helfen, dann ist dieses Treffen zwecklos."
    „Der Punkt ist: Mir geht es schlecht, weil es dir schlecht geht, und ich wollte mit dir darüber reden. Komm schon, wir finden einen Kompromiss."
    „Majestät." Sie durchbohrte mich mit ihrem Blick. „Es kann keinen Kompromiss geben."
    Geistesabwesend malte ich mit dem Fuß meines Glases Wasserkreise auf den Tisch. „Das ist die richtige Einstellung."
    „Ich verstehe, in welcher Lage Ihr Euch befindet. Aber Ihr müsst auch meine Position verstehen. Er hat mich hinterhältig ermordet und muss dafür büßen."
    „Aber wenn man, äh . . es genau nimmt: Hätte er dich nicht getötet, wärst du nicht nach Amerika gekommen und hättest Liam nicht kennengelernt. Du hättest nie ein neues Leben begonnen."
    „Ich musste ein neues Leben beginnen", sagte sie, als spräche sie zu einem Kind - einem bösen, dummen Kind -, „weil er mir mein altes Leben gestohlen hat."
    „Das weiß ich doch."
    „Ich habe Verständnis dafür, dass Euch aus diplomatischen Gründen die Hände gebunden sind." Sie lächelte dünn. „Schließlich bin ich Französin."
    Ich lachte.
    „Aber auch Ihr müsst verstehen: Wenn Ihr nicht in der Lage seid, zu handeln, werde ich es tun."
    „Also .. äh .. " Ich nahm mein leeres Glas, spielte damit herum, stellte es wieder ab. „Du ... äh ... darfst das nicht tun. Ich meine, ich verbiete es dir. Ich weiß ja, dass ..."
    25
    Ich sprach ins Leere. Wie der Blitz war sie aufgesprungen und zur Tür hinausgerauscht. Sie war so schnell, dass ich es nicht einmal gesehen hatte.
    Manchmal schienen Vampire nur aus Beinen zu bestehen - ein Schritt, und schon hatten sie den Raum durchquert.

    „He, das darfst du nicht tun!", schrie ich ihr hinterher. „Ich habe dir einen Befehl gegeben! Ich habe es verfügt! Du kannst eine Verfügung nicht einfach ignorieren! Das gibt jede Menge Ärger! Sophie! Ich weiß, dass du mich immer noch .. Was gibt es denn da zu glotzen?"
    Der Vampir am Nebentisch, ein schmächtiges, blondes Kerlchen mit einem Siebzigerjahre-Schnurrbart, starrte mich unverfroren an. „Ich mag Eure Schuhe", stammelte er.
    Besänftigt gab ich der herbeieilenden Empfangsdame ein Zeichen, dass ich ihre Hilfe nicht benötigte. Bei dem Typ war zwar eine Rasur längst überfällig, aber er hatte Geschmack. Ich trug lediglich ein normales Frühlingsoutfit aus beigefarbenen Caprihosen, einem weißen Seiden-T-Shirt und einem wollenen Blazer, aber an den Füßen hatte ich wahrhaftig spektakuläre gelb-braune Wildleder-Slingbacks von Constanca Basto. Fünfhundertneunundvierzig Dollar. Ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk an mich selbst. Sinclair, der Schlawiner - es konnte nur er sein-, steckte immer wieder Hundertdollarscheine in die Spitzen meiner Pumps, und mittlerweile war ein hübsches Sümmchen in meinem Schuhfond zusammengekommen.
    Ich schlug meine Beine übereinander und reckte den Fuß - ein alter Trick,
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