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0498 - Die Totentänzerin

0498 - Die Totentänzerin

Titel: 0498 - Die Totentänzerin
Autoren: Jason Dark
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Ritter noch nicht so weit waren, aber Ifune mußte mit der Hilfe des Falkengottes den Weg gefunden haben.
    »Komm her…«
    Ich blieb überrascht stehen, als ich die Stimme hörte. Ifune hatte zu mir gesprochen, aber ihre Stimme klang anders. Hallend und gleichzeitig rauh, als würde sie irgendwo in der Unendlichkeit versickern.
    Wenn ich tatsächlich zu ihr kommen sollte, mußte ich wissen, wo sie sich befand.
    »Gut, wo kann ich dich finden?« Meine Stimme hallte nicht nach, aber sie war gehört worden.
    »Überall. Dieses Grab gehört mir und Horus. Hier sind wir vereint, obwohl man uns trennen wollte.«
    »Bist du unsichtbar?«
    »Nein, du kannst kommen. Geh nur weiter, dann wirst du an meine Grabstätte kommen.«
    Mir blieb nichts anderes übrig, als ihrer Aufforderung Folge zu leisten. So ging ich Schritt für Schritt weiter, tauchte ein in die Tiefe der Grabkammer, wobei das Steinrelief des Horus hinter mir zurückblieb. Bisher hatte ich mir nur die Reliefs und die Grabbeigaben anschauen können, nun sah ich das Grab selbst.
    Es lag nicht in einer Extrakammer, der Sarkophag aus Stein stand inmitten der Halle, und er besaß keinen Deckel, so daß ich hineinschauen konnte.
    Ifune lag auf dem Rücken. Sie trug die gleiche Kleidung wie in meiner Zeit, hielt sogar den Stab mit dem Schädel darauf umklammert. Er lag dicht neben ihr und berührte sie an der Seite.
    Und ich sah den Falken!
    Er hockte wie ein Wächter auf ihrem Körper, wobei er den Blick seiner kalt wirkenden Augen auf mich richtete, als wollte er bei mir eine Stelle suchen, die tödlich war.
    Mich kümmerte der Blick nicht. Der Gegenstand zwischen den beiden Schnabelhälften war wichtiger.
    Dazwischen steckte mein Kreuz!
    Ich mußte schlucken und war versucht, mich auf den Vogel zu stürzen, ließ es bleiben, weil ich zunächst noch keine Konfrontation wollte. Auch dem Falken gefiel nicht, daß ich so dicht bei ihm stand. Er breitete seine Schwingen aus und stieß sich gleichzeitig ab. Ich spürte noch den Windzug als er an mir vorbeihuschte und weiterflog. Ich beobachtete ihn und entdeckte auch seinen Landeplatz. Es war das Steinrelief des Horus mit den funkelnden Kristallaugen. Zwischen ihnen und auf dem gekrümmten Schnabel fand er seinen Lande- und Ruheplatz. Von dort aus konnte er mich auch unter Beobachtung halten.
    Ifune lächelte. Dann sprach sie mich an. Wieder hallte ihre Stimme. »Er ist mein Wächter. Horus gab ihn mir mit, nach seinem Ebenbild. Das wissen viele meiner Feinde nicht. Sie denken, ich würde in diesem Grab sterben, aber sie irrten sich. Ich habe den Kristall mitgenommen, den Kristall des Lebens, die Kraft aus der anderen Welt, aus einer Zeit, die sehr lange vor dieser lag, als sich die wertvollen Gegenstände bildeten. Ich habe die Kraft für mich nutzen können. Ich kann nicht sterben, ich werde überleben.«
    Hätte sie mir das an anderer Stelle gesagt, ich hätte ihr nicht geglaubt, so aber nahm ich es zunächst einmal hin.
    Sie traf auch keine Anstalten, den Sarg zu verlassen. Anscheinend fühlte sie sich dort wohl.
    »Und du?« fragte sie. »Du bist mit in diese Vergangenheit gereist. Willst du das Geheimnis ergründen?«
    »Möglich.«
    »Vielleicht kannst du es. Denn du besitzt das Allsehende Auge und das Auge des Horus auf deinem Kreuz. Ich habe auch das Henkelkreuz erkannt. Weißt du eigentlich, daß Horus sich darauf verlassen hat? Der Falkenköpfige liebte es.«
    Ich nickte. »Ja, ich kenne Abbildungen von ihm, wo er das Henkelkreuz bei sich trägt.«
    »Das ist nicht gelogen, ich habe ihm lange Zeit gedient, und ich weiß viel über ihn, denn ich war nicht nur die erste Totentänzerin, er hat mich auch als Geliebte genommen, bis andere erkannten, daß es angeblich schlecht für ihn sein sollte.«
    »War es das?«
    Ihr Gesicht war wie ausgeschnitten. Als sie lächelte, kam mir diese Bewegung der Lippen fremd vor. »Vielleicht…«
    Ich nickte ihr zu. »Du wolltest mehr als nur seine Geliebte sein, Ifune, so sehe ich es. Du wolltest teilhaben an seiner Macht und seinem Wissen. Wahrscheinlich wolltest du gleich mit ihm sein, göttergleich. Stimmt es?«
    »Das ist möglich.«
    »Du konntest nicht gewinnen«, erklärte ich. »Ein Mensch kann nicht sein wie ein Gott, auch wenn er, wie Horus, eine mythische Gestalt ist. Du hast dich übernommen, Ifune.«
    Sie richtete sich hastig auf, blieb sitzen und streckte mir ihren rechten Arm entgegen. »Menschen haben sich schon oft genug geirrt, und auch du gehörst dazu. Du
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