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0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl

0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl

Titel: 0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl
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Sekunden lang fand sie die Kraft, sich zu beherrschen, dann brachen die Schleusen. Ich ließ sie gewähren. Es tat ihr gut.
    Phil kniete neben den Toten hin und untersuchte ihn kurz, ohne etwas zu verändern. Dann erhob er sich und trat zu mir. »Er ist noch keine halbe Stunde tot«,' sagte er leise. »Die Leichenstarre hat noch nicht eingesetzt.«
    »Spuren?«
    »Nicht zu sehen, jedenfalls nicht auf Anhieb. Ich schaue mich mal in der Wohnung um.« Er ging hinaus.
    Liza French beruhigte sich. Ich beugte mich nach vorn. »Also?«
    »Ich weiß es nicht«, murmelte sie.
    »Sie leiden an einem Schuldkomplex«, stellte ich sachlich fest.
    Liza French zuckte zusammen. Sie musterte mich angstvoll. »Wie kommen Sie darauf.«
    »Erfahrung«, sagte ich.
    Sie schwang die Füße auf den Boden und richtete den Oberkörper auf. Mit einer fahrigen Bewegung strich sie eine Locke aus der Stirn. »Ich habe keine Ahnung, wer es getan haben könnte«, sagte sie mit tonloser Stimme. »Richy hatte keine Feinde.«
    »Es war kein Freund, der ihn ermordete,« bemerkte ich. »Sind Sie mit allen vorkommenden Büroarbeiten vertraut? Wissen Sie alles über die Ein- und Verkäufe?«
    Liza French schüttelte den Kopf. »Ich sitze im Vorzimmer, das ist Ihnen ja bekannt. Ich bediene das Telefon und erledige die Korrespondenz. Mit den eigentlichen Abschlüssen habe ich nichts zu tun.«
    »Sie tippen auch Rechnungen?«
    »Ja, meistens«, sagte Liza matt. »Bestimmt wissen Sie schon längst, worauf ich hinaus will. An wen wurden die Maschinen geliefert, die Swift von Webster and Drought bezogen hat?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie kaum hörbar.
    Ich wies mit dem Daumen über die Schulter auf den Toten. »Er mußte sterben, weil man befürchtete, daß er das Geheimnis preisgeben würde. Sie teilten mit Mr. Swift das Geheimnis. Wollen Sie auch sein Schicksal teilen? Für die Gangsterbande bilden Sie das gleiche Sicherheitsrisiko.«
    Liza French begann zu zittern. »Warum quälen Sie mich? Warum?« fragte sie mit bebender Stimme. »Sie sehen doch, wie mir das Ganze zusetzt!«
    »Ich bin durchaus dafür, Rücksicht zu üben«, sagte ich, »aber ich lehne Rücksichten ab, die nur Verbrechern zugute kommen. Die Sardonin-Leute schrecken vor nichts zurück. Das beweist der Tod von Mr. Swift, und das beweisen die Morde an Lo Cockers und Herb Hutchlay. Wer so weit gegangen ist, wird auch noch weiter gehen.«
    Liza French schaute mich an. »Und was wäre, wenn ich den Namen sagte? Dann — dann…« Ihre Stimme brach. Sie ließ die Schultern sinken und weinte leise vor sich hin.
    »Wer ist es?« fragte ich mit ruhiger, aber eindringlicher Stimme.
    »Ich bin schuld«, schluchzte sie, »ich allein. Wenn ich gewußt hätte, daß…« Wieder unterbrach sie sich und schwieg. Ich vollendete den Satz. »Wenn Sie gewußt hätten, was die Gangster mit Ihren Informationen anstellten, hätten Sie geschwiegen, nicht wahr?«
    »Ja«, hauchte sie.
    »Sie haben mitgehört, was zwischen Mr. Swift und uns gesprochen wurde. Wem haben Sie davon Mitteilung gemacht, Miß French?«
    »Ich — ich habe Mr. Faber angerufen, Jerome Faber.«
    »Wer ist das?«
    »Er hat mich ersucht, ihm Mitteilung zu machen, sobald das FBI versuchen sollte, die Abnehmer der Spezialmaschinen von Webster and Drought zu ermitteln.«
    »Seit wann kennen Sie diesen Mr. Faber?«
    »Ich bin nur einmal mit ihm ausgegangen. Er ist ein großer und gutaussehender Mann. Für meine Dienste erhielt ich monatlich eine Zuwendung von einhundert Dollar. Ich war heute beinahe froh, daß ich für dieses Geld endlich einmal etwas leisten konnte. Ich wußte doch nicht, was ich damit anstellte.«
    »Wurden die Maschinen an diesen Faber geliefert?«
    »Nein, an eine Firma SWEETIEPIE.«
    »Ist das nicht eine Bonbonfabrik?«
    »Ja.«
    »Kennen Sie den Besitzer?«
    »Soviel ich weiß, gehört sie Mr. Rice.«
    »Ernie Rice?« fragte ich.
    Liza French nickte. Sie machte jetzt einen völlig erschöpften Eindruck. Ich ließ sie in Ruhe und stand auf. Ernie Rice also. Wir wußten, daß er ein geschickter, aufstrebender Gangsterboß war. Bisher hatte er es verstanden, seine Aktionen gut zu tarnen. Er besaß eine Reihe von Firmen, die ihm diese Tätigkeit erleichterten.
    Phil betrat das Zimmer. Fragend sah er mich an. Ich nickte kaum merklich. Phil drückte die Tür hinter sich ins Schloß. »Im Küchenausguß stehen zwei Gläser, frisch ausgewaschen«, sagte er und blickte das Mädchen an. »Haben Sie die Gläser ausgespült und
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