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0474 - Metro-Phantome

0474 - Metro-Phantome

Titel: 0474 - Metro-Phantome
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bemühte, nichts zu verlernen. Aber jetzt hatte er nach Jahren endlich einmal wieder mehr Zeit dafür - und stellte rasch fest, daß das Programm, das er sich selbst gestellt hatte, ihn mehr in Anspruch nahm, als er geglaubt hatte. Vor allem das Kampftraining verlangte ihm viel ab, aber unter der Perspektive, den linken Arm weitgehend zu entlasten, entwickelte er nun eigene Variationen, die davon ausgingen, daß ein Kämpfer nur eine Hand benutzen konnte. Er bemühte sich dabei, »synchron« zu arbeiten; so, daß er die Tricks für Rechtshänder ebenso, nur durch spiegelbildliches Denken und Vorstellungsvermögen, als Linkshänder durchziehen konnte. Vielleicht konnte das alles einmal für sein Überleben und das anderer Personen, die dann in seiner Nähe waren, wichtig werden.
    Mit der Zeit begann Zamorra zu fürchten, daß er »mittendrin« von einem magischen Ereignis unterbrochen werden würde, das sein Eingreifen erforderte. Andererseits schien es ihm die Ruhe vor dem Sturm zu sein. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, daß die Dämonen der Hölle sich vom »Projekt Seelenfang« plötzlich vollkommen zurückgezogen hatten. Sie hatten zwar derzeit wohl einen großen Stapel interner Probleme, vor allem, was die Besetzung des Thrones des Fürsten der Fisternis anging. Aber solche Interna hatten sie auch früher nicht davon abgehalten, gleichzeitig den Menschen das Leben zur Hölle zu machen und sie ins Verderben zu führen. Zamorra begann unterschwellig den Moment zu fürchten, in welchem die Hölle nach dieser immer länger werdende Vorbereitungszeit den nächsten großen Schlag führte. Dabei ahnte er gar nicht, daß die wirkliche Bedrohung sich aus einer ganz anderen Richtung näherte. Aus einer Richtung, die er nicht im Traum hat sehen können, und mit der selbst die Dämonen nicht rechneten, und auch nicht die MÄCHTIGEN aus den Tiefen von Raum und Zeit oder die momentan in sich desolate, in Machtkämpfen zerstrittene DYNASTIE DER ERWIGEN…
    Zamorra betastete seinen Arm. Er war, Frakturen ungewohnt, immer noch vorsichtig und mißtrauisch. Beides war er in der Anfangszeit auch in anderer Hinsicht gewesen - er hatte befürchten müssen, dem Fluch anheimgefallen zu sein, dem die Einsiedlerin Naomi Varese unterlag. Ihr selbst geschah nie etwas, aber jeder, der mit ihr zu tun hatte, verfiel einer Pechsträhne, die im Regelfall tödlich endete. Eine Hexe hatte Naomi Varese vor Jahren mit diesem Fluch belegt… aber inzwischen war er endlich gebrochen worden. Das Kunststück hatte nicht einmal Zamorra fertigbringen können, sondern der telepathische und intelligente Wolf Fenrir, der sich zu dieser Unheilsbotin hingezogen fühlte und erst einmal sein Quartier in ihrer Waldhütte aufgeschlagen hatte. Seine wölfische Freundschaft hatte den Bann zerstört. Seitdem konnte Naomi Varese, die während all jener Jahre durch den Fluch auch nicht gealtert war, wieder ein normales Leben führen. Aber sie würde lange brauchen, sich wieder an die Nähe von Menschen zu gewöhnen, vor denen sie zwei Jahrzehnte lang geflohen war, um sie nicht ins Unheil zu stürzen. Vorerst erleichterte ihr Fenrir die Eingewöhnung.
    Für Zamorra und Nicole war es ungewohnt, den Wolf in der relativen Nähe von Château Montagne leben zu wissen. Normalerweise trieb er sich doch entweder mit den Silbermond-Druiden in der Welt herum, oder er wohnte abwechselnd bei ihnen in Gryfs Hütte auf der walisischen Insel Anglesey oder in der unsichtbaren Burg des Zauberers Merlin.
    Um Merlin machte Zamorra sich Sorgen.
    Merlin war sehr schwach geworden in der letzten Zeit, aber weder wollte er über den Grund für seine Schwache reden, den er genau zu kennen schien, noch wollte er sich helfen lassen. Zamorra befürchtete, daß Merlin starb, sein nahendes Ende den Freunden gegenüber aber nicht zugeben wollte, um sie nicht zu verängstigen Nun, es würde sich zeigen, was dahintersteckte, aber hoffentlich war es dann nicht zu spät. Ein fast ketzerischer Gedanke durchzuckte Zamorra. Hielt die Dämonenwelt nur deshalb momentan Ruhe, weil die Schwarze Familie um Merlins Sterben wußte und seinen Tod abwarten wollte um, danach erst recht zuzuschlagen?
    Er konnte es zumindest nicht völlig aus seinen Gedanken ausschließen.
    Nicole Duval schaffte es, ihn aus diesen Gedanken zu reißen. Ahnungslos sah Zamorra aus dem Fenster eines der langen Korridore und sah einen weißen Cadillac Eldorado in den Innenhof gleiten. Chromblitzend, mit riesigen Heckflossen, und in
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