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0498 - Wenn Götter morden

0498 - Wenn Götter morden

Titel: 0498 - Wenn Götter morden
Autoren: Werner Kurt Giesa
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protestierte das Flußpferd. Einst, als ich wurde, was ich jetzt bin, verschrieb ich mich dem Leben, nicht aber dem Tod. Und daran hat sich nichts geändert. Ich vermag den Blutdurst in mir zu verdrängen. Warum versucht ihr das nicht auch?
    Er löste mit seinen Worten nicht einmal kurzzeitige Betroffenheit aus.
    Wir werden es sein, an die man sich noch in ferner Zukunft erinnert, sagte der Schakal. Du kannst mit uns sein oder nicht. Doch dann wird man dich vergessen. Vielleicht wärest du dann sogar unser Feind, sagte das Krokodil, das längere Zeit geschwiegen hatte.
    Was willst du damit andeuten? stieß das Flußpferd erschrocken hervor.
    Der Ruf, dem wir fünf folgten, um aus dem Vergessen in ein neues Dasein zu streben, erging in dem mir geweihten Tempel, sagte das Krokodil. Somit bin ich derjenige, der die Entscheidungen trifft. Und ich entscheide: wer mit uns ist, ist unser Freund. Wer gegen uns ist, ist unser Feind. Herausfordernd sah er die anderen an, aber weder der Falke noch der Schakal noch der Ibis widersprach; vielleicht waren sie einfach nur zu überrascht, um angemessen auf die Machtergreifung des Krokodils zu reagieren. Plötzlich sah das Flußpferd sich isoliert.
    Was willst du damit andeuten? wiederholte es irritiert. Unsere Feinde vernichten wir, sagte das Krokodil kalt.
    Ich bin auf eurer Seite, beeilte sich das Flußpferd zu versichern.
    ***
    In den Vormittagsstunden hatte der Zug Luxor erreicht. Das Hotel »Isis« nahm seine neuen Gäste auf. »Wann soll das Gespräch mit deinem Geschäftspartner stattfinden?« fragte Zamorra. »Hoffentlich nicht schon zum Mittagessen.«
    Tendkye winkte ab. »Ich muß ihn erst mal kontaktieren. Er wohnte im Hotel« Luxor », das leider völlig überbucht war. Ich werde keinen allzu frühen Termin vereinbaren. Ich will auch erst einmal versondieren. Ihr könnt also getrost einen Stadtbummel machen und euch Karnak oder die Köngisgräber ansehen…«
    »Stadtbummel?« ächzte Zamorra. »Jetzt? Was ich brauche, ist ein heißes Bad und ein Bett - in dieser Reihenfolge.« Er war müde. Während der langen Zugfahrt hatte er kaum ein Auge zubekommen. Nicole war es nicht anders ergangen. Wie Tendyke es fertigbrachte, immer noch putzmunter zu wirken, war dem Parapsychologen ein Rätsel. Die Mitreisenden im Abteil hatten offenbar nicht viel davon gehalten, die Nachtstunden zum Schlafen zu nutzen, und fortwährend palavert. Außerdem war es im Zug drückend warm gewesen, obgleich Zamorra keine übersteuerte Klimaanlage hatte entdecken können und es draußen bei Nacht sicher empfindlich kalt geworden war. Mittlerweile war es jedoch draußen schon wieder fast unerträglich heiß; es ging auf den Sommer zu, und die heiße Tageszeit dauerte in dieser Phase von morgens 9 bis abends 18 Uhr.
    Zamorra zog es vor, im klimatisierten Hotelzimmern zu schlafen. Das kam seinem und Nicoles Tag-Nacht-Rhythmus ohnehin entgegen. Sie waren beide Nachtmenschen, was ideal für die Dämonenjagd war; erst bei Dunkelheit treibt es die meisten Dämonen und Geister aus ihren Verstecken.
    Tendyke erkundete derweil die Umgebung und schloß erste Bekanntschaften. Schon kurz nach dem Verlassen des Zuges hatte er das Gefühl, gehabt, beobachtet zu werden. Jetzt verstärkte es sich. Der Mann, der ihn beschattete, mußte ein absoluter Profi sein. Er war gut - aber nicht gut genug. Tendyke verzichtete darauf, ihn abzuschütteln, palaverte auf dem Basar mit einigen Händlern und erfuhr Neuigkeiten, die erst morgen in der Zeitung stehen würden. Schließlich kehrte er ins »Isis« zurück und schlief selbst ein paar Stunden. Er wußte, daß es um die Mittagszeit ohnehin keinen Sinn hatte, jemanden gezielt erreichen zu wollen. Weder einen Einheimischen noch einen Ausländer. Also konnte er den Kontakt auch noch um ein paar Stunden verschieben.
    Der Verfolger zog sich zurück, nachdem er sich vergewissert hatte, daß Tendyke vorerst im Hotel bleiben würde. Tendyke war sicher, daß der Mann im Auftrag des Journalisten handelte, der hier mit Tendyke ein Geschäft machen wollte. Projekt Suchos.
    Steel würde in Kürze wissen, daß sein erhoffter Geschäftspartner eingetroffen war. Möglicherweise nahm er jetzt von sich aus Kontakt auf. Kein Grund, sich nicht ein wenig auzuruhen.
    ***
    Die angenehmste Art des Aufwachens, fand Zamorra, bestand darin, sich von Nicole wachküssen zu lassen. Als Steigerung gab es nur noch ihre liebevolle Art, ihn anschließend auch munter zu machen. Als er sich endlich aus ihrer
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