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0488 - Blutregen

0488 - Blutregen

Titel: 0488 - Blutregen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Überschüsse vernichten läßt, statt sie mit dem gleichen Geld in die Hungerländer und Katastrophengebiete zu fliegen.«
    Inzwischen wurde es immer heller. Eine türkisfarbene, leuchtende Scheibe kletterte am Horizont empor; die Sonne, welche dieser Welt Leben schenkte.
    »Was tun wir jetzt? Weiterdiskutieren bis zur Abenddämmerung? Ich denke, wir sollten zumindest erst einmal aus diesem Ort verschwinden. Ferner müssen wir uns um Essen und Trinken kümmern. Und danach können wir uns überlegen, wie wir diese Welt mit der Türkissonne wieder verlassen.«
    Nicole sah ihn und dann Cristofero an, der während der ganzen Unterhaltung eisern geschwiegen hatte. Der Adlige mußte stinksauer sein. Nicole war das nur recht. Solange er sich still verhielt, hatte sie keinen Grund, sich schon wieder über ihn aufzuregen.
    »Wir trennen uns«, sagte sie. »Wenn wir uns einzeln entfernen, haben wir die besten Chancen. Das hat in der Nacht schon einmal funktioniert.«
    »Mit deinem Overall fällst du aber auf«, warnte Zamorra.
    Nicole zuckte mit den Schultern. »Wetten, daß es da ein probates Mittel gibt, sobald die Gefahr droht?«
    Zamorra seufzte. »Mir ist nicht ganz wohl bei der Sache«, gestand er.
    »Mir auch nicht. Aber wir sollten einen Treffpunkt vereinbaren. Ich schlage das Regenbogenblumenfeld vor. Da ist zwar alles abgebrannt, aber Cristofero kennt den Weg dorthin, und dir werde ich ihn beschreiben. Du gehst in diese Richtung und…«
    Zamorra hörte sich die Beschreibung an. »Das Tor in der Schutzumzäunung ist tatsächlich unbewacht? Na gut. Ich werde das Feld und euch finden. Falls wir zwischendurch zufällig wieder aufeinander treffen sollten, ist das hoffentlich außerhalb dieser Ortschaft nicht weiter schlimm.«
    »Außerhalb der Sichtweite der Garnison«, schränkte Nicole ein. »Also los, gehen wir! Um so schneller sind wir draußen. In Kürze dürfte nämlich hier auch der letzte Mohikaner vom Hahn wachgekräht worden sein und dem Mistvieh den schnellsten Weg in den Suppentopf androhen.«
    Sie setzte sich einfach in Bewegung.
    »Ihr nehmt das so einfach hin, Monsieur deMontagne?« fragte Cristofero verdrossen. »Es sollte Euch doch klar sein, daß der Plan dieses Weibes nicht nur närrisch, sondern gar lebensgefährlich ist. Wir sollten uns lieber irgendwo verstecken und erst während der Nachtstunden einen Ausbruch wagen.«
    Zamorra hob die Hand und richtete den Zeigefinger auf den Zeitreisenden. »Eines sollten Sie sich merken, Señor Fuego«, sagte er. »Wenn Mademoiselle Duval einen Plan entwirft, dann ist das dasselbe, als würde ich ihn entwerfen. Wir treffen uns am vereinbarten Ort; ich denke, Sie kennen den Weg.«
    Cristofero schluckte heftig. »Ihr müßt den Verstand verloren haben«, brummte er. »Der Aufenthalt im Tempel hat Euch wohl mehr geschadet, als Ihr denkt. Nun, wir werden sehen, wer schließlich recht behält!«
    ***
    Brick Solonys war Frühaufsteher. Er war schon wach, bevor der Hahn im Nachbargarten sein Frühkonzert anstimmte, und fühlte sich durch den Lärm entsprechend gestört. »Wenn es nach mir ginge, würdest du Mistvieh auf dem schnellsten Weg im Suppentopf landen«, knurrte er verdrießlich und überlegte, ob sein politischer Einfluß nicht ausreichte, für eine alsbaldige Notschlachtung des gefiederten Weckers zu sorgen, ob dem Nachbarn das nun gefiel oder nicht. Als er dann an Sula dachte, seine entführte Tochter, sank seine Stimmung noch weiter unter den Gefrierpunkt, und mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch machte er sich zum Tempel vom Stein auf. Den Kriegern traute er nicht zu, daß sie diesen Halunken Landaron wieder aufspürten und gefangennahmen, um ihn unter der Folter nach dem Versteck zu befragen, in das er Sula gebracht hatte. Solonys hegte sogar den Verdacht, daß Landarons Vorgesetzter die Jagd möglichst langsam vonstatten gehen ließ, weil er insgeheim mit seinem Vizehauptmann sympathisierte und nicht wollte, daß er tatsächlich erwischt wurde.
    »Kriegerpack!« murmelte Solonys. »Einer wie der andere. Nur auf die Priester ist wirklich Verlaß!«
    Er haßte alles, was irgendwie nach Militär aussah, seit seine Söhne in den Kriegsdienst gezwungen worden und gefallen waren. Um so schlimmer war es für ihn, daß es sich bei dem Liebhaber seiner Tochter um einen Offizier handelte - der sich zu allem Überfluß auch noch frpiwillig gemeldet hatte.
    Solonys hatte die Bruderschaft gebeten, sich der Suche nach Landaron und Sula anzuschließen, und
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