Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
049 - Der Android

049 - Der Android

Titel: 049 - Der Android
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Veränderung, die er in den letzten Wochen bei Haank bemerkte.
    Die verängstigte Demut war verschwunden; an ihre Stelle war eine entschlossene Loyalität getreten, die ihn an die Samurai des feudalen Japan erinnerte. Er war sicher, dass Haank für ihn jederzeit sein Leben opfern würde. Nur manchmal musste er ihn daran erinnern, wer hier das Kommando hatte. Er sah die sechs Cyborgs an, die geduldig auf seine Befehle warteten. In ihren künstlichen Gliedmaßen steckte das gesamte Plysterox, das ihm zur Verfügung gestanden hatte.
    Der Kunststoff ließ sich zwar relativ leicht herstellen, aber dazu benötigte er Rohstoffe und Fertigungsanlagen, die er wiederum ohne Geld nicht kaufen konnte.
    Und Geld bekomme ich nur, wenn ich Macht habe, dachte Takeo. Nicht umsonst hatte er Tage damit zugebracht, die zerstörten Gesichter zweier Cyborgs zu rekonstruieren. Die Farmer, die ab und zu um die Lagerhalle schlichen, sollten sehen, was aus ihren Kämpfern geworden war.
    Er winkte Haank zu sich, als der aus der Werkstatt trat.
    »Was glaubst du, wie lange es dauern wird, bis der Lord der Farmergilde eine Abordnung schickt?«, fragte er.
    Haank kratzte sich nachdenklich an seiner Kunststoffwange.
    »Lord Ma'coom ist eine feige Taratze, die sich am liebsten aus allem heraushält, Herr. Er wird erst reagieren, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.«
    »Und wann wird das sein?«
    »Ungefähr zwei Tage, nachdem die Farmer deine neuen Diener gesehen haben«, antwortete Haank grinsend.
    »Sie werden sich vor Angst in die Hosen scheißen, zu ihrem Lord rennen und ihm drohen, das Tal zu verlassen, wenn er nichts unternimmt.«
    »Wird er angreifen?«
    »Nein, Herr, er wird verhandeln.« Takeo stellte Haanks Einschätzung nicht in Frage. Der Cyborg hatte jahrelang als Offizier in Lord Ma'cooms Leibgarde gedient und kannte ihn sehr gut. Nach seinem Unfall - einer Explosion in der Munitionskammer, die von einem unvorsichtigen Soldaten ausgelöst wurde - hatte Ma'coom Haank am Stadtrand von El'ay aussetzen lassen, weil die Schreie des Schwerverletzten ihn in seiner Nachtruhe störten. Dort war Haank von der Gilde der Bettler gefunden und so gut es ging gepflegt worden. Takeo hielt es für ein Wunder, dass er überlebt hatte.
    »Also gut«, sagte er. »Schick die Cy- borgs in Zweiergruppen in den Wald. Sie sollen Bäume für unsere Festung fällen und zwar nicht zu leise. Schließlich wollen wir Lord Ma'coom nicht warten lassen.«
    »Ja, Herr.«
    Takeo sah Haank nach. Der Kampf um die Macht hatte begonnen.
    ***
    Crow zog seine Uniformjacke glatt und betrat ein kleines Haus, das sich äußerlich von keinem anderen in der Siedlung unterschied.
    »General Arthur Crow«, sagte er in die versteckte Kamera an der Wand.
    »Identifizierungsnummer 630-550-13A.«
    »Lieutenant… Jeremiah Garrett, Identifizierungsnummer 029-707-27C.«
    Garretts Zögern war Crow durchaus aufgefallen. Der junge Lieutenant war nicht glügklich mit seinem Vornamen und vermied es, ihn zu nennen.
    Allgemein wurde er »Jazz« gerufen; der Tarnname, unter dem er auch verdeckte Aufträge in Washington ausführte.
    Garrett schloss die Schiebetür hinter sich und blieb stehen. Aus den Augenwinkeln bemerkte Crow, dass seine Zunge unablässig über das Zahnfleisch fuhr; eine Reaktion, die er mit dem Auftauchen Matthew Drax' in Verbindung brachte und als entschieden widerwärtig empfand. Er wollte Garrett gerade befehlen, das zu unterlassen, als das automatische Sicherungssystem reagierte und der Fußboden vor ihnen mit einem hydraulischen Zischen zur Seite wich. Darunter lag eine Metalltreppe, die von gelbem Kunstlicht erhellt wurde.
    Crow schob die Gedanken an Garrett und Drax zur Seite und konzentrierte sich ganz auf die Begegnung, die ihm bevorstand. Mit festen Schritten ging er die Treppe hinunter und den Korridor entlang. Garrett folgte ihm im perfekten Gleichschritt. Sie passierten schmale verschlossene Türen und mehrere Kreuzungen, dann bog Crow links ab und blieb vor zwei ernst drein- blickenden WCA-Ärzten stehen.
    »Ist sie wach?«
    Dr. Edwards, ein schmalschultriger dünner Mann, neigte den Kopf. »Ihre Tochter kommt gerade zu sich. Ich dachte, es sei am besten, wenn Sie dabei sind, Sir.«
    Crow nickte und schloss den obersten Knopf seiner Uniform. Einen Moment blieb er vor der verschlossenen Tür stehen, dann drehte er entschlossen den Knauf und trat ein. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Garrett ihm folgen wollte.
    »Sie können gehen, Lieutenant, ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher