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0490 - Feuerschädel

0490 - Feuerschädel

Titel: 0490 - Feuerschädel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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über einen Besuch froh. Wann könnt Ihr kommen? Ich lasse euch vom Flughafen in Edinburgh abholen.«
    »Brauchst du nicht, ich habe doch immer noch ein Auto auf der Insel stationiert. Ich regele das schon«, versicherte Zamorra. »Wenn ich heute noch einen Flug kriege, sind wir gegen Abend da.«
    »Ich freue mich schon darauf«, versicherte der Lord. »Aber du solltest warme Unterhosen und dicke Pullover einpacken. Das gilt für euch alle. Hier oben ist nämlich seit zwei Tagen der tiefste Winter ausgebrochen.«
    »Wir denken dran«, murmelte Zamorra und legte auf.
    Erleichtert, weil Sir Bryont ihm versichert hatte, es sei alles in Ordnung, und doch beunruhigt, weil er jetzt noch weniger wußte, weshalb er diesen eigenartigen Traum gehabt hatte, und das zweimal hintereinander mit wachsender Deutlichkeit.
    Außerdem war da noch ein Problem.
    Und das betraf Don Cristofero, den schwarzhäutigen Gnom und eine Reise in einem Flugzeug.
    ***
    »Ha!« machte Don Cristofero. »Ich habe Euch und Euer übles Ränkespiel natürlich sofort durchschaut, Monsieur deMontagne. Ihr sinnt auf eine neue Methode, mich in die Verbannung zu den verhaßten Engländern zu schicken. Ihr fürchtet wohl, ich könnte meinen berechtigten Besitzanspruch auf dies Gemäuer geltend machen, wie? Und deshalb wollt Ihr mich so fern wie möglich wissen!«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Sie sollten wissen, daß Ihr Besitzanspruch mit Ihrem Tod erloschen ist. Gut, im 17. Jahrhundert mag Ihnen Château Montagne ja durchaus gehört haben. Aber darüber sind nun über 300 Jahre vergangen.«
    »Ha!« machte Don Cristofero erneut. »Ich soll tot sein? Mitnichten! Ich lebe, oder wollt Ihr dies leugnen? Seht Ihr nicht, daß ich leibhaftig vor Euch stehe und mit Euch rede? Oder denkt Ihr, ich sei ein Gespenst?«
    »Sie werden wohl oder übel und hoffentlich bald in Ihre eigene Zeit zurückkehren«, sagte Zamorra. »Und demzufolge werden Sie in Ihrem eigenen Jahrhundert auch sterben, Señor. Denn unsterblich ist kein Mensch. Mit dem Tod erlöschen aber alle Ansprüche.«
    Cristofero stützte eine Hand auf den Griff seines Degens, der wie üblich in der Scheide an seinem breiten Ledergürtel hing; die Waffe war durchaus nicht nur ein Zierstück. Cristofero konnte hervorragend damit umgehen und schnitt einer Fliege, wenn es sein mußte, im Vorbeiflug das linke Vorderbein ab.
    »So wollt Ihr die Güte haben und mir mein Grab zeigen, zum Beweis für Eure Worte, Monsieur deMontagne«, verlangte er.
    Der namenlose Gnom mit der pechschwarzen Haut, der normalerweise nur selten etwas zur Unterhaltung beitrug, räusperte sich. »Verzeiht die Worte eines Unwürdigen«, rief er. »Doch wenn mir diese Kritik erlaubt sein sollte, möchte ich darauf hinweisen, daß derlei möglicherweise keine sonderlich gute Idee ist. Mit Verlaub, es könnte zu seelischem Ungemach führen, den Ort seiner eigenen letzten Ruhestätte zu sehen und somit zwiefach an einem Orte zu weilen - einmal als Toter im Grabe, einmal als Lebender über dem Grabe!«
    Cristofero sah den Gnom stirnrunzelnd an. »Welch weise Worte von solch kleinem Mann«, sagte er. »Aber er hat nicht ganz unrecht. Verzichten wir also gnädigerweise auf eine Grabbeschau. Ihr müßt nunmehr schon etwas Besseres finden, Monsieur deMontagne, mich von meinem Ableben zu überzeugen.«
    Zamorra winkte ab.
    »Es geht ja auch gar nicht so sehr darum, Sie von hier fernzuhalten«, flunkerte er. »Es geht vielmehr darum, daß jemand sich um Sie kümmern muß, wenn Mademoiselle Nicole und ich auf Dämonenjagd unterwegs sind. Sie erleben doch immer wieder, wie schwierig es für Sie ist, sich mit den Gebräuchen unserer Zeit anzufreunden.«
    »Niemand braucht sich um mich zu kümmern; das kann ich sehr wohl selbst. Zur Not gebiete ich meinem Diener, zu tun, was getan werden muß.«
    »Dennoch, Gebieter«, wagte der Gnom sich abermals einzumischen, »entbehren die Worte des Herrn deMontagne nicht einer gewissen Logik! Schon Aristoteles, wenn mir dieser Hinweis erlaubt…«
    »Schweig Er, naseweiser Tropf!« fuhr Cristofero ihm über den Mund. »Was weiß Er denn schon von den philosophischen Denkanstößen des großen Griechen? Er weiß ja nicht einmal, wie man den Namen Aristoteles schreibt!«
    »Mit großem A am Anfang, wie Aristokrat«, versetzte der Gnom schnell und leise und feixte pfiffig.
    Cristofero hob verblüfft die Brauen.
    »Um auf unser Thema zurückzukommen«, warf Zamorra ein, ehe der Disput ausuferte. »Ich habe nicht vor, Sie
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