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0483 - Der Yeti ist da!

0483 - Der Yeti ist da!

Titel: 0483 - Der Yeti ist da!
Autoren: Jason Dark
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einer wütenden Schimpfkanonade veranlaßte.
    Ich hatte inzwischen das prächtige Refugium der Eingangshalle betreten.
    Himmel, war das ein Prunk. Die Teppiche, die wertvollen Gemälde an den Wänden, die Sitzgruppen aus feinstem Leder. Und ich war froh, mich ebenfalls entsprechend angezogen zu haben. Zur kamelhaarfarbenen Jacke trug ich die graue Hose, ein gestreiftes Hemd und eine einfarbige Krawatte.
    Man schaute mich an, nicht fordernd, sondern eher diskret, weil ich mich nicht so zielsicher auf die Mahagoni-Rezeption zubewegte.
    Ein Mann im schwarzen Anzug fragte diskret nach meinen Wünschen. Er sah aus, als würde er in der nächsten halben Stunde zu einer Beerdigung gehen. Selbst in seinen Augen lag ein trauriger Ausdruck.
    »Ich bin verabredet.«
    »Mit wem, Sir?«
    »Dr. Mertens.«
    »Bitte, kommen Sie mit.« Wir traten an die Rezeption, wo ein aufgeschlagenes Buch lag, in dem der Traurige nachschaute, nickte und sich erkundigte: »Sind Sie John Sinclair, Sir?«
    »Das bin ich.«
    Jetzt lächelte er knapp. »Dr. Mertens erwartet Sie in unserer englischen Bar. Ich werde Sie begleiten.«
    »Wie nett.«
    Nach dieser Antwort wußte der Knabe nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er entschied sich für eine steife Miene und ging tatsächlich voran. Er hatte einen Gang, der leicht war, als würde er es persönlich bedauern, den Teppich mit beiden Füßen zu berühren.
    In der Bar glänzte alles. Die Lampen, das Holz, die Messingleisten, die Hocker, Tische und Stühle.
    Selbst die Gesichter der Besucher leuchteten im milden Schein.
    Dr. Mertens erwartete mich an der rechten Seite der fünfeckig angelegten Bartheke.
    Mein Führer zog sich diskret zurück und überließ mich dem Gast. »Sie sind John Sinclair?« fragte dieser.
    »Ja.«
    »Mein Name ist Karl Mertens.« Er streckte mir seine Hand entgegen, die ich ergriff. »Bitte, Mr. Sinclair, nehmen Sie doch Platz. Was darf ich Ihnen zu trinken bestellen?«
    »Ich nehme einen Whisky.«
    Das hatte der rotbefrackte Keeper schon gehört und machte sich an die Arbeit.
    Ich fand Zeit, den Mann zu betrachten. Er war um einiges älter als ich. Sein graues Haar hatte er nach hinten gekämmt. Auf der etwas bleichen Haut schimmerten Sommersprossen wie orangefarbene Flecken. Er trug eine Goldrandbrille, war aber modern gekleidet. Zu den Ärmsten schien er auch nicht zu gehören.
    »Sie sind Deutscher?« fragte ich.
    »Nicht mehr. Ich lebe in den Staaten.«
    »Ach so.«
    »Ihr Whisky, Sir.«
    Ich bedankte mich mit einem Nicker und prostete Karl Mertens zu. Der trank ein Glas Weißwein.
    Die Flasche stand neben ihm in einem Eiskühler.
    »Auf gute Zusammenarbeit«, sagte er.
    »Ich weiß zwar nicht, was Sie damit meinen, aber meinetwegen.« Auch ich hob das Glas.
    »Hat Ihnen Sir James nichts berichtet?«
    »Nein. Er schickte mich nur zu diesem Treffen mit Ihnen.«
    »Nun ja, dann muß ich von vorn anfangen.« Er griff auf den freien Hocker neben sich und nahm einen braunen DIN-A4-Umschlag in die Hand.
    Dr. Mertens kippte ihn um, so daß der Inhalt herausfiel und sich auf der Bar verteilte. Es waren fünf Fotos. Farbbilder, gestochen scharf, unschwer zu erkennen, daß sie von einem Polizeifotografen geschossen worden waren.
    »Schauen Sie sich die Bilder an, Mr. Sinclair«, bat mich mein Gastgeber.
    Ich war froh, Whisky bestellt zu haben. Was ich da geboten bekam, war einfach schrecklich. Jedes Bild zeigte die Aufnahme einer anderen Leiche. Der Mörder hatte keine Rücksicht genommen. Weder auf Frauen noch auf Männer, und er hatte schlimm gewütet.
    Es war still in unserer Nähe. Ich legte nach einer Weile die Fotos wieder zusammen und gab sie dem Mann zurück.
    »Was sagen Sie dazu, Mr. Sinclair?«
    »Es ist schrecklich.«
    »Ja, das finde ich auch. Und ich will, daß Sie den Killer suchen, Mr. Sinclair.«
    »So etwas Ähnliches hatte ich mir gedacht. Wo sind die Morde passiert?«
    »In Wyoming.«
    »Das ist in den Staaten!«
    »Genau, und wir haben einen bestimmten Verdacht, was den Mörder angeht. Vielmehr ich habe ihn.«
    »Wer käme in Frage?« Ich nahm den ersten Schluck und stellte fest, daß der Whisky super war.
    Dr. Mertens schaute mich an. »Lachen Sie mich nicht aus, wenn ich Ihnen die Antwort gebe. Ich sage nur: Yeti!«
    Ich stellte das Glas wieder hin und runzelte die Stirn. »Gibt es den?« fragte ich.
    »Gibt es Vampire, Mr. Sinclair? Oder Werwölfe?«
    »Ja.«
    »Ich bin überzeugt davon, daß auch der Yeti existiert. Und zwar in den Staaten, nicht nur im
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