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0497 - Die Armee der Kriegsdiener

Titel: 0497 - Die Armee der Kriegsdiener
Autoren: Unbekannt
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    Diese Terraner sind entsetzlich stark ausgeprägte Individualisten; dennoch habe ich erleben müssen, daß sie wie Kriegsdiener handeln können. Läßt sich ein derartig krasser Widerspruch überhaupt rational erfassen? Stellt er nicht vielmehr die Existenz einer einzigen Wahrheit in Frage? Sollte es mehrere Wahrheiten geben, die unabhängig voneinander gültig sind, dann wären wir Takerer einem furchtbaren Irrtum zum Opfer gefallen, dann hätten nicht die Terraner sondern wir gegen die Gesetze der Evolution verstoßen.
    Jener Leutnant mit dem Namen Balton, dem die beiden Kampfroboter unterstellt sind, räuspert sich und sieht mich an.
    „Es wird Zeit, Aronte. Gehen wir!"
    „Wohin bringen Sie mich?" frage ich und bin mir unbehaglich der beiden kegelförmigen Mordmaschinen neben mir bewußt.
    „Zu Solarmarschall Deighton, dem Chef der Solaren Abwehr. Er entscheidet, was mit Ihnen zu geschehen hat."
    „Seien Sie nicht grausam, Leutnant", sagt Alea Onandere.
    „Aronte ist ein Kriegsgefangener und steht unter dem Schutz der galaktischen Kriegsvölkerrechtskonvention. Damit ist er außer Lebensgefahr."
    Sie blickt mich seltsam an, kommt näher. Ihre Augen glitzern.
    „Man wird Sie zwar gefangenhalten, aber korrekt behandeln, Aronte, und nach dem Krieg sind Sie wieder ein freier Mann."
    Plötzlich ist sie ganz dicht bei mir, legt mir die Arme um den Hals und preßt ihre Lippen auf meinen Mund. Ich spüre, wie ich in einen Strudel von Emotionen gerissen werde, die niemals von einer Terranerin geweckt werden dürften.
    Sie gibt mich frei, tritt einen Schritt zurück.
    „Wir werden uns wiedersehen, Aronte!"
    Die Kampfroboter drängen mich zum Schott. Ich bin vollkommen verwirrt. Auf meinen Lippen brennt noch immer die Glut ihres Kusses, und ich glaube, noch ihren warmen Atem zu spüren.
    Fiebere ich?
    Hat eine atavistische Krankheit mich gepackt?
    Ich weiß es nicht, aber ich weiß plötzlich, daß ich eine große Freude bei dem Gedanken empfinde, sie wiedersehen zu dürfen ...
     
    *
     
    Vascalo nahm es als Selbstverständlichkeit hin, daß die Pedotransferierung trotz des Widerstandes seines Opfers ohne Verzögerung gelungen war.
    Er beherrschte den Körper Pultors einwandfrei, hatte den Geist des Takerers in einen Winkel abgedrängt, um ihn nicht an seinen eigenen Gedanken teilhaben zu lassen. Nur er, der INPETOK, war zur vollständigen Isolierung der Übsef-Konstante fähig, und im Falle Pultors war es unbedingt notwendig, daß das Opfer niemals erfuhr, welche Überlegungen sein Überwinder angestellt hatte.
    Vascalo wußte noch nicht, ob es ihm gelingen würde, seinen eigenen Körper wieder zu besitzen. Er war fest dazu entschlossen, nicht auf ihn zu verzichten, doch wenn alles schiefging, würde er für immer in Pultors Körper bleiben, ihn zu seinem eigenen machen. Da Pultor jedoch eine wichtige Rolle in seinen weiteren Plänen spielte, durfte er niemals von dieser Absicht erfahren.
    Pultor. ein mittelgroßer, schwergebauter Takerer, war Kommandant jenes riesigen mondgroßen Sammlers, der als Befehlsschiff aller Sammlerverbände diente. Sein Gehirn arbeitete brillant, aber es arbeitete langsamer als die Gehirne anderer Takerer. Deshalb war er noch nicht zu der einzig richtigen Entscheidung gekommen, die Vascalo sofort traf, als er Pultors Körper beherrschte und die Lage überblickte.
    Die terranischen Flottenverbände griffen - gemeinsam mit den Hilfsflotten der Verbündeten - abermals an. Ihre Taktik zielte eindeutig darauf ab, der Sammlerflotte Verluste beizubringen und dadurch ihre Kampfkraft zu schwächen.
    Gerade das aber durfte nicht geschehen. Die bisherigen Verluste waren bereits viel zu hoch gewesen.
    Vascalo gruppierte seine Sammler um, ließ einige Entlastungsangriffe durchführen und benutzte die dadurch entstandene Atempause, um seine Flotte zurückzuziehen. Nach einem kurzen Linearmanöver waren die Angreifer abgehängt. Sie formierten sich neu, stießen aber vorerst nicht nach.
    Vascalo blickte auf seinen Armbandchronographen und preßte die Lippen, Pultors Lippen, fest zusammen.
    Die Zeit verrann, und noch immer waren die neunzigtausend Sammler, die ihm den endgültigen Angriff auf das Solsystem ermöglichen sollten, nicht eingetroffen. Er wußte, daß sie infolge eines groben Navigationsfehlers im Zentrum dieser Galaxis angekommen waren, statt in der Nähe des Solsystems.
    Inzwischen befanden sie sich im Linearraum auf dem Anflug, so daß keine Funkverbindung möglich war.
    Und auf
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