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0494 - Als Köder in der Todesfalle

0494 - Als Köder in der Todesfalle

Titel: 0494 - Als Köder in der Todesfalle
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Ein heiserer Schrei ertönte, dann krachte ein menschlicher Körper hart auf den Fußboden.
    Ich atmete erst einmal tief durch, ehe ich das Licht anknipste. Als ich mich niederbeugte, starrte ich in die gebrochenen Augen eines toten Mannes.
    Es war ein Filipino, und zwar jener, Emesto, der erst vor wenigen Stunden gemeinsam mit einem Komplicen die beiden Killer ermordet hatte. Mit einem Sprung hatte er sich genau in meine Kugel gehechtet. Sie war ihm direkt ins Herz gedrungen.
    Ich habe keine Abneigung gegen eine bestimmte Rasse. Aber zwei Filipinos, die mir in einer Nacht nach dem Leben trachteten, waren wirklich etwas viel.
    Im Haus rührte sich nichts. Es war eine jener Pensionen, in denen sich die Gäste nicht einen Deut darum kümmern, ob in einem anderen Zimmer ein Schuss fällt. Niemand hörte etwas, niemand sah etwas.
    Mit dem Taschentuch schloss ich die Zimmertür hinter mir. Ich bemerkte einen Telefonapparat auf den Fenstersims und hob den Hörer ab.
    Die Leitung war eine Direktverbindung. Wahrscheinlich hatte Donald Webster auf diese Einrichtung Wert gelegt. Ein Killer hebt es nicht, wenn seine Gespräche belauscht werden können.
    Für einen Augenblick war ich versucht, meine Dienststelle anzurufen. Aber warum?
    Die Kollegen vom Nachtdienst hatten ohnehin alle Hände voll zu tun. Und Mr. High und Phil, die mit mir über den Fall informiert waren, lagen bestimmt noch in ihren Betten. Es gab keinen besonderen Grund, ihnen den Schlaf zu stehlen. Zum anderen war es ja eigentlich ein Fall der City Police. Kurz entschlossen wählte ich die Nummer der zuständigen Revierstelle.
    Detective-Lieutenant Ambers von der Mordkommission war am Apparat. Ich kannte Ambers von früher. Er war knapp fünfzig Jahre alt, reichlich sechs Fuß groß, flink und wendig wie ein Wiesel.
    Sein Gewicht schätzte ich auf ungefähr, zweihundertvierzig Pfund. Wenn er auf einen zuwalzte, fühlte man sich unwillkürlich an einen Panzer erinnert.
    Erst kürzlich hatte im Heft von »Spring 3100« der Polizisten-Zeitschrift von New-York, ein Artikel über Ambers, anlässlich seines sechshundertsten Mordfalles gestanden.
    Ich war froh, dass ausgerechnet er Dienst hatte. »Hallo, Ambers«, knurrte ich in den Hörer. Er erkannte mich sofort. Ich erklärte ihm kurz die Sachlage, und Ambers meinte nur: »Bin in fünf Minuten mit zwei Mann zur Stelle. Wir kommen im neutralen Wagen, halten Sie die Stellung.«
    Dann klickte es in der Leitung. Ambers hatte ohne große Umstände aufgelegt.
    Statt fünf Minuten brauchte mein Kollege von der City Police nur vier. Als er mich in meiner Maske sah, grinste er schief. »Morgen, Starkiller«, sagte er und begab sich sofort mit seinen Leuten an die Arbeit.
    Ambers war unbemerkt gekommen. Meine Rolle als Webster war dadurch nicht gefährdet. Doch jetzt dachte ich an etwas anderes.
    An die Sache mit den zwei Filipinos. »Ambers, wissen Sie, wer sich hinter dem schönen Namen Suppen-Lionel verbirgt?«
    Ambers erhob sich schnaufend vom Boden, auf dem er gekniet hatte, und schaute mich prüfend an. »Klar, der reiche Privatier Lionel, der hier an der Bowery in drei verschiedenen Läden kostenlos Suppe an die Penner austeilt.«
    »Was halten Sie von dem Knaben?«
    »Er hat wegen seiner Wohltätigkeiten einen ausgezeichneten Ruf. Soll so eine kleine private Heilsarmee sein.«
    »Das war die allgemeine Meinung«, grinste ich ihn an. »Was halten Sie persönlich von Lionel?«
    »Wir haben nicht den geringsten-Verdacht gegen ihn«, sagte Ambers vorsichtig. »Nur, wenn ich ihn sehe, habe ich immer einen Kloß im Magen.«
    »Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »Ja, er soll eine ziemlich große Villa in der Parkstreet auf Atlantic Beach haben.«
    »Okay«, sagte ich und zog meine Maske vom Kopf. »Diesem Lionel werde ich jetzt einmal einen Besuch abstatten. Und zwar nicht als Donald Webster, sondern als G-men Jerry Cotton. Kennen Sie den vollen Namen des Mannes? Seinen Vornamen habe ich schon gehört«, fragte ich und deutete auf den Toten.
    Ambers nickte. »Er hatte einen Führerschein bei sich, der auf den Namen Ernesto Rubiroso ausgestellt ist. Was wollen Sie denn von Lionel?«
    Ich winkte Ambers von der Tür aus zu. »Mal sehen, ob ich bei seinem Anblick auch einen Kloß im Magen habe. Zumindest hat er heute einen Mann ausgeschickt, um mich zu ermorden. Vielleicht auch zwei.«
    Ambers spitzte die Lippen zu einem kurzen Pfiff. »Grüßen Sie ihn schön von mir.«
    ***
    Die Küstenstraße war so gut wie leer. Ich konnte meinen
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