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0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl

0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl

Titel: 0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl
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meine Schulter. Ich merkte, daß ihr Blick Rice suchte, möglicherweise auch seine Gesprächspartnerin.
    »Sie kennen Mr. Rice?«
    »Ja.«
    »Ein sehr erfolgreicher Mann«, sagte ich.
    »Ja.«
    Das Mädchen gab die Antworten stereotyp, es war beinahe so, als hörte sie gar nicht zu. Möglicherweise hätte sie es auch bejaht, wenn ich mich erkundigt hätte, ob sie schon einmal auf dem Mo'nd gewesen war.
    Sie tanzte gut und leicht.
    »Sie sind New Yorkerin?« bohrte ich weiter.
    »Nein.«
    Sie hörte also doch zu. Aber sie war offensichtlich nicht daran interessiert, mit mir ein Gespräch zu beginnen.
    »Sie tanzen sehr gut«, sagte ich. »Danke.«
    Ich bemerkte Phil, der in diesem Moment den Raum betrat und in der Nähe der Tür stehenblieb. Er machte zunächst ein erstauntes Gesicht, als er mich tanzen sah, dann lächelte er anerkennend. Er schien meine Wahl und meinen Geschmack zu billigen, aber er wußte natürlich nicht, was mich .zum Tanzen animiert hatte.
    »Kennen Sie zufällig das blonde Mädchen, das mit Mr. Rice spricht?« erkundigte ich mich.
    »Wie bitte?« fragte meine Partnerin, der es schwerzufallen schien, sich auf mich zu konzentrieren. Ich wiederholte die Frage. »Nein«, sagte sie.
    Wenn es stimmte, was sie antwortete, interessierte sie sich also für Ernest Rice.
    »Mir ist es so, als hätte ich Sie hier schon einmal gesehen«, flunkerte ich. »So? Sie müssen sich täuschen.«
    »Wirklich? Aber Sie sagten doch, daß Sie Mr. Rice kennen!« Das Mädchen blickte mir zum erstenmal prüfend in die Augen. Ich lächelte sie an. Das Lächeln fand keine Erwiderung.
    »Ja, ich kenne ihn«, sagte sie. »Das bedeutet jedoch nicht, daß ich seine Gesellschaft suche oder daß ich ihn schätze. Mr. Rice ist…« Ihr schien ein sehr bitteres und hartes Wort auf der Zunge zu liegen, aber sie sprach es nicht aus. »Ich habe Kopfschmerzen«, sagte sie. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir den Tanz unterbrechen?«
    »Wir gehen ein wenig auf die Terrasse«, schlug ich vor. »Die frische Luft wird Ihnen guttun.«
    Das Mädchen folgte mir ohne große Begeisterung. Faber kam uns entgegen. Er blickte erst mich und dann das Mädchen an. Er lächelte verbindlich, aber ich merkte, daß er stutzte. Er schien uns einordnen zu wollen, ohne recht zu wissen, wie das zu bewerkstelligen war.
    »Das war Mr. Faber«, sagte ich, als wir uns einige Schritte von ihm entfernt hatten. Die Terrasse war ziemlich groß und durch eine Markise überdacht. Einige geschickt verteilte Windlichter sorgten für gedämpftes, intimes Licht.
    »Ich würde gern eine Zigarette rauchen«, meinte das Mädchen. Sie sprach nicht sehr laut; ihre Stimme hatte ein angenehmes dunkles Timbre.
    Als sie mit einer Hand die Zigarette entgegennahm, die ich ihr anbot, fiel mein Blick auf die Abendtasche aus Goldbrokat. Jetzt, da das Mädchen die Tasche nur mit einer Hand hielt, bemerkte ich, daß sich im Innern der Tasche ein ziemlich großer Gegenstand befinden mußte.
    »Danke«, sagte sie, nachdem ich ihr Feuer gegeben hatte. Sie legte die Stirn in Falten, als müßte sie sich an etwas erinnern, was ich gesagt hatte. »Faber?« meinte sie. »Faber?«
    »Der Mann, der uns eben begegnete. Er gilt als Mr. Rices rechte Hand.«
    Das Mädchen musterte mich interessiert. »Woher kennen Sie Mr. Rice?«
    Ich grinste. »Darf ich ganz ehrlich sein? Bis jetzt habe ich noch kein Wort mit ihm gewechselt.«
    »Aber er hat Sie doch eingeladen!«
    »Nicht die Bohne«, sagte ich. »Sobald auf einer Party mehr als fünfzig Leute erscheinen, kann man sich getrost unter die Gäste mischen.«
    »Sie müssen doch einen Grund dafür haben!«
    »Den habe ich.«
    »Ich bin gleichfalls ohne Einladung hier«, sagte sie.
    »Auch mit einem ganz bestimmten Grund?«
    »O ja.«
    »Darf man neugierig sein und fragen, was Sie bewogen hat zu kommen?«
    »Darüber kann ich nicht sprechen.«
    »Ich habe das Gefühl, daß Sie Mr. Rice nicht gerade lieben.«
    Das Mädchen blickte mich an. Hier draußen wirkten ihre Augen fast schwarz. »Mr. Rice kann man nicht lieben«, erklärte sie. »Man kann ihn entweder fürchten oder hassen. Vielleicht auch beides. Aber diese Gefühle sind nicht genug. Irgend jemand muß einmal den Mut finden, Mr. Rice zu…« Wieder unterbrach sie sich. Sie atmete rascher als zuvor. »Es hat keinen Zweck, sich darüber zu unterhalten«, meinte 'sie. »Sie würden mich nicht verstehen. Außerdem geht es Sie nichts an. Ich muß das mit mir abmachen.«
    Plötzlich fiel bei
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