Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0499 - Todesblues für Marylin

0499 - Todesblues für Marylin

Titel: 0499 - Todesblues für Marylin
Autoren:
Vom Netzwerk:
Yard von ihm entfernt. Keiner trug eine Pistole oder ein Messer in der Hand. Der größte von ihnen, ein breitschultriger Hüne mit einem breitflächigen Gesicht, zog eine dünne Schlinge aus der Tasche.
    Als Dr. Sinclair erkannte, auf welche Weise er umgebracht werden sollte, fiel er auf die Knie und bat um sein Leben.
    »Ich gebe euch alles, was ich besitze!« flehte er. »Nur tut es nicht! Tut es nicht!« Er dachte nicht an die Menschen, die er für das ganze Leben unglücklich gemacht hatte, die als lebendige Tote die letzten Jahre ihres Lebens verbringen mußten. Er dachte nur an sich.
    »Nein!« schrie er noch einmal. Dann schloß sich der Kreis. Man hörte nichts mehr.
    Die Leiche Dr. Sinclairs wurde niemals gefunden.
    ***
    Die schönste Nachricht für mich am anderen Morgen war die, daß Phil wieder in Ordnung war. Gegen Mittag wollte er im Büro auftauchen.
    Bis dahin erledigte ich noch einen Besuch, den ich gut vorbereitet hatte: Mark Kushman.
    Das junge Mädchen sah etwas blaß aus, als ich sie nach dem Chef fragte. Bis jetzt war sie nur Türöffnerin gewesen, nun sollte sie wenigstens vorläufig Marilyn van Myen ersetzen.
    »Wen darf ich anmelden?« fragte das Mädchen schüchtern.
    »Cotton.«
    »Jawohl, Mr. Cotton.«
    Ich sah mich im Vorzimmer um. Es hatte sich nichts verändert. Es fehlte nur der Hauch eines gewissen Parfüms.
    »Mr. Kushman läßt bitten.«
    Ich trat ins Büro.
    Er kam mir mit ausgestreckten Händen entgegen. »Sie kommen sicher wegen Miß van Myen. Ihre Dienststelle hat mich schon benachrichtigt. Es ist furchtbar, Mr. Cotton. Ich hatte keine Ahnung, daß sie ein Doppelleben führte.«
    »Wir wissen oft wenig von unseren Mitmenschen«, sagte ich.
    »Setzen Sie sich bitte!« Er schob mir einen Sessel zurecht. »Sie werden allerhand wissen wollen.«
    »So schlimm ist es nicht«, sagte ich. »Wie Sie sehr richtig sagten, hat Miß Marilyn van Myen ein Doppelleben geführt. Wir versuchen nun, ihrem Vorleben nachzugehen.« Ich lehnte mich im Sessel zurück, zündete mir eine Zigarette an und ließ mir sogar von Kushman einen alten Whisky eingießen. Ich hatte mir vorgenommen, mich sehr redselig zu geben.
    »Besonders interessant scheint ihr Verhältnis zu einem Mann zu sein, der sich in unserer Gewalt befindet.«
    »Ach, davon habe ich nie etwas gemerkt.«
    »Es ist ein gewisser Boro. Einen anderen Namen kennen wir nicht. Haben Sie ihn vielleicht einmal gehört?«
    Er überlegte. Dann schüttelte er den Kopf. »Boro, sagten Sie? Nein, ich kann mich nicht erinnern.«
    »Das dachte ich mir. Wie sollten Sie als angesehener Geschäftsmann mit einem Gangster in Verbindung kommen!«
    Er goß mir noch einmal ein. Ich trank. Es waren übrigens sehr große Gläser, mindestens das dreifache Quantum. Kaum war das Glas leer, füllte es Mr. Kushman nach. Ich wurde immer redseliger, meine Aussprache nachlässiger. Kushman hörte gespannt zu.
    »Dieser Boro ist anscheinend nicht zurechnungsfähig«, fuhr ich fort. »Eine Vernehmung war noch nicht möglich. Er wurde nämlich gestern bei einem Überfall schwer verletzt. Heute nachmittag soll er im Lincoln Hospital operiert werden. Es kann Tage dauern, bis wir etwas aus ihm herausquetschen. Und gerade seine Aussage wäre furchtbar wichtig. Nicht nur wegen Miß van Myen. Wir nehmen nämlich an, daß Boro Mitglied der Cosa Nostra ist.«
    Mr. Kushman zuckte sichtlich zusammen. »Wollen Sie damit sagen, daß auch Miß van Myen dieser gefürchteten Organisation angehörte?«
    Ich zuckte die Achseln. »Wir haben keine Beweise, aber der Verdacht liegt nahe.«
    Er wischte sich mit einem Seidentuch über das Gesicht. »Das ist ja furchtbar, Mr. Cotton! Da kann ich ja selbst in Schwierigkeiten geraten!«
    »Eben, auch deswegen wollte ich mit Ihnen sprechen. Sie können natürlich Polizeischutz beantragen. Bei den Cosa-Nostra-Leuten weiß man nie, was sie Vorhaben. Vielleicht glauben sie. Sie sind mitschuldig an Marilyns Tod!«
    »Aber Mr. Cotton«, stotterte Kushman. »Ich bin mir keiner Schuld bewußt!«
    Ich winkte ab. »Das wissen wir, und das wissen Sie. Aber weiß es auch die Cosa Nostra?«
    Er goß noch einmal mein Glas voll. Ich trank es in einem Zug leer. Ich konnte es mir leisten. Unten wartete ein Dienstwagen mit Fahrer auf mich.
    »Ich muß mir die Sache überlegen, Mr. Cotton«, sagte Kushman zerstreut. »Ich rufe Sie in Ihrer Dienststelle an.«
    »Okay.« Ich stand auf und schlug Kushman freundschaftlich auf die Schulter. Diese Entgleisung mußte ich mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher