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0495 - Im Zuchthaus hört die Liebe auf

0495 - Im Zuchthaus hört die Liebe auf

Titel: 0495 - Im Zuchthaus hört die Liebe auf
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der beiden, riet aber ausdrücklich, keine Großfahndung zu starten.
    Wir durften die Kidnapper noch nicht zu sehr in die Enge treiben, solange John Gracie in ihrer Gewalt war. Ich wollte mich möglichst unaufällig auf die Spur der beiden setzen, um den Gefangenen der Verbrecher so wenig wie möglich zu gefährden.
    Das Protokoll gab ich Richter Duncan, der es zu seinen Unterlagen nahm. Anschließend fertigte Cr mir einen Durchsuchungsbefehl für Callicoons Behausung aus. Seinen Angaben nach wohnte er seit zwei Wochen in einer schäbigen Pension in der Bowery.
    Als ich noch einmal zu Gus in die Zelle kam, .stand er vor dem offenen Zellenfenster und starrte in den trüben Himmel. Er drehte sich langsam um und musterte mich von oben bis unten.
    »Bist du bereit, als Kronzeuge gegen deine Komplicen aufzutreten?« fragte ich ihn.
    »Wenn es mir den Hals rettet, warum nicht«, grinste er kaltschnäuzig zurück. »Ich hoffe, du findest sie überhaupt, G-man!«
    »Ich fahre heute noch nach Atlantic City. Dir ist nichts mehr eingefallen, wo ich sie dort aufstöbern kann?«
    Gus Callicoon schüttelte den Kopf und warf dann den Zigarettenstummel durchs Fenster. Er drehte sich wieder um und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Achselzuckend verließ ich ihn und machte mich sofort auf den Weg zu seiner Pension.
    Am Chatham Square ließ ich den Chevvy stehen und begab mich zu Fuß in die Pell Street. Nach einigem Fragen kam ich in einen ungepflegten Hinterhof, wo zwei volltrunkene Männer auf einer Kiste saßen und trübselig dem letzten Tropfen einer geleerten Flasche nachtrauerten.' -Ohne mich um sie zu kümmern, stieg ich in den vierten Stock und hielt die Luft an. Der Geruch von verbranntem Knoblauch verleidete einem das Atemholen. An der zweiten Flurtür fand ich mit Kreide die Aufschrift Pension und klopfte hart.
    Schlurfende Schritte näherten sich, und eine alte Frau öffnete. Sie keifte ein paar Worte und wollte die Tür zuwerfen, doch ich stellte den Fuß dazwischen.
    »Polizei«, sagte ich und zeigte ihr Ausweis und Durchsuchungsbefehl. »Wollen Sie mich freiwillig in das Zimmer Gus Callicoons lassen, oder soll ich mit dem gesamten Revier anrücken?«
    Sie zuckte zusammen, riß die baufällige Tür auf und zeigte mir stumm das Loch, wo ihr inhaftierter Untermieter gewohnt hatte. Ich schloß die Zimmertür hinter mir und riß die Fenster weit auf. Systematisch durchsuchte ich Gus’ Sachen, die aus einem großen Karton und ein paar Waschutensilien bestanden. Der Entlassungsschein des letzten Gefängnisses klebte hinter dem blind'en Spiegel, enthielt aber keine Neuigkeiten.
    Unverdrossen suchte ich weiter, leerte sämtliche Taschen seiner Habe und überprüfte auch das kleinste Papierfitzeichen. Bücher hatte Gus keine, in denen er etwas verstecken konnte. Auch als ich den Papierkorb umdrehte, kamen nur ein paar Rechnungen und Kassenbons zum Vorschein. Ich legte sie alle nebeneinander und verglich die Daten und Adressen.
    Plötzlich stutzte ich und glättete eine kleine Kugel. Es war ein Kassenbon über Spirituosen, der von einem Geschäft in Atlantic City ausgestellt worden und zwei Tage alt war. Gus war vermutlich also doch selber dort gewesen und hatte es mir verschwiegen.
    Ich steckte den Bon in die Brieftasche und räumte einigermaßen wieder auf. Wahrscheinlich würden wir doch alles beschlagnahmen und während der Haftzeit aufbewahren, aber das würde noch etwas dauern.
    Der Wirtin gab ich die Anweisung, das Zimmer unberührt zu lassen. Sie nickte stumm und konnte es gar nicht erwarten, bis ich ihre feudale Wohnung verlassen hatte. Mir ging es genauso. Zwei Minuten später stand ich im Freien und atmete tief die benzindampfgeschwängerte Luft ein, die mir wie reinster Fichtennadelduft vorkam.
    Mit dem Chevvy fuhr ich anschließend zur Reparaturwerkstatt, holte den Jaguar ab und ließ den Dienstwagen zum Schmierdienst da. Eine Viertelstunde später war ich im Hauptquartier und begab mich sofort zum Archiv.
    »Hier sind die letzten Konterfeis«, sagte der Aktenonkel und schob mir zwei Paßfotos zu, »sind beide schon zwei Jahre alt, aber dafür deutlich.«
    »Wo saßen sie?« fragte ich neugierig und steckte die Bilder ein.
    »Sandy Hook in Newark wegen Unterschlagung und Wagendiebstahls, Lock Haven in Philadelphia wegen räuberischer Erpressung und Überfalls. Feine Kunden hast du diesmal, Jerry.«
    »Nur keinen Neid«, brummte ich und verschwand im Paternoster. Wenig später hatte ich das Büro Mr. Highs
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