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0492 - Dem Henker gestohlen

0492 - Dem Henker gestohlen

Titel: 0492 - Dem Henker gestohlen
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zu brechen.
    Diesmal reichte es nicht. Im Gegenteil. Postwendend bekam ich wieder die Antwort, und jetzt wurde es besonders gefährlich. Der Schütze mit der Maschinenpistole hatte einen neuen Standort eingenommen, und er jagte eine lange Salve durch die Eingangstür des Lokales. Die Projektile pfiffen quer über die Straße, trafen Fenster und Hauswände, heulten als Querschläger weiter.
    »Jerry, das geht nicht mehr!« Captain Hywood hatte das Kommando auf der Hofseite an einen seiner Offiziere abgegeben und stand jetzt neben mir in einer Hausnische seitlich vom Eingang zu Heckers Bierstube. »Wir riskieren das Leben Unbeteiligter und das Leben unserer Leute. Wir müssen mit Hand- und Gewehrgranaten Vorgehen!«
    »Das gibt ein Blutbad, Hywood!«
    »Andersherum gibt es auch ein Blutbad, Jerry!«
    »Wir müssen beides vermeiden. Unsere Leute können noch etliche Yard zurückgehen. Es ist im Moment kaum damit zu rechnen, daß die Besatzung der Bierstube einen Ausbruchversuch macht. Wenn sie es tut, dann haben wir sie wenigstens in einem offenen Kampf vor uns. Sie hat keine Chance, und ich wehre mich dagegen, chancenlose Gegner einfach zu vernichten!«
    Er blickte mich von der Seite an. »Lieber Jerry, wenn Sie eines Tages einmal…«
    Ich wußte, was er sagen wollte. »Hywood«, entgegnete ich, »vergessen Sie nicht, daß nicht alle Gäste bei Hecker schuldig sein müssen. Unsere Granaten machen aber keinen Unterschied zwischen Schuldigen und Unschuldigen, zwischen Verbrechern und Männern, die gerade noch ein Bier trinken wollten. Mit Schwierigkeiten muß jeder rechnen, der in ein solch zwielichtiges Lokal geht. Aber soll er deshalb den sicheren Tod durch Waffen der Polizei finden?«
    »Sie haben recht, Jerry. Aber was tun wir?«
    Wir lösten uns aus der Hausnische und gingen langsam wieder näher an das Lokal heran. »Wie sieht es im Hof aus? Gibt es dort Fenster?«
    »Nein. Oberlichter wie vorne. Und dann die Tür. Eisenbeschlagen!« Inzwischen waren wir an der Durchfahrt zum Hof angelangt. Wir standen im gleißenden Lichtschein. An der Hauswand gegenüber zeichneten sich übergroß unsere Schatten ab. Und vor mir lag im hellen Lichtschein eine etwa sechs Fuß im Quadrat messende eiserne Platte. Ihre Oberfläche war geriffelt. In der Mitte der Vorderkante war eine Bohrung, und in der Bohrung befand sich ein eiserner Vierkant. Ich wußte, was es war. Heckers Bierstube lebte vom Bierumsatz. Das neue Bier kam in Fässern. Die Fässer kamen in den Keller. Diese Klappe führte in den Keller. Vom Keller aber führte eine Treppe in das Lokal.
    Alles das war mir im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf gegangen.
    »Wir stehen hier verteufelt günstig«, meinte Hywood. Diesmal flüsterte er tatsächlich, und bei jeder anderen Gelegenheit hätte ich diese mir bisher unbekannte Tatsache, daß der Captain ganz leise flüstern konnte, gebührend bestaunt. Ich verzichtete darauf.
    Er deutete auf die gegenüberliegende Hauswand, wo sich unsere Schatten bewegten.
    »Ja«, sagte ich, »man kann uns genau beobachten. Lassen Sie mal das Flutlicht ausmachen. Und dann lassen Sie bitte Ihren Einsatzwagen so dicht an die Hintertür heranfahren, daß die blockiert ist.«
    »Warum?«
    »Bitte!«
    »Okay, Jerry — Sie sind hier der Boß!« Hyv/ood ging in den Hof. Gleich darauf wurde es so dunkel, daß kaum noch etwas zu sehen war. Der plötzliche Wechsel zwischen gleißendem Licht und tiefer Dunkelheit mußte auch die anderen nahezu blind machen.
    Mir sollte es recht sein.
    Ich rannte schnell hinaus auf die Straße.
    »Jerry?« Das war Phil.
    »Ich will etwas versuchen, Phil — übernimm du bitte hier das Kommando. Wenn ich Glück habe, haben wir die Kerle gleich!«
    »Und wenn du kein Glück hast?« fragte er besorgt.
    »Dann dauert es vielleicht etwas länger«, sagte ich.
    Ich ging hinüber zum Gerätewagen. »Geben Sie mir ein paar Vierkantschlüssel und eine Gasmaske«, bat ich.
    Schnell lief ich zurück in die Durchfahrt.
    Der zweite Vierkantschlüssel paßte. Vorsichtig hob ich die schwere eiserne Platte hoch. Im Keller brannte ein trübes Licht. In seinem Schein konnte ich erkennen, daß der Einstieg kaum mannshoch war. Vorsichtig sprang ich hinunter. Über eine Faßrutsche gelangte ich in den Kellerraum.
    Selbst hier unten waberte mir schon das Tränengas entgegen. Es war mir rätselhaft, wie die Männer im Lokal das aushalten konnten. Schnell streifte ich mir die Gasmaske über. Dann blickte ich mich um. In der Ecke war eine
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