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0480 - Champagner-Party bei Capone

0480 - Champagner-Party bei Capone

Titel: 0480 - Champagner-Party bei Capone
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auf und drehte meine linke Hand so, daß man die blutige Schramme von dem Streifschuß sehen konnte. Wie üblich bei solchen Verletzungen brannte es höllisch.
    »Du bist ja verwundet!« rief Phil erschrocken.
    »Ein Streifschuß«, grinste ich etwas mühsam. »Aber du weißt ja, daß so ein verdammter Kratzer meistens stärker schmerzt als ein richtiger Treffer. Gibt es hier irgendwo einen Schluck Whisky?«
    Der Hausarzt erschien und bückte sich zu dem verwundeten Gangster, dem Winter ebenfalls die Maske abgenommen hatte. Inzwischen kam der tapfere Jüngling der amerikanischen Bundespost mit einem Reisefläschchen Brandy, daß er mir mit hochrotem Kopf hinhielt.
    »Das hat mal jemand hier stehen lassen, Sir«, piepste er verlegen. »Und entschuldigen Sie, daß ich Sie vorhin…«
    Ich winkte ab und nahm einen Schluck. Es war ein Stoff, der irgendwie nach strengen Nüssen schmeckte und lauwarm war. Trotzdem tat er mir gut. Außerden fiel mir ein, daß wir ja an diesem Vormittag sogar die hochoffizielle Genehmigung zu einem mäßigen Alkoholkonsum besaßen. Da nahm ich noch einen Schluck.
    »Wenn noch einmal so etwas pas siert«, sagte ich leise zu dem jungen Postbeamten, »dann spielen Sie,gefälligst nicht den Helden.«
    »Aber…«
    Ich fiel ihm ins Wort.
    »Der Bursche vor Ihnen stand im Begriff, Ihnen eine Kugel durch den Schädel zu jagen. Dadurch haben Sie mich gezwungen, ei/ie Art Selbstmordversuch zu unternehmen. Selbst ein G-man kann nicht gegen vier Pistolen auf einmal antreten. Wenn nicht zufällig Winter, sein Kollege und mein Freünd auf getaucht wären, läge ich jetzt da in den verdammten Glassplittern und hätte wenigstens drei von vier möglichen Kugeln im Körper. Und Sie hätten ein Loch im Kopf. Sie sollten sich mal von einem, der es weiß, erzählen lassen, wie groß die Austrittswunde einer aus nächster Nähe abgefeuerten Pistolenkugel sein kann.«
    Er schluckte, und sein Adamsapfel geriet dabei in aufgeregte Bewegung.
    »Meinen Sie wirklich«, krächzte er rauh, »daß der Kerl auf mich geschossen hätte?«
    Ich verdrehte die Augen.
    »Nachdem bereits drei Schüsse gefallen waren? Die Kerle hatten sich doch inzwischen an den Krach dabei gewöhnt.«
    Der Hausarzt trat zu mir. Er war ein dickliches Männchen Ende der Fünfziger, und sein rundes, strahlendes, rotes Gesicht verriet, daß er einiges von den Genüssen dieses Daseins hielt.
    »Na, was haben wir denn?« fragte er gönnerhaft, hob meine blutende Hand hoch und stieß ein paar mitleidige T-t— t-Laute aus. ' »Streifschuß, was? Wir werden das Feuer mit Feuer bekämpfen.«
    Ich nickte ergeben.
    »Das gute alte Jod«, sagte ich gedehnt. Dabei griff ich vorsichtshalber wieder nach der kleinen Brandyflasche. »Daß euch Medizinmännern auch nie etwas Neues einfällt!«
    Phil war herangekommen, seit ein halbes Dutzend von Winters Sicherheitsbeamten auf der Bildfläche erschienen war. Er tippte mir sehr behutsam auf die Schulter, als ob ich sämtliche Knochen gebrochen hätte und er mir keinesfalls zusätzlich weh tun wollte.
    »Ich fahre wieder hinab in den untersten Keller«, sagte er. »Du solltest dich von einem Taxi nach Hause bringen lassen und dich hinlegen, Jerry.«
    »Klar doch«, stimmte ich zu. »Es kommt noch soweit, daß ein G-man für ein halbes Jahr in ein Sanatorium geht, wenn er mal überraschend niesen mußte. In spätestens fünf Minuten bin ich ebenfalls wieder unten.«
    Die ganze Geschichte hatte sich natürlich viel schneller abgespielt, als man Sie erzählen kann. Die elektrische Uhr über der Eingangstür des Postamts zeigte auf neun Uhr achtundvierzig, als der Doc sich meiner Hand annahm. Um mich selbst von dem zweifelhaften Vergnügen seiner Jodkur ein wenig abzulenken, fragte ich den jungen Postbeamten:
    »Sagen Sie, mein Lieber, wie kommt es eigentlich, daß die Kerle nicht schnell genug an das Geld kamen, das sie doch zweifellos hier zu erbeuten hofften?«
    Der Junge wurde rot wie eine reife Tomate.
    »Wissen Sie, Sir«, stammelte er verlegen, »wir öffnen erst um halb zehn, weil wir abends länger auf haben als die Postämter in den Straßen. Und gestern abend war doch das Baseball-Spiel im Yankee-Stadion, und heute früh war hier kein Betrieb, und die Kerle kamen ja auch schon wenige Minuten nach halb zehn herein, und da — da —«
    »Und da?« wiederholte ich unbarmherzig.
    Er betrachtete 'seine Fußspitzen, als sähe er sie zum erstenmal.
    »Wir hatten die Kassetten mit dem Wechselgeld noch gar nicht
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