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0474 - Nummer 1 wird abserviert

0474 - Nummer 1 wird abserviert

Titel: 0474 - Nummer 1 wird abserviert
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Brennen in seinen Augen löschte jeden anderen Gedanken in ihm aus.
    Seine Gestalt zeichnete sich gegen den helleren Nachthimmel ab. Ich sprang und schlug mit dem Stuhlbein zu. Auf der Türschwelle brach er zusammen.
    Ich beugte mich über ihn, bereit, ein zweites Mal zuzuschlagen, aber er rührte sich nicht mehr. Er lag so, daß ich trotz der Fesselung in die Tasche seines Trenchcoats greifen konnte. Ich bekam den Griff der 38er zu fassen und zog die Kanone heraus. Ich fühlte mich mächtig erleichtert, als ich mein Schießeisen in den Hosenbund schieben konnte.
    Ich rief Lydias Namen. Sie reagierte nicht, und es war so verdammt dunkel in der Hütte, daß ich einfach nichts von ihr sah.
    Der Jaguar und Cashetts Thunderbird standen in wenigen Schritten Entfernung von der Hütte. Ich lief zu meinem Wagen, schaltete die Zündung ein und drückte den Scheinwerferknopf. Die Lichtkegel erfaßten die Hütte und erhellten durch die offene Tür auch das Innere.
    Immer noch waren meine Hände ancinandergebunden. Im Handschuhfach des Jaguar lag auch ein Taschenmesser. Ich angelte es heraus, öffnete es und rammte die Spitze in einen Balken der Hütte. Eine Minute später fielen die Stricke. Meine Hände waren frei.
    Ich beugte mich zu Cashett hinunter. Er stöhnte schwach. In wenigen Minuten würde er wieder bei Bewußtsein sein. Lydia Sleyght lag zusammengekrümmt in einer Ecke der Hütte. Sie schlief nicht, aber sie war nicht mehr ansprechbar. Das Gift hatte die volle Gewalt über ihren Körper und ihren Geist ergriffen.
    Auch das Telefon lag auf der Erde, aber es funktionierte. Ich rief die Zentrale an. »Ich bin in Greenpoint auf dem Gelände eines stillgelegten Verladebahnhofs. Die Hütte, von der ich telefoniere, scheint zum Lagerplatz einer Schrotthandlung zu gehören. Ich brauche einige Leute als Hilfe und auch einen Rettungswagen mit Arzt.«
    Cashett begann zu wimmern. Ich kniete neben ihm nieder. »Bewege dich nicht!«
    »Meine Augen!« stöhnte er. Niemand wußte, wieviel Menschen er auf dem Gewissen hatte, .aber jetzt, da es um ihn ging, verwandelte sich der riesige Mann in ein einziges Bündel Angst und Selbstmitleid.
    Ich schob seine Lider auseinander. Seine Augen sahen ziemlich mitgenommen aus, aber ich war sicher, daß sie nicht ernsthaft geschädigt waren.
    Die Handschellen, die ebenfalls immer im Handschuhfach des Jaguar lagen, hatte ich schon mitgebracht, und ich verpaßte sie ihm. Sobald ich mich nicht mehr um seine Augen kümmerte, begann er zu jammern. »Unternimm etwas!« stöhnte er. »Dazu bist du verpflichtet. Du bist Polizist!«
    Ich holte den Kasten für die Unfallhilfe, legte eine Binde über seine Augen und tröpfelte Borwasser darauf.
    »Cashett, was geschieht mit dem Mann, der für heute nacht auf eurer Liste stand?« fragte ich eindringlich.
    Er packte aus, und zwar völlig hemmungslos.
    Ich blickte auf die Armbanduhr. Vielleicht konnte ich den Mann noch warnen. Ich rief die Auskunftsstelle an. »Bitte die Telefonnummer von Charles Armstrong, Morningside Avenue!« Sobald ich die Nummer hatte, wählte ich sie. Armstrongs Diener meldete sich.
    »FBI! Geben Sie mir Mr. Armstrong.«
    »Mr. Armstrong verließ vor zehn Minuten das Haus. Mrs. Armstrong ist ein Unglück zugestoßen. Er wurde abgeholt.«
    Fluchend hieb ich den Hörer auf die Gabel. Noch war kein Polizei-Fahrzeug aufgetaucht, aber ich konnte nicht mehr warten. Andererseits wollte ich Lydia mit Cashett nicht allein lassen, wenn er auch weitgehend außer Gefecht gesetzt war.
    Ich nahm das Mädchen auf die Arme und trug es zum Jaguar. Sie gab ein paar Knurrlaute von sich, war aber völlig gleichgültig gegen alles, was mit ihr geschah. Ich verfrachtete sie auf den Beifahrersitz, wendete meinen Schlitten und suchte den Weg zur Straße.
    Sobald ich auf der Straße war, versuchte ich mich zu orientieren. Ich erwischte ein Straßenschild und wußte wieder, wo ich mich befand.
    Dann rief ich die Zentrale an und sagte ihnen, was sie vorbereiten sollten. Einige Straßenzüge weiter begegnete ich zwei heranschießenden Streifenwagen, deren Sirenen heulten. Sie stoppten, als ich die Scheinwerfer auf- und abblendete. Innerhalb von zwanzig Sekunden übergab ich ihnen das Mädchen. Dann raste ich mit dem Jaguar los.
    ***
    Das Haus lag völlig unverändert da. Immer noch brannte in der oberen Etage Licht hinter einem Fenster. Ich stand vor dem Eingang zum Laden, den ein vorgelegtes Gitter verschloß. Es gab keine Klingel. Ich rüttelte an dem Gitter.
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