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0488 - Die Mumie und der Totengott

0488 - Die Mumie und der Totengott

Titel: 0488 - Die Mumie und der Totengott
Autoren: Jason Dark
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eines verhärteten Muskelgewebes.
    Auch das war ungewöhnlich.
    Ebenso ungewöhnlich wie das fernklingende Rauschen, das durch meine Ohren klang.
    Gleichzeitig vernahm ich eine Stimme. Sie sprach zu mir in einer fremden Sprache, dennoch konnte ich sie verstehen. »Wer als Unwürdiger das Reich der Sechmet betritt und damit das Totengericht stört, wird für alle Zeiten in den Dunklen Gewässern verschwinden…«
    Die Worte klangen wie ein Schwur, ein Versprechen, und ich zuckte heftig zurück.
    Es war zu spät.
    Durch meine Aktion hatte ich etwas in Bewegung gesetzt, über dessen Ausmaße ich nicht einmal nachdenken konnte, denn der Totengott Anubis bewegte sich und stieß gleichzeitig ein schauerliches Heulen aus.
    Auch die Mumie blieb nicht mehr starr. Sie rollte plötzlich mit den Augen, ihre Arme zitterten, und durch das Innere der Pyramide fuhr ein gewaltiges Brausen, dem ich mich nicht entziehen konnte.
    Ich wurde mitgerissen, fühlte mich angehoben, weggeschleppt und hatte den Eindruck, in einen Zeitentunnel geschleudert zu werden. Die Welt um mich herum verschwand, um einer anderen die Chance zu geben, ein furchtbares Versprechen in die Tat umzusetzen…
    ***
    Colonel Snyder war sprachlos. Auch wenn er gewollt hätte, es wäre ihm nicht gelungen, nur ein Wort hervorzubringen. Was er gesehen hatte, berührte die Grenzen seines Begriffsvermögens.
    Er schluckte, blieb mit offenem Mund stehen, und sein Atem drang pfeifend über die Lippen. »Das… das ist unwahrscheinlich«, flüsterte er. »Verdammt, habe ich richtig gesehen? Ist Ihr Kollege tatsächlich in die Pyramide gegangen?«
    »Er ist es, Sir.«
    »Und wieso?«
    Suko hob die Schultern. »Ihnen das zu erkären, würde den momentanen Rahmen sprengen.«
    »Wieso?«
    »Nehmen Sie es einfach hin, Sir.«
    »Das bin ich aber nicht gewohnt.«
    Suko hob die Schultern. »Es gibt Augenblicke, da sollte man selbst seine alte Schulweisheit vergessen, Sir. Das ist hier der Fall. Mein Kollege hat gewaltlos das geschafft, vor dem Sie verzweifelt sind. Es ist wie so oft. Gewalt ist der falsche Weg. Kugeln lösen die Probleme nicht, sie werfen nur neue auf, das ist hier wieder sehr deutlich bewiesen worden, Sir.«
    »Das ist Ihre Meinung, Inspektor.«
    »Und wird es auch bleiben.«
    Suko hatte die letzte Antwort hart ausgesprochen. Er hoffte, daß der Colonel sie auch begriffen hatte. Der Chinese mochte die sturen Militärs ebensowenig wie sein Freund John Sinclair, aber das wollte er dem Offizier nicht direkt unter die Nase binden.
    So konzentrierten sich beide wieder auf die Pyramide und auf John Sinclair, der dabei war, den Schakal und die Mumie zu untersuchen. John umkreiste sie und schaute sich den ungewöhnlichen Inhalt sehr genau an. Dann holte er ein kleines Taschenmesser hervor und klappte es auf. Auch das war für die Beobachter deutlich zu erkennen.
    »Was macht er denn jetzt?« fragte Snyder flüsternd.
    »Vielleicht öffnet er die Binden.«
    »Es wäre ein Verbrechen.«
    »Wieso?«
    »Das bleibt nur den Leuten überlassen, die sich damit beschäftigt haben.«
    »Unter anderen Voraussetzungen bestimmt. Aber auch Mr. Sinclair ist so etwas wie ein Forscher. Schließlich will er wissen, was hier vorgeht. Um beide, um die Mumie und den Schakal, ranken sich Geheimnisse. Davon bin ich fest überzeugt.«
    »Meinen Sie?«
    Suko winkte ab. Mit dem Colonel war nicht zu reden. Der mußte sich erst einmal fassen, daß so etwas überhaupt hatte geschehen können. Darüber würde er sicherlich auch in den nächsten Tagen nicht hinwegkommen.
    John Sinclair hatte mittlerweile die Binden der Mumie an einer bestimmten Stelle dicht unterhalb des Kopfes eingeschnitten. Suko wunderte sich darüber, daß John ihm kein Zeichen gab. Er tat so, als würde draußen niemand warten.
    Der Chinese wollte es wissen. Er trat so dicht an die Pyramide heran, daß er sie berühren konnte. Hart klopfte er mit der Faust gegen die Außenhaut.
    Suko selbst hörte das dumpfe Geräusch, aber John Sinclair schien es nicht wahrzunehmen, denn er drehte sich nicht einmal um. Noch einmal klatschte Suko gegen das Material, ohne allerdings bei seinem Freund eine Reaktion zu erzielen.
    Das wunderte ihn.
    Auch Colonel Snyder machte sich darüber seine Gedanken. »Ob er Sie nicht gehört hat?«
    »Kann schon sein.«
    »Aber wir haben doch…«
    »Möglicherweise trägt die Luft innerhalb der Pyramide keinen Schall, Sir.«
    Snyder lachte. »Das kann ich mir zwar kaum vorstellen, aber irgendwie paßt das alles
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