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0490 - Feuerschädel

0490 - Feuerschädel

Titel: 0490 - Feuerschädel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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notfalls trank Ulluquart ihn selbst, wenn es gar nicht mehr anders ging. Thurso aber sah zu, daß er nach Hause kam. Dabei wurde er den Gedanken an diesen seltsamen und unheimlichen Rhu Mhôrven nicht mehr los. Gespenstisch kam er ihm vor, und hatte Thurso nicht selbst vorhin beim Betreten des Pubs gesagt, Mhôrven gehe wieder um?
    »Doch ein Gespenst?« dachte Thurso laut. »Gespenster hinterlassen keine Spuren im Schnee, und Gespenster sterben auch nicht! Das würde erklären, warum der alte Vogel schon so lange lebt, nur erklärt es nicht, daß ein paar Leute ihn angefaßt haben und als Fleisch und Blut erkannt haben wollen!«
    Da war er schon vor seiner Haustür angekommen, fast ohne es zu bemerken, und ein eiskalter Schauer überlief ihn, als er hinter sich plötzlich Mhôrvens dunkle Stimme erklingen hörte!
    »Roy Thurso, warum machst du dir Gedanken über etwas, das dich nichts angeht? Laß du mir meine Ruhe, dann lasse ich dir auch deine!«
    Kaum waren die Worte verklungen, als Thurso herumfuhr.
    Aber hinter ihm stand niemand.
    Er war allein auf der Straße!
    Er preßte die Hände an die Schläfen! »Ich werde noch wahnsinnig«, keuchte er. »Rhu Mhôrven, warum tust du mir das an?«
    Aber der Unheimliche antwortete nicht mehr.
    Thurso stürmte in sein Haus, schloß die Tür gleich dreimal ab und hätte um ein Haar auch noch den Garderobenschrank davorgeschoben, wenn seine Frau nicht aufgetaucht wäre, um ihn zu fragen: »Roy, was ist denn mit dir los? Leidest du unter Verfolgungswahn? Du siehst ja aus, als hättest du ein Gespenst gesehen!«
    »Habe ich auch, und das hat sogar mit mir gesprochen«, brummte er. Natürlich glaubte sie ihm nicht. Sie war ja in der Stadt aufgewachsen und nur aus Liebe zu ihm in die Highlands gezogen. Stadtmenschen und Gespenster, das waren schon immer zwei unterschiedliche Welten gewesen.
    Roy Thurso schlief teuflisch schlecht in dieser Nacht.
    ***
    Sir Bryont Saris ap Llewellyn war am Telefon nicht zu erreichen. Nur eine automatische Ansage verkündete, seine Lordschaft seien gewißlich während der hellen Tagesstunden zu sprechen und der unbekannte, hochgeschätzte Anrufer möge es dann doch noch einmal versuchen.
    Zamorra legte auf. »Geizkragen«, schmunzelte er. »Nicht mal ’nen richtigen Anrufbeantworter kann er sich leisten… typisch, diese Schotten!« Dennoch war er nur teilweise beruhigt. Er konnte zwar davon ausgehen, daß dem Lord nichts zugestoßen war, denn sonst hätte die Ansage einen anderen Wortlaut gehabt, aber von nichts kommt nichts, und der seltsame Traum mußte eine bestimmte Ursache haben.
    Plötzlich war ein Schatten an der Tür. Zamorra wandte den Kopf und sah Raffael Bois, den alten Diener. Der schien nie zu schlafen. Wann immer Zamorra irgendwo im Château auftauchte, war auch Raffael in der Nähe, der felsenfest behauptete, an Unterbeschäftigung zu sterben, wenn Zamorra ihn in Rente schickte. Dabei ging der alte Mann längst auf die 80 zu, war aber agil und zuverlässig, als sei er nur halb so alt. Seit Zamorra ihn einst zusammen mit Château Montagne »ererbt« hatte, hatte Raffael es immer wieder geschickt verstanden, dem Rentnerdasein aus dem Weg zu gehen, und Zamorra sah auch keinen Grund, sich von ihm zu trennen, solange der alte Mann seine Tätigkeiten zufriedenstellend verrichtete.
    Und er tat mehr, als seinen Chef nur zufriedenstellen. Raffael war der gute Geist des Hauses. Ohne ihn war Château Montagne überhaupt nicht vorstellbar.
    Raffael verzog keine Miene, als er seinen Chef so, wie er aus dem Bett gestiegen war, hinter dem Schreibtisch am Telefon sitzen sah. An die freizügigen Sitten seiner Herrschaft hatte er sich längst gewöhnt. »Monsieur, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten: es ist nicht gut, wenn Sie gewaltsam versuchen, Ihren Tag- und Nacht-Rhythmus umzustellen. Es muß eine andere Lösung geben.«
    Zamorra nickte. »Sicher. Aber ich bin wach, weil ich eine Art Alptraum hatte.« Er erzählte Raffael, was er gesehen hatte.
    »Das Sterbedatum der Grabinschrift stimmte nicht?« echote der Diener. »Pardon, Monsieur. Das kann doch dann nur bedeuten, daß Sie diesen Traum nicht als realistisch ansehen dürfen.«
    »Oder daß jemand versucht, dem Lord an den Kragen zu gehen, um ihn vor seiner Zeit ins Grab zu bringen und dadurch die Erbfolge zu unterbrechen! Bei unserem letzten Besuch in Schottland hat Sir Bryont ein paar Andeutungen gemacht, die in diese Richtung zielen.«
    »Sie haben versucht, ihn anzurufen,
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