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0486 - Wer andern einen Mörder schickt

0486 - Wer andern einen Mörder schickt

Titel: 0486 - Wer andern einen Mörder schickt
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scherzten, sondern einen Coup starteten, der zu den kühnsten und gewagtesten in den Vereinigten Staaten zählte.
    Ein anderer Teil revoltierte.
    »Das lassen wir uns nicht bieten!«
    »Wir werden die Schecks sperren lassen!«
    »Auch daran haben wir gedacht«, ließ sich Fatty vernehmen. »Bis zur Einlösung aller Schecks werden uns einige Ladys begleiten müssen. Sollten wir auch nur die geringsten Schwierigkeiten bekommen, werden einige der Gentlemen Witwer sein. Vielleicht kommt Ihnen das gelegen? Aber auch diese Herren werden wir uns kaufen und sie ihren Gattinnen hinterherschicken.«
    »Bluff! Das ist nichts als ein großangelegter Bluff!« schrie ein Fabrikant, der allgemein als sehr vital galt.
    »Wir zahlen nicht!« rief ein anderer. »Nein, keinen Penny!«
    Fatty hob die Hand.
    Hinter einem der Vorhänge trat ein schmaler, drahtig aussehender Junge hervor. Sein Milchgesicht mit den tiefschwarzen Augen hätte man als schön bezeichnen können, wenn nicht dieser gallebittere Zug um den Mund gewesen wäre.
    Boro erkannte ihn sofort. Es war Piper, Fattys jüngerer Bruder. Und Piper war schlimmer als Mike Morelli. Schlimmer deshalb, weil er leidenschaftslos tötete, wie ein Automat. Er war bekannt dafür, daß er nie eine Regung zeigte, nie eine Bewegung zuviel machte und kein überflüssiges Wort sprach.
    »Such dir einen aus, mein Junge«, sagte Fatty.
    Piper ging die Reihe der Männer entlang. Vor Böro blieb er stehen.
    »Du!« sagte er nur.
    Er hob seine automatische Pistole, auf die ein Schalldämpfer aufgesetzt war.
    Boro zitterte, aber er wagte keinen Einwand. Sollte Arturo doch ein doppeltes Spiel treiben?
    Ein paar Frauen schluchzten hysterisch, zwei ältere fielen in Ohnmacht.
    »Vortreten«, befahl Piper. Er öffnete kaum die Lippen, als er sprach. »Du wirst für die anderen sterben, sorry.«
    ***
    Sekundenlang starrten wir uns an. Morellis Augen verengten sich zu einem Strich.
    »Jetzt wird er abdrücken«, dachte ich. Ich sah, wie sich sein Zeigefinger um den Abzugshahn krampfte.
    Auf einmal war diese Hand verschwunden. Dann erst kam der Knall hinterher und die Stimme meines Freundes:
    »Deckung Jerry!«
    Ich warf mich seitwärts zu Boden. Keine Sekunde zu früh, von der rechten Seite surrten die Projektile ganz knapp über mich hinweg und bohrten sich mit einem häßlichen Knirschen in die Bäume.
    Mike Morelli stand noch immer auf demselben Fleck, als ob er zur Salzsäure erstarrt wäre. Seine rechte Hand war blutig. Ich wußte, daß er mit der linken ebenso gut war. Aber er machte keine Anstalten zu ziehen.
    Phil schoß nach dem anderen und schien ihn auch erwischt zu haben.
    Ich hatte in der Zwischenzeit meine Pistole aufgehoben und nachgeladen.
    »Mike Morelli«, sagte ich. »Sie sind verhaftet.«
    »Schießen Sie«, bat er mit tonloser Stimme. »Schießen Sie, G-man!«
    Phil trat von hinten an ihn heran, nahm ihm den zweiten Revolver und ein Messer ab, besah sich die blutende Hand und legte ihm einen Notverband an.
    »Schießen Sie, G-man«, wiederholte Morelli. Es war das einzige, was er in den nächsten Minuten sprach.
    Phils Gesicht war wie aus Stein gehauen. So hatte ich ihn nur selten gesehen. Ich fragte ihn nicht einmal, woher er so plötzlich aufgetaucht war. Ich kannte meinen Freund zu genau. Fragen konnte er in dieser Situation am wenigsten vertragen.
    Aus der Richtung Washington-Denkmal näherte sich ein Polizeiwagen mit Sirenengeheul.
    »Erledige du das«, bat ich Phil. »Ich möchte noch ein paar Worte mit Morelli sprechen.«
    Phil nickte. Er nahm die Polizisten in Empfang, die mit gezogenen Pistolen den Weg entlangstürmten. Ich sah, wie sie mit Phil zusammen auf die andere Seite gingen, wo der Tote liegen mußte. Die Kleiderschränke waren längst über alle Berge, sonst hätten sie in die Schießerei eingegriffen. Aber auch d i e würden wir erwischen, darüber machte ich mir keine Sorgen.
    »Kommen Sie, Morelli«, sagte ich zu dem Killer. Obwohl mir der Kerl direkt ein körperliches Unbehagen bereitete, mußte ich mich zur Vernunft zwingen.
    Mike Morelli war für mich eine Schlüsselfigur. Durch ihn hoffte ich, an die Hintermänner heranzukommen.
    Während Phil mit den Polizisten das Gelände absuchte, setzte ich mich mit dem Killer auf eine Bank.
    »Werden Sie reden, Morelli?« fragte ich ihn.
    Er blickte mich aus glanzlosen Augen an. Für Sekunden kam es mir so vor, als ob er irrsinnig geworden wäre. Dann aber erkannte ich den wahren Grund. Es war die Niederlage, die ihn
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