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0486 - Wer andern einen Mörder schickt

0486 - Wer andern einen Mörder schickt

Titel: 0486 - Wer andern einen Mörder schickt
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niederwarf. Er hatte sein Selbstvertrauen verloren. Er war nicht mehr unüberwindlich.
    Das versetzte ihm einen Schock! Mike Morelli war erledigt, seine Willenskraft gebrochen.
    »Werden Sie reden?« wiederholte ich nochmals.
    Er nickte kaum merklich. »Fragen Sie. Was ich weiß, sollen Sie erfahren.«
    ***
    Die Leute im Saal hielten den Atem an. Bis jetzt war es nur um ihren Geldbeutel gegangen. Nun sollte einer sterben, ohne jeden Grund, nur um zu demonstrieren, daß es den Gangstern mit ihren Drohungen ernst war.
    Alle blickten auf Boro und Piper. Plötzlich senkte Piper die Pistole. »Ich habe es mir anders überlegt«, sagte er ruhig. »Dein Kopf gefällt mir nicht.«
    Den Männern trat der Schweiß auf die Stirn. Manche waren aschgrau vor Angst. Sie hatten begriffen, daß es diesen Verbrechern auf ein Menschenleben nicht ankam.
    Einige verloren die Nerven und begannen zu schreien.
    Jim jagte eine Maschinenpistolengarbe über ihre Köpfe.
    »Ruhe!« brüllte Fatty. »Sonst knallen wir nicht nur über Ihre Köpfe!« Sofort trat Stille ein.
    Piper verließ den Saal.
    »Sie wissen nun, daß wir es ernst meinen. Liefern Sie das Bargeld ab, und füllen Sie die Schecks aus. Sollte jemand so unklug sein und sich unserer Meinung nach zu niedrig einschätzen, werde ich Piper zurückrufen.«
    Ein paar Gentlemen meldeten sich wie Schulbuben.
    »Was wollen Sie?« fragte Fatty.
    »Wir… wir haben unsere Scheckbücher nicht dabei.«
    »Treten Sie dort an den Tisch!«
    Mit weichen Knien kamen die vier Gentlemen dem Befehl nach. Die beiden Italiener stellten mit kühler Geschäftsmäßigkeit ihre Fragen:
    »Wohnen Sie in Charleston?«
    Alle vier bejahten.
    »Werden Sie von Ihren Chauffeuren abgeholt?«
    Einer meldete sich. »Ich.«
    »Treten Sie auf die linke Seite.« Während das Frage- und Antwortspiel weiterging, trat ein neuer Mann auf den Plan. Er trug ebenfalls einen Frackmantel, sein Gesicht wurde von einer schwarzen Gesichtsmaske bedeckt. Außerdem hatte er schwarze Seidenhandschuhe übergestreift.
    Er ging von einem Gentleman zum anderen, prüfte die Summe, die der betreffende auf den Scheck geschrieben hatte und steckte ihn ein.
    Er sprach kein Wort. Zweimal zerriß er den Scheck und warf ihn dem Aussteller vor die Füße.
    Die Gentlemen wußten, was er damit ausdrücken wollte. Anscheinend kannte er die Vermögensverhältnisse der Anwesenden sehr genau. Sie beeilten sich, einen zweiten Scheck auszustellen, der eine bedeutend höhere Summe aufwies.
    Als er an Boro herantrat, zerriß er den Scheck, der ihm angeboten wurde, ohne einen Blick darauf zu werfen.
    Boro bückte sich nach den Fetzen. Er hatte Arturo erkannt, der die entscheidende Aktion selbst leitete. Er war versucht zu lächeln, als er den Scheck um das Doppelte erhöhte.
    Arturo dankte mit einer tiefen Verbeugung.
    Inzwischen verschwanden die beiden Italiener nacheinander mit den vier Gentlemen. Es waren wirklich eiskalte Burschen, die ihren verbrecherischen Job beherrschten. Sie fuhren jeden nach Hause, um das Scheckbuch zu holen. Und ihr Manöver gelang ohne Zwischenfall.
    Kurz vor vier Uhr war einer der größten Fischzüge beendet, der von der amerikanischen Unterwelt je gestartet wurde.
    Bevor Fatty die Gäste entließ, zog er eine Liste aus der Tasche. »Ich habe hier die Namen der Ladys aufgeschrieben, die ich bitten muß, noch einige Zeit unsere Gäste zu bleiben. — Wir begnügen uns mit fünf Geiseln. Sollte bei der Einlösung der Schecks auch nur die geringste Schwierigkeit auftreten, wird Piper in Aktion treten. Und seien Sie versichert, meine verehrten Gäste, Piper holt auch die anderen nach, die jetzt in ihr Haus zurückkehren. Charleston wird dann in kürzester Zeit seine Geldaristokratie verlieren. — Wir sind stärker als die Polizei, vergessen Sie das nicht!«
    Er las die Namen der fünf Ladys herunter. Es waren ausnahmslos die Frauen der reichsten und angesehensten Bürger.
    Noch einmal gab es ein paar hysterische Szenen, als die fünf von ihren Männern und Bekannten Abschied nahmen. Beschwörungen und Mahnungen wurden laut, auf keinen Fall etwas zu unternehmen.
    Dann löste sich die Gesellschaft auf, lautlos und betreten, wie bei einer Beerdigung.
    Boro ging in sein Arbeitszimmer.
    »Schließe die Tür ab«, sagte Arturo, der im Schreibtischsessel Platz genommen hatte.
    Boro tat es.
    »Bist du zufrieden?«
    »Das ist Wahnsinn, Arturo. Vielleicht wird es euch gelingen, die Schecks zu kassieren. Dann aber wird die Treibjagd losgehen.
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