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0480 - Champagner-Party bei Capone

0480 - Champagner-Party bei Capone

Titel: 0480 - Champagner-Party bei Capone
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Werkstatt. Wenn Sie einen Augenblick Platz nehmen wollen?«
    »Danke, gern«, erwiderte Healing und ließ sich in einem schwarzen Sessel nieder, der neben einem kleinen niedrigen Tisch stand.
    Die Verkäuferin verschwand hinter einem Vorhang. Healing blickte sich langsam um. Das Geschäft lag im Innern des Wolkenkratzers, es besaß keine Schaufenster und mußte aus diesem Grunde ständig künstlich beleuchtet werden. Diesen Zweck hätten einige Leuchtstoffröhren mühelos erfüllen können, aber aus irgendeinem Grunde bevorzugte der Besitzer altmodische, im Lichtkreis klar begrenzte Lampen, die helle Inseln in dem dämmrigen Zwielicht schufen.
    Es gab vier Tischvitrinen und sechs Vitrinen an den Wänden, alle aus Glas. Hinter ihren blankgeputzten Scheiben schimmerten auserlesene Schmuckstücke, nicht viele an der Zahl, aber ganz offensichtlich besonders schöne und wertvolle Stücke internationaler Goldschmiedekunst.
    Die Verkäuferin kam mit einem kleinen Etui zurück. Auf blauem Samt lag glänzend in sattem Rotgold ein Siegelring.
    »Er müßte jetzt passen«, erklärte sie. »Wollen Sie probieren, Mr. Hall?«
    »Ja, danke.«
    Healing schob den Ring mit den ornamental gravierten Initialen R und H über den kleinen Finger seiner linken Hand.
    »Ausgezeichnet«, sagte er. »Er sitzt genau richtig. Was bin ich Ihnen schuldig?« .
    »Sechs Dollar, Mister Hall.«
    Healing bezahlte, während die Verkäuferin ihm von ihrem Block die Quittung abriß. Eine automatische Registrierkasse hätte zwar eine gewisse Arbeitsersparnis bedeutet, aber sie wäre zweifellos ein Verstoß gegen die vornehme Eleganz dieses Geschäftes gewesen. Registrierkassen mag man in Warenhäusern aufstellen, bei der Firma Mail and Sons wurden Quittungen und Kassenbelege von gepflegten Frauenhänden geschrieben.
    »Ich werde im nächsten Monat ein kleines Geschenk für eine Dame brauchen«, sagte Healing. »Könnte ich mir das kleine Diadem da drüben einmal ansehen?«
    »Selbstverständlich, Mr. Hall.«
    Healing sah, wie die Verkäuferin einen Lichtschalter betätigte. Über einer Wandvitrine flammte eine starke Glühbirne hinter einem rotseidenen Schirm auf. Deutlich konnte Healing jetzt die hauchdünnen Drähte der Alarmanlage erkennen, die in das Glas der Vitrine eingeschmolzen waren. Er wußte genau, daß die Alarmanlage an das allgemeine Stromnetz angeschlossen war. Eine vom gewöhnlichen Lichtnetz unabhängige Alarmanlage war der Firma Mail and Sons zu teuer gewesen.
    Healing betrachtete das gewünschte Schmuckstück eine Weile, dann verließ er mit einem freundlichen Gruß das kleine exklusive Juweliergeschäft und schritt langsam den breiten C-Flur hinab bis zu einer Art kleinen Halle, wo vier Korridore mündeten. Auch hier, wie überall in den inneren Räumlichkeiten, ersetzte künstliches Licht die Helle des Tages. Healing wich einem der schnurrenden Elektrokarren aus, mit denen die hauseigene Spedition Frachtgüter und Postpakete für ihre Mieter zustellte. Er betrat eine Telefonzelle, warf den Dime in den Münzschlitz und wählte eine New Yorker Nummer.
    »Hier ist Roger«, sagte er. »Bei Mail and Sons läuft alles wie üblich.«
    Er legte auf, ohne eine Erwiderung abzuwarten. Bevor er die Telefonzelle verließ, sah er auf die Uhr an seinem linken Handgelenk. Für einen Augenblick empfand er eine jäh auf steigende Spannung. Keine ganze Stunde mehr, dachte er. Ich wollte, es wäre schon soweit.
    ***
    Alfred Rockefeller begrüßte uns in der weit offenstehenden Schiebetür seines riesigen Wohnzimmers. Er war 46 Jahre alt, mittelgroß, aber mit dem robusten Körperbau eines Schwergewichtlers ausgestattet. Links an seinem Unterkiefer gab es eine rote gezackte Narbe, die ungefähr die Form eines Y hatte.
    Nachdem wir uns vorgestellt hatten, sagte ich:
    »Mr. High läßt Ihnen für die freundliche Einladung danken. Er kann leider nicht selbst kommen.«
    »Hallo!« rief Rockefeiler aufgeräumt. »Das ist das .erste Mal, daß ich zwei richtige G-men auf einer Party habe! Fühlen Sie sich wie ?u Hause! Ich halte nicht viel von Formalitäten. Durch die Tür da drüben können Sie ins Eßzimmer sehen. Da ist ein kaltes Büfett aufgebaut. Kaviar, Hummer — alles. Machen Sie sich darüber her. Die Burschen in den weißen Servierjacken bringen Ihnen jedes Getränk, das Sie haben wollen. Ich muß noch ein bißchen hier stehenbleiben und die Parade abnehmen.«
    Wir machten ein paar Schritte in das Wohnzimmer hinein, das die Ausmaße eines kleinen
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