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0499 - Todesblues für Marylin

0499 - Todesblues für Marylin

Titel: 0499 - Todesblues für Marylin
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zertrümmert, in elf weiteren Feuer gelegt. Sie sind trotz Eingreifens der Feuerwehr nicht zu retten. Das alte Zeug brennt wie Zunder.«
    »Und wem gehören die abgebrannten und geplünderten Gaststätten?«
    »Chinesen! Wem sonst in Chinatown?«
    »Ausnahmslos?«
    »Ja.«
    »Aber es gibt auch Gaststätten, die Weißen gehören. Italienern zum Beispiel.«
    Er sah mich an, als ob ich ihm wer weiß was für eine Neuigkeit erzählen würde. »Natürlich gibt es die«, sagte er langsam.
    »Und die blieben unbeschädigt.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Auf einen bestimmten Laden«, erklärte ich wahrheitsgemäß. »Sie haben doch auch Ihre Verbindungen in Chinatown. Sie wissen über die undurchsichtigen Besitzverhältnisse Bescheid. Ihnen entgeht doch so leicht nichts!«
    Ich zog ein Bild aus der Tasche und zeigte es ihm.
    »Das ist Bertolo«, sagte er überrascht. »Woher haben Sie das Bild? Ich wußte nicht, daß er bei euch aktenkundig ist?«
    »Ist er auch nicht! Und es ist auch nicht Bertolo, sondern sein Zwillingsbruder. Ich bin durch einen Zufall dahintergekommen.« Ich zeigte ihm ein zweites Bild.
    Er nickte sofort. »Das ist seine Freundin.«
    »War«, sagte ich. »Sie ist tot.«
    Captain Hywood ist ein feiner Kerl, wenn man ihn zu nehmen versteht. Neidlos gab er zu, daß wir ihm um mehr als eine Nasenlänge voraus waren. »Das Lokal heißt Palermo«, sagte er. »Gleich da unten, kurz vor den Löschwagen der Feuerwehr. Und nun das Gegengeschäft.«
    »Kommen Sie heute abend bei uns vorbei! Ich präsentiere ihn in Lebensgröße!«
    »Das ist nicht fair!«
    »Doch«, nickte ich ernsthaft. »Den Namen kenne ich selbst noch nicht genau. Zwei kommen in Frage. Aber nur einer kann der neue Boß der Cosa Nostra sein. Und der ist für die Morde verantwortlich.«
    ***
    Beaumonts Schritte wurden immer langsamer, als wir uns dem Palermo näherten.
    »Ich — ich möchte doch lieber gehen«, sagte er und blieb bockbeinig stehen.
    »Wir können im Augenblick nicht zurück. Und allein kommen Sie aus Chinatown jetzt nicht raus. Sie sehen doch selbst! Alles ist abgesperrt. Es wimmelt von Polizisten. Wollen Sie unbedingt zu einem Verhör auf dem Revier landen?«
    »Meinetwegen — ich habe nichts zu verbergen.«
    »Wenn es so ist«, sagte Phil lächelnd, »können Sie auch mit uns kommen. Wir laden Sie ein.« Er faßte ihn unterm Unterarm und schleifte ihn hinter mir die Kellertreppe hinunter.
    Das Lokal war leer. Die Stühle standen auf den Tischen. Hinter der Theke wischte ein alter Mann gelangweilt am Zapfhahn herum.
    Obwohl in Chinatown der Teufel los war, schien ihn das nicht zu kümmern.
    »Wir möchten den Boß sprechen«, sagte ich. »Und uns bringen Sie ein Bier.«
    »Is nich’ da, und Bier gibt’s nich’. Das Lokal is’ zu.«
    »Es war auf!«
    »Is’ zu. Wenn ich sag’ zu, dann is’ zu.« Er sprach einen schauderhaften Slang.
    Ich legte meine Blechmarke auf die Theke. Sie beeindruckte ihn wenig. Wahrscheinlich konnte er nicht lesen und hielt sie für eine Marke der Kriminalpolizei.
    »Werd’ nachsehen«, nuschelte er und verschwand in der Küche.
    Beaumont saß auf der Vorderkante eines Stuhles. Er zitterte vor Aufregung und Angst.
    Die Küchentür öffnete sich. Ein schmalhüftiger Bursche in einem eleganten Anzug trat hindurch.
    Zuerst erkannte er Beaumont. Seinen Anblick ertrug er mit ziemlicher Fassung. Ich dagegen verursuchte ein Zucken in seiner rechten Hand. Doch sein Griff zur Hüfttasche kam viel zu langsam. Phil war schon bei ihm und entwaffnete ihn.
    Nun versuchte er eine andere Masche.
    »Sie wünschen?« fragte er höflich. »Ein paar Auskünfte, Mr. Bertolo«, erwiderte ich mit unbewegtem Gesicht. Es war wie bei einer Pokerpartie. Im Gegensatz zu seinem Zwillingsbruder hatte er blonde Haare. Ich war überzeugt, daß sie gefärbt waren. Möglicherweise trug er auch eine Perücke. Sonst glich er ihm wie ein Ei dem anderen, in der Aussprache, in der Bewegung, in seiner ganzen äußeren Erscheinung. Nur innerhalb des Kopfes, genauer gesagt im Gehirn, bestand ein großer Unterschied. Dieser Mann war nämlich völlig normal!
    Ich zeigte ihm meinen Ausweis, was eigentlich überflüssig war. Offiziell, als Bertolo und Jerry Cotton, hatten wir uns noch nicht gegenübergestanden. Wir hatten uns nur einmal bisher gesehen. Und das war an dem Tag, als Nino Fergolini ermordet wurde. Damals hatte er mir die Tür geöffnet!
    »Mr. Bertolo, Sie haben doch einen Zwillingsbruder?«
    Er zögerte mit der
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